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PM 16

PM 16
Standort: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum
Inv.-Nr. 16
Bezeichnung des Stückes: Familiengruppe des $rj-rmn und der RwD-k# mit Kindern

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 12 b, Serdab
Erwerbung: Fundteilung 1905
Material: Kalkstein
Maße: H. 42,0 cm; B. 23,50 cm; T. 29,4 cm
Datierung: 5. Dynastie nach Porter/Moss.
6. Dynastie nach Martin-Pardey, CAA 1,34-38.
6. Dynastie
Beschreibung:

Der Serdab der Mastaba D 12 wurde am 17.02.1905 gefunden. Er lag an der östlichen Wand und hatte vermutlich eine Verbindung zur Opferstelle, die jedoch herausgebrochen war. Die davor liegende Opferplatte spricht jedoch für die Annahme einer solchen. Der Serdab war also erbrochen, trotzdem fand sich die nur 18 cm unter der Oberfläche liegende Familiengruppe wohl noch in situ.

Erhaltungszustand:

Der Erhaltungszustand der Statuengruppe ist teilweise fragmentarisch. In eine separat gefertigte Basisplatte ist die Figurengruppe des $rj-rmn und seiner Frau RwD-k# mit ihrer kleinen Tochter cn.t-jtj=s, vor einem hohen Rückenpfeiler stehend eingesetzt. Links zu Füßen des Mannes steht separat gefertigt und in die Basisplatte eingelassen der kleine Sohn ///.w. Auf gleiche Art gefertigt, nur bis auf die Füße nicht mehr erhalten, war die rechts zu den Füßen ihrer Mutter stehende Tochter OHj. Die Familiengruppe weist zudem Abschläge und Ausbrüche auf. Es fehlen das Gesicht der Frau, das linke Knie des Mannes und Stücke der Basis. Der Zustand der Steinoberfläche war bereits bei der Auffindung stark versalzen und angegriffen und hatte sich im Laufe der Zeit weiter verschlechtert. Daher wurde die Statuengruppe in der Zeit vom 06.06.1963 bis zum 08.12.1963 einer Wässerung unterzogen (Vgl. Strecker PM 16). Dabei wurden neben den Salzausblühungen auch das Befestigungsmittel zwischen den einzelnen Basen entfernt. Größere Risse im Stein wurden mit Gips ausgefüllt und die wenigen Farbreste verstärkt. Ein abgelöstes Fragment an der Basis vor dem Fuß des Mannes wurde wieder befestigt. Die Statuengruppe konnte zwar so gefestigt werden, jedoch ist die Oberfläche stark angegriffen, so dass das Gesicht des Mannes, seine Perücke, Oberkörper und Beine nur noch grob in ihren ursprünglichen Konturen zu erkennen sind.

Darstellung und Text:
 

Die Familiengruppe des $rj-rmn und seiner Frau RwD-k# mit den Kindern ist aus vier separaten Teilen gearbeitet. $rj-rmn steht mit seiner Frau und der kleinen zwischen beiden Ehenpartnern stehenden Tochter vor einem hohen Rückenpfeiler und einer kleinen Basis. Links neben dem Grabherrn steht der kleine Sohn /.w, der nackt dargestellt ist mit dem rechten Finger am Mund und der für Knaben typischen Seitenlocke, auf einer kleinen Basis. Rechts neben der Frau steht ebenfalls aus einem Block gefertigt die kleine Tochter Ohj, die jedoch bis auf ein Fragment der beiden geschlossen nebeneinander stehenden Füße (nur der linke Fuß ist vollständig, der rechte nur teilweise erhalten), zerstört ist. Alle Figuren der Gruppe waren in eine separat mit den Namen der dargestellten beschrifteten Basisplatte eingelassen.
$rj-rmn steht mit geschlossenen am Körper anliegenden Armen mit zur Faust geballten Händen vor einem bis zur Schädelkalotte reichendem Rückenpfeiler. Seine Haltung ist mit dem linken Bein voran schreitend dargestellt. Er trägt die kurze Löckchenperücke und eine kurzen Schurz mit Überschlag und kleinem Knoten. Ein Gürtel ist nicht erkennbar.
Seine rechts neben ihm stehende Frau steht mit geschlossenen Beinen vor dem selben Rückenpfeiler. Sie ist fast gleich groß wie ihr Mann dargestellt und umfasst seinen Rücken mit ihrem linken Arm und legt ihre Hand auf seine linke Schulter. Ihren rechten Arm hält sie angewinkelt vor ihrem Bauch und greift an seine rechte Armbeuge. Sie trägt das typische lange Trägergewand und einen schulterlange Strähnenperücke. Sein stark, durch die Salzausblühungen angegriffene Gesicht zeigt noch die auf einer geraden Lidachse stehenden Augen, das pausbackige, runde Gesicht mit einer breitflügeligen Nase. Der Mund ist heute nur noch erahnbar.
Die zwischen beiden nackt dargestellte Tochter cn.t-jtj=s, steht wie die Mutter mit geschlossenen Beinen. Sie reicht von ihrer Größe her bis an das Gesäß ihrer Eltern. Sie trägt eine Kurzhaarfrisur und hält ihren rechten Arm am Körper entlang herabgeführt und mit ihrem linken Arm umfasst sie das rechte Bein ihres Vaters. Ihr Gesichtsschnitt weist ebenfalls, wie der ihres Bruders, große mandelförmige Augen, einen breiten Nasenrücken und dicke, wulstige Lippen auf. Nur wirkt ihr Gesicht etwas länglicher und passt zu der schlanker gearbeiteten Figur.
Der links neben dem Vater, separat gearbeitet Sohn /.w steht wie der Vater mit dem linken Bein vorgestellt in schreitenden Haltung. Seine Körperachse fällt leicht schräg nach links auf sein vorgestelltes Bein, so dass man zu dem Eindruck kommt, er schaut an der linken Faust seines Vaters vorbei zum Betrachter. Der Gesichtschnitt des Knaben ist so wie auch seine Haltung ebenfalls leicht schräg nach links. Seine mandelförmigen Augen, der breite Nasenrücken und die wulstigen Lippen unterstreichen das runde Kindergesicht. Er reicht, wie schon seine Schwester, seinem Vater nur bis zum Gesäß. Auch er ist wie die kleine Tochter nackt dargestellt und trägt die Jugendlocke. Seine rechte Hand hält er mit der Geste des zum Mund geführten Zeigefingers ans Gesicht. Sein linker Arm hängt gerade mit der zur Faust geballten Hand herab. Sein Körper wirkt durch die fleischigen Arme, den etwas geblähten Bauch und den kurzen stämmigen Beinen, pummelig, was wohl seine Jugendlichkeit unterstreichen soll.

Auf der Oberseite der Basisplatte und z.T. auch auf die Basen der Statuen übergehend sind von rechts nach links laufend im versenkten Relief die Namen und Titel der dargestellten Personen angegeben.

Vor dem Sohn sein heute nicht mehr lesbarer Name:
/.w

Vor dem Vater:
jry-X.t-nzw $rj-rmn ßJ
"Beauftragter für die Angelegenheiten des Königs",
Zu dem Titel siehe Jones, Index OK, 327,1206.
Zum Namen siehe Ranke, PN I, 277,1 noch $rj-H#.t gelesen.

Vor der Tochter:
z#.t=f cn.t-jtj-s
Seine Tochter, cnt-jtj=s
Zum Namen siehe Ranke, PN I, 311, 13.

Vor der Mutter:

Xm.t=f RwD-k#
Seine Frau, RwD-k#
Zum Namen siehe Ranke, PN I, 221, 21.

Vor der Tochter: ßK
z# OHj
Zum Namen siehe Ranke, PN I, 254, 12.

Kommentar:
  ßJ - Die Lesung $rj-rmn ist gesichtert, denn es handelt sich nicht wie Steindorff annahm um das Löwenvorderteil, sondern um den angewinkelten Arm, der rmn zu lesen ist.
ßK - Es scheint sicher zu sein, dass es sich um eine weitere Tochter handelt, obwohl die Bezeichnung z# nicht eindeutig ist, weil die Beinstellung geschlossen ist, was vorwiegend bei weiblichen Familienmitgliedern vorkommt und der zwar vorwiegend männlich belegte Name Ohj mit einem weiblichen Determinativ verstehen ist.
Technische Angaben:

Maße:
Maße: Höhe der Rückenplatte: 18 cm.
Breite der zweiten großen Basis: 21,6 cm, ihre Tiefe: 12,7 cm.
Höhe der Frau: 33,7 cm.
Höhe der Mädchenfigur: 13,5 cm.
Höhe der Jungenfigur: 15 cm.
Breite ihrer Basis: 3,8 cm, Tiefe ihrer Basis: 5,5 cm.
Breite der vierten Basis: 3,2 cm, ihre Tiefe: 5 cm.

Farben:
Spuren von rötlich-brauner Farbe an Beinen und Füßen des Jungen, des Mannes, sowie an dessen Schultern und Gesicht. Rötlich-braune Farbspuren auch an den Beinen des Mädchens und den Füßen der Frau. Schwarze Farbreste finden sich auf der Basisplatte und
am unteren Rand der Rückenplatte.

Geschichte des Stückes:
Die Statue wurde im Frühjahr 1905 durch Steindorff bzw. Möller in ihrem Serdab gefunden und geborgen. Sie kam noch im gleichen Jahr zur Fundteilung.
zugehörige Objekte:
  Keine.
Bibliographie:
 

- Kayser, Hans, Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Hildesheim, 1973 = Pelizaeus-Museum zu Hildesheim/Wiss. Veröffentlichung, 8, S. 46.
- Martin-Pardey, Eva, Plastik des Alten Reiches. Teil 1, Mainz/Rhein, 1977 = Corpus antiquitatum aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog ägyptischer Altertümer. Pelizaeus Museum. Hildesheim. Lieferung 1. S. 1,30-1,38.
- Porter, Bertha and Rosalind B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. III. Memphis. Part I. Abû Rawâsh to Abûsîr. Oxford, 1974, S. 109.
Strecker, Johannes , Restaurierungsmethoden an ägyptischen Denkmälern, in: Raggi, Zeitschrift für Kunstgeschichte und Archäologie 8,4 (1968) 134-136, Abb. 10-12.

Literatur:
- Fitzenreiter, Martin, Statue und Kult, Eine Studie der funerären Praxis, an nichtköniglichen Grabanlagen der Residenz im Alten Reich,Internet-Beiträge zur Ägyptologie und Sudanarchäologie, Vol. III (IBAES III), Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2001.
   
Photos:

N 1457
N-ÄMUL 1522
=
BFM 1.360.886

BFM 1.361.716
N-ÄMUL 1523
=
BFM 1.360.887
Photo verloren

ÄMUL 1926
   
Archivalien:  

Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 29: […] Im Südende des Schugls werden 2 weitere Mastabas ausgegraben. 3 Bire, die erledigt werden, enthalten nur die Skelette, 2 ohne Sarg mit angezogenen Knieen, (D 12) eine Leiche liegt in einer kleinen, ca 50 cm langen Holzkiste.

S. 30: Wie es möglich war, den Körper eines anscheinend ausgewachsenen so zusammenzupressen ist mir rätselhaft. Die Kiste ganz vermorscht. Kurz vor Arbeitsschluß kommt endlich der erste Statuenfund
S. 30

S. 31: heraus, und zwar an der mit xx bezeichneten Stelle auf der Planskizze auf voriger Seite, der den Stand der Arbeiten am heutigen Schluß der Berichtswoche veranschaulichen soll.
Bis auf die (westliche) Rückwand waren sämtliche den Serdâb bildende Steine herausgerissen, trotzdem war die Gruppe, die nur 18 cm unterhalb der heutigen Oberfläche gefunden wurde, fast unbeschädigt.
Dargestellt ist ein Ehepaar. Zwischen beiden steht ein kleines nacktes Mädchen, das rechts neben der Frau stehende Kind ist weggebrochen. Links neben dem Mann steht ein kleiner Junge mit Seitenlocke, den r. Zeigefinger am Munde. Das Figürchen ist nachträglich aufgesetzt. Inschriften auf der Basis:
S. 31
H. 40 cm Bemalung (das Material ist Kalkstein) nur in Spuren erhalten. Die

[auf der gegenüberliegenden Seite:]

Mastaba D 12
Die Gruppe in der Slg. Pelizaeus
Hildesheim Katalog 16

S. 32: Oberkörper der Erwachsenen haben durch Salz stark gelitten. Wie ich gerade mit der Bergung des Fundes beschäftigt bin, kommt Davies mit Seymour de Ricci an. Das war auch nicht gerade nötig, da letzterer ein abu’l’kalâm zu sein scheint. Um 7 Uhr trifft Hr. Dittmar aus Med. el Fajûm und Abusir el Meleq zurückkehrend, im Lager ein. Abendessen bei Reisners.
Schluß des dritten Wochenberichtes

 

Statuen 1905: [Original.pdf]

S. 11:
Familiengruppe (Tagebuch S. 31)
H. 42 cm.

Auf einem rechteckigem Sockel stehen 5 Personen u. zwar eine Mittelgruppe (Mann u. Frau, zwischen ihnen ein kleines Mädchen), an einen breiten Rpf. [Rückenpfeiler] gelehnt; l. ein Junge, rechts ein anderes Kind. Die Mittelgruppe, der Junge und das Kind sind besonders gearbeitet u. in den Sockel eingelassen.
Sockel: L. 29. H. 7. Br. 23 cm.
S. 11
Br. des Mittelpfeilers d. Mittelgruppe: 21 cm.

a) Mittelgruppe
R. Mann, stehend; l. Bein vorgesetzt. Beide Arme hängen herab. Hände geballt, halten die Röllchen. Kurze, die Ohren bedeckende Löckchenperücke. H. 34, 5 cm.

R. von ihm (also l.) steht die Frau. Kurze, in d. Mitte gescheitelte Perücke. Langes Gewand, bis über die Waden reichend.
Ihren l. Arm legt sie von hinten auf d. Mannes l. Schulter. Den r. Arm legt sie vorn an s. r. Arm.

S. 12:
Zwischen beiden steht ein kleines Mädchen, H. 13 1/2 cm.
Beide gleichmittig gesetzt. Kopf geschoren. Ihr r. Am hängt herab, Hand offen, Fläche nach innen; mit d. L. fasst sie von hinten um das r. Bein des Vaters.

b) Junge r., l. vom Vater stehend, an einem kleinen Rpf. [Rückenpfeiler] gelehnt. H. 15 1/2 cm.
Nackt; Haar geschoren, bis auf die über die r. Schulter herabhängende Seitenlocke. Der l. Arm hängt herab, Faust geballt, Daumen nach vorn. Mit d. Zeigefinger der r. Hand fasst er an d. Mund.

c) von dem Mädchen l. ist nichts als die gleichmässig gesetzten Füsse erhalten.
Die Gruppe ist sehr corrodiert; trotzdem sind noch Farbreste vorhanden: Sockel schwarz, Hautfarbe der Figuren rötlich.

Vorn auf d. Sockel stehen in eingeschnittenen Hieroglyphen die Namen der 5 dargestellten Personen:
S. 12
Das Ka das Möller gesehen, ist unsicher.

 

Fundjournal 1905: [Original.pdf]

7 Statuengruppe: Ehepaar, zwischen beiden kleines nacktes Mädchen, das rechts neben der Frau stehende Kind ist weggebrochen. Links neben dem Mann steht ein kleiner Junge mit Seitenlocke, den r. Zeigefinger am Munde. Das Figürchen nachträglich aufgesetzt.
Inschr:
No. 7

H. 40 cm. Kalkst. Tgb. S. 31.

Lageplan: Plan Junker, Giza IX, Plan I - [pdf]
Plan Junker, Giza IX, Abb. 35 - [pdf]