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Kairo, JE 57159

JE 57159
Standort: Ägyptisches Museum Kairo
Inv.-Nr. JE 57159
Bezeichnung: Türsturz mit Opferformel

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 220; als Deckenblock verbaut gefunden
Erwerbung: Fundteilung 1903
Material: Kalkstein
Maße: L. ca. 130 cm; H. ca. 30 cm
Datierung: Späte 5. / Beginn 6. Dynastie
Beschreibung:
Der Türsturz wurde vor der Scheintür in einem späteren Anbau als Deckplatte sekundär verbaut gefunden. Er stammte vermutlich von der Scheintür.
Erhaltungszustand:
Unbekannt.
Darstellung und Text:

Der Türsturz mit Opferformel ist in zwei Register aufgeteilt. Das obere Register enthält die Königs- bzw. Götterformel mit der Bitte um ein Begräbnis und ein schönes Alter für den Grabherrn Vzj und seine Frau MH-jb-O(w).t-Or(.w). Grabherr und Frau sind gemeinsamt auf einer Bank vor einem kleinem Opfertisch sitzend dargestellt. Dahinter steht kleiner dargestellt vermutlich der Sohn Ro-nfr und vor dem Opfertisch kniet im Verehrungsgestus der Schreiber Mrw-k#.

Datierungskriterien nach Cherpion:ßJ
Kriterium 10 (der Stuhl mit Rinderfüßen – Laufzeit bis in die 6. Dynastie)
Kriterium 18 (der Opfertisch mit hohen Broten – Laufzeit vorwiegend 5. Dynastie)
Kriterium 24 (der Opfertisch ohne Fuß – Laufzeit durchgängig)
Kriterium 31 (lange Perücke – Laufzeit vorwiegend Pepi I., Merenre, Pepi II.).
Die restlichen Kriterien erscheinen eher als ein archaischer Rückgriff auf frühere Zeiten, als eine Datierung der Mastaba in die Mitte der 4. bis Mitte der 5. Dynastie zu erlauben.
Kriterium 1 (Stuhl mit Papyrusblüte aber ohne Lehne und Kissen – Laufzeit vorwiegend 4. Dynastie aber auch in der 5. Dynastie unter Niuserre belegt)
Kriterium 22 (anderweitig gefüllter Opfertisch – Laufzeit 2. Hälfte 4. Dynastie bis 1. Hälfte 5. Dynastie)
Krieterium 47 (Armbänder – Laufzeit vorwiegend in der 4. Dynastie aber auch noch unter Niuserre belegt)

Aber auch die Verwendung des Titels mjtr.t, den Vzjs’ Frau führte ist zwar schon ab der 3. Dynastie bekannt, tritt aber bei den Frauen der 5. Dynastie am häufigsten auf.

Inschrift: Transkription und Übersetzung.

Htp D(j).w nzw Htp D(j).w Jnpw Xntj zH-nTr qrs.t m zmj.t jmnt.t j#w nfr wr.t jry-X.t nzw jmy-r# Hmw.t(yw) Vzj mjtrt MH-jb-O(w).t-Or(.w) Ro-nfr
Ein Opfer, das der König gegeben hat und ein Opfer, das Anubis gegeben hat, der vor der Gotteshalle ist, ein Begräbnis in der westlichen Nekropole und ein schönes, großes Alter für den Beauftragten für die Angelegenheiten des Königs, den Vorsteher der Handwerker Vzj und der "Dame" MH-jb-O(w).t-Or(.w) und für Ro-nfr.

pr.t-Xrw t' Hnq.t m wp.t rnp.t m tpj-rnp.t EHwtj.t m w#g m Hb-wr rkH jbd (nj) s#D pr.t-Mnw tpj-jbd tpj smd.t ro-nb X# k# X# m# X# sr / Trp jH.wt gHs

Ein Totenopfer bestehend aus Brot und Bier am Neujahrsfest, am Fest des ersten Tages, am Thotfest, am Wag-Fest, am großen Fest, am Brandopferfest, am Monatsfest des Sadj, am Herauskommen des Min-Fest, am Fest zum Monatsanfang, am Halbmonatsfest und jeden Tag.
1000 an Stieren, 1000 an Antilopen, 1000 an Gänsen, Rindern und Gazellen.

Vor dem Opfertisch kniend der Schreiber zx# Mrw-k#.


Kommentar:

Zu den Titeln:
jry-X.t nzw jmy-r# Hmw.t(yw) ; zx#
"Beauftragter für die Angelegenheiten des Königs", "Vorsteher der Handwerker"; "Schreiber"
Zu den Titeln siehe Jones, Index OK, 327, 1206; 179, 680; 834,3040.

Zum Titel: mjtr.t - "Dame" siehe Jones, Index OK, 424, 1572 und Daoud, False-door, in: SAK 23 (1996), 88-96.

Zu den Namen:
Vzj (Ranke, PN I, 394,10)
MH-jb-O(w).t-Or(.w) (Lesung unklar - nicht bei Ranke belegt)
Ro-nfr (Ranke, PN I, 219,10)
Mrw-k# (Ranke, PN I, 162,10)

Zu den Festen vgl. Spalinger, Anthony John, The Private Feast Lists of Ancient Egypt, Wiesbaden, Harrassowitz Verlag, 1996 = Ägyptologische Abhandlungen, 57. S. 110ff.

Anmerkung:
ßJ: Siehe dazu auch die vorgenommenen Modifikationen von Seidlmayer, Stephan Johannes, Stil und Statistik. Die Datierung dekorierter Gräber des Alten Reiches - ein Problem der Methode, in: Archäologie und Korrespondenzanalyse. Beispiele, Fragen, Perspektiven. Herausgegeben von Johannes Müller und Andreas Zimmerman, Espelkamp, 1997 (= Internationale Archäologie, 23), 17-51. [zurück]


Technische Angaben:



Geschichte des Stückes:
Die Kalksteintafel wurden am 19. 03. 1903 gefunden und kamm dann durch die Fundteilung 1903 (s. Teilungsprotokoll) an das Ägyptische Museum der Universität Leipzig.
zugehörige Objekte:

Scheintür:
Unterer Sturzbalken (Edinburgh, National Museums of Scotland A.1909.483)
Bildfeld (Verbleib unbekannt - vermutlich Ägyptisches Museum Kairo)

Verworfen an der Südwestecke der Mastaba:
"Pilzförmig geformte Stele" (Kairo, JE 57174)

Verworfen westlich von der Mastaba:
Hohe Opfertafel ohne Inschrift (Verbleib unbekannt - eventuell in situ belassen)

Verworfen vor der Mastaba:
Statuette (Leipzig, ÄMU 2464)

Bibliographie:
Unpubliziert.
Literatur:
Lapp, Günther, Die Opferformel des Alten Reiches, unter Berücksichtigung einiger späterer Formen, Mainz am Rhein, Verlag Philipp von Zabern, 1986 = Sonderschrift. Deutsches Archäologisches Institut Abteilung Kairo, 21.

Spalinger, Anthony John, The Private Feast Lists of Ancient Egypt, Wiesbaden, Harrassowitz Verlag, 1996 = Ägyptologische Abhandlungen, 57.
 
Photos:
 
Archivalien:

Tgb. 1903 [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 30: Östl. von Mastaba A kommt eine neue Mastaba heraus. Auf der Scheintür der Name des Verstorbenen S. 30; davor ein Bild: der Tote vor dem Opfertisch sitzend.
Vor der Scheintür ein späterer Anbau, in der eine Platte, wohl von einer Scheintür als Decke verbaut ist. Auf dieser Platte (Kalkstein) l. der Verstorbene u. seine Frau sitzend; hinter ihnen steht ein Sohn, vor ihm hocktein Schreiber; r. Inschrift von 2 Zeilen:
S. 30 etc., also das gewöhnliche Gebet für einen Toten, der Tesi heisst. Die Mastaba wohl 6. Dynastie. Die Platte wird nach dem Lager gebracht und als No. 1 ins Fundjournal eingetragen. Hinter d. Scheintür der Brunnen. Der Vorbau führt zu einer Kammer, über die wir wohl morgen Gewissheit bekommen werden. [...]

S. 160: Um ½ 6 aufgestanden, um 6 kommt Quibell zur Teilung. Wir frühstücken erst vor dem Hause u. gehen dann an das schwere Geschäft. Meiner dringenden  Bitte, dass ich die beiden vollständigen Statuengruppen haben müsse giebt Q. nach. Er nimmt dafür für das Museum den Denkstein des Vesj, die Gruppe ohne Köpfe, den doppelten Holzsarg, die grosse Holzfigur einer Frau aus d. Grabe des Hetpi und 7 von den Steinen mit Inschriften u. Reliefs (No. 1.9.10.14.15.17.13 des Fundjournals). Der Rest verbleibt uns. Wir nehmen ein Protokoll auf, das vor uns beiden unterzeichnet wird. Betreffs der Kammer des Uhemka wünscht Maspero entweder sie an Ort u. Stelle zu belassen und den Touristen zugänglich zu machen oder sie – natürlich für einen anständigen Preis an mich zu verkaufen. Ich werde darüber noch mit Maspero unterhandeln. Gegen 10 geht Quibell;

Inschriften 1903: [Original pdf]

S. 1:
S. 1
"1
Fundjournal No. 1.

Links Mann u. Frau auf einer Bank mit Kuhfüssen sitzend. Vor Ihnen Opfertisch [Zeichnung]; davor Mann kniend.
hinter ihnen steht ein Mann [Zeichnung]
Inschrift 2 Zeilen:
[Abschrift Opferformel]
Folgen die Namen der Dargestellten.
Der Verstorbene: [Abschrift Titel und Name]
die Frau: [Abschrift Titel und Name]
Mann dahinter: [Abschrift Name]
Mann davor (knieend) [Abschrift Titel und Name] "

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906
Plan Junker, Giza IX, Plan I
Plan Junker, Giza IX, Abb. 19
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