Hildesheim, PM 17 |
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Standort: |
Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum |
Inv.-Nr. |
17 |
Bezeichnung des Stückes: |
Statuengruppe der Ppj und der beiden Ro-Spss |
Herkunft: |
Giza, Westfriedhof, Mastaba D 23, verwofen in Grabschacht 5 |
Erwerbung: |
Fundteilung 1905 |
Material: |
Kalkstein mit Resten von Bemalung |
Maße: |
H. 44,0 cm; B. 27,0 cm; T. 16,0 cm |
Datierung: |
Späte 5.- Anfang 6. Dynastie
Cherpion (nach der Statue, Hildesheim, PM 17): 4. bis Mittlere 5. Dynastie.
Porter/Moss: 5. Dynastie.
Martin-Pardey (nach der Statue, Hildesheim, PM 17): Ende 5. - Anfang 6. Dynastie.
Satzinger (nach der Statue, Hildesheim, PM 17): Späte 5. Dynastie.
Schulz (nach der Statue, Hildesheim, PM 17): Späte 5. Dynastie. |
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Beschreibung: |
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Die Statuengruppe fand sich verworfen in Grabschacht 5. Von den Ausgräbern wird es als gegeben angesehen, dass die Statuengruppe ihren ursprünglichen Aufstellungsort im Serdab von Mastaba D 23 hatte und aus diesem verworfen wurde. Dafür gibt es aber keinerlei sicheren Belege. Eine Zugehörigkeit der Statuengruppe zu Mastaba D 23 ist ebenso, wie der Fund des, unter dem Ziegelpflaster an der Nordostecke der Mastaba D 23, Opferbeckens (Leipzig, ÄMU 3125) lediglich eine Annahme. |
Erhaltungszustand: |
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Die Rückseite der Statuengruppe
weist starke Beschädigungen auf, die vor allem die Hinterköpfe und die Rückenplatte betreffen. Ferner ist der rechte Ellenbogen der Frau weggebrochen,
ebenso wie der linke Unterarm des Mannes. Reste seiner Hand sind jedoch noch erkennbar. Bestoßungen weist auch der linke Fuß des Mannes auf.
Die Steinoberfläche ist teilweise zerfressen, besonders am Körper des Mannes und des Kindes.
Der "Streinfraß" wurde durch den hohen Salzgehalt in der Statuengruppe verursacht, so dass diese in der Zeit vom 16.02.1963 bis zum 01.07.1963 einer Wässerung unterzogen wurde(Vgl. Strecker PM 17). Dabei gingen die mechanischen Verunreinigungen der Steinoberfläche verloren. Tiefe Risse und Löcher wurden mit Stuckmasse verfüllt und abgeplatzte Steinpartie wieder befestigt. |
Darstellung und Text: |
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Die kalksteinerne Statuengruppe der Ppj und der beiden Ro-Spss ist aus einem Steinblock gearbeitet.
Vor einer etwa bis zu den Schultern ihres erwachsenen Sohnes reichenden Rückenplatte steht Ppj auf einer Basis in leichter Schrittstellung, mit dem linken Bein vorgesetzt, als größte Figur in der Mitte der Gruppe und umfasst mit ihrem linken Arm die linke Schulter ihres Sohnes Ro-Spss. Mit ihrer rechten greift sie an seinen rechten Oberarm. Sie trägt die schulterlange in der Mitte gescheiteltet Strähnenperücke, die an der Stirn noch ihr Eigenhaar erkennen lässt. Ansonsten trägt sie nur ein bis zur Wade langenden Kleid. Der Körperbau der Ppj ist kräftig und wirkt fast klobig, was durch die dicken unförmigen Beine und Füße unterstrichen wird. Dazu passt das runde Gesicht mit dem auf einer geraden Lidachse stehenden Augen und den mit einer relieflinie eingefassten Augenbrauen. Der Nasenrücken verläuft gerade senkrecht nach unten und die Nasenflügel sind dem runden Gesichtsschnitt angemessen, jedoch nicht zu breit. Der Mund besteht aus gleich breiter Ober- und Unterlippe, die Mundspalte verläuft gerade.
Links neben ihr steht ebenfalls in Schrittstellung ihr erwachsener Sohn Ro-Spss, der etwas kleiner dargestellt ist als seine Mutter. Er trägt die kurze Löckchenperücke und führt seine Arme gerade am Körper herab. In seinen Fäusten befindet sich der übliche Steinkern. Er trägt einen gefältelten Schurz mit Gürtel, der aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes des Steines keine weiteren Details mehr erkennen lässt. Am Oberkörper, den Armen und Beinen sind die Muskelpartien gut erkennbar herausmodelliert, so dass der Körpereindruck von Ro-Spss jugendlicher und nicht ganz so klobig wirkt, wie der seiner Mutter, obwohl auch seine Füße eher plump ausgeführt sind.
Der Gesichtschnitt von Ro-Spss ist ebenfalls rundlich, ohne markantes Kinn oder Wagenknochen. Seine beiden Augen stehen auf einer geraden Lidachse und die Augenbrauen sind wie die seiner Mutter durcheine Relieflinie eingefasst. Der gerade Nasenrücken hat nur mäßig breite Nasenflügel. Auch die Mundspalte verläuft waagerecht gerade und Ober- wie auch Unterlippe sind gleich breit.
Rechts neben Ppj steht, ihr bis zur Brust reichend, ein nackter Knabe mit Jugenlocke. Er trägt den Titel wob-nzw und heißt wie der erwachsene Sohn Ro-Spss. Auch er steht in Schrittstellung mit dem linken Bein vorgesetzt. Seinen rechten Arm führt er am Körper herab und die Hand liegt flach am Oberschenkel auf. Mit seinem linken Arm greift er um die Hüfte seiner Mutter; die Finger seiner linken Hand sind auf ihrer linken Hüfte auf Fausthöhe des erwachsenen Ro-Spss zu sehen. Durch die stake Porosität des Steins lässt sich zum genauen Gesichtsschnitt des nackten Knabens kaum eine Aussage treffen. Auch sein Gesicht ist rundlich, die Augen waren durch Relieflinien eingefasst und der gesamte Gesichtsduktus entspricht wohl dem der beiden anderen Statuen. Die Muskulatur des Jungen, ist in der Darstellung ganz kindgerecht, reduziert wiedergegeben.
Inschriften:
Auf der Vorderseite der Basis:
Vor dem nackten Knaben:
wob-nzw Ro-Spss
Vor der Mutter in der Mitte: jry.t-X.t nzw Ppj
Vor dem Sohn auf der linken Seite: z#=s Ro-Spss
Vor dem nackten Knaben: Der Reinigungspriester des Königs Ro-Spss
Vor der Mutter in der Mitte: Beauftragte für die Angelegenheiten des Königs Ppj
Vor dem Sohn auf der linken Seite: Ihr Sohn Ro-Spss
Auf der Oberseite der Basis vor dem rechten Fuß des nackten Knaben: nochmal sein Name Ro-Spss.
Zu den Titeln siehe Jones, Index OK, 373, 1382; 327,1206.
Zu den Namen vgl. Ranke, PN I, 131,12; 326, 21.
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Kommentar: |
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Die Diskussion um die Statuengruppe ist vielfältig, da es auf den ersten Blick merkwürdig erscheint, dass der erwachsene Mann an ihrer linken Seite als ihr Sohn bezeichnet wird und der nackte Knabe als Reinigungspriester Ro-Spss. Aufgrund der Namensgleichheit der beiden männlichen Figuren wird im Allgemeinen vermutet (vgl. die bibliographischen Angaben zur Statue unten), dass eine Vertauschung der Inschriften vorliegt (so z.B. bei Martin-Pardey, CAA 1, S. 40) oder ein und derselbe Sohn in zwei Altersstadien gezeigt wird (so bei Rössler-Köhler, MDAIK 45, S261-274) - was dann aber nicht die Positionierung der Inschriften erklärt.
Am wahrscheinlichsten halte ich die Erklärung von Marianne Eaton-Krauss (Pseudo-Groups, SDAIK 28, S. 58f.), die beide Männer für Söhne der Ppj hält und diese Statuengruppe aus ihrer Liste der "Pseudo-Groups" ausschließt. Nach ihrer Deutung handelt es sich eben um einen erwachsenen Sohn - deutlich per Inschrift als solcher gekennzeichnet, um Verwechselungen mit einem "möglichen Ehemann" zu vermeiden und einem mit Titel versehenen Sohn Ro-Spss, der einer weiteren inschriftlichen Klassifizierung als Sohn, aufgrund seiner Darstellung als nackter, seine Mutter festhaltender Knabe nicht bedarf. |
Technische Angaben: |
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Maße:
H. des Rückenpfeilers: aufgrund der Zerstörung nicht mehr exakt messbar.
H. der Basis: 4,0 cm - 4,7 cm.
B. der Basis: 56,0 cm.
H. der Frau: 38,5 cm.
H. des Sohnes: 37,5 cm
H. des nackten Knaben: 27,0 cm.
Der Kalkstein enthält Einschlüsse von Eisenoxyd, die sich in gelblich-braunen Flecken und Bändern zeigen.
Farben:
Spuren von gelber Farbe an den Beinen der Fau.
Reste von rötlich-brauner Farbe an den Beinen der männlichen Figuren.
Reste von schwarzer Farbe an der Basis und zwischen den Füßen der weiblichen Figur.
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Geschichte des Stückes: |
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Die Statue wurde am 11.04.1905 durch Steindorff verworfen in Grabschacht 5 gefunden und kam noch im gleichen Jahr zur Fundteilung, bei der sie Pelizaeus zufiel. |
zugehörige Objekte: |
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- Opferbecken der %nw.t (Leipzig, ÄMU 3125)
- Unbeschriftetes Opferbecken (Verbleib unbekannt - vermutlich in situ belassen)
- Verbleib der Skelette nicht bekannt. Vermutlich in situ belassen. |
Bibliographie: |
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- Das Alte Reich. Ägypten im Zeitalter der Pyramiden. Roemer- und Pelizaeus-Museum, Hildesheim, Mainz, 1986, S. 60.
- Cherpion, Nadine, Sentiment Conjugal et Figuration à l'Ancien Empire, in: Kunst des Alten Reiches, S. 36.
- Eaton-Krauss, Marianne, Pseudo-Groups, in: Kunst des Alten Reiches (= SDAIK 28), S. 58f.
- von Falck, Martin / Schmitz, Bettina,
Das Alte Reich. Band 1: Ägypten von den Anfängen zur Hochkultur, Hildesheim 2009, S. 78.
- Kayser, Hans, Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Hildesheim, 1973 = Pelizaeus-Museum zu Hildesheim/Wiss. Veröffentlichung, 8, S. 46.
- Martin-Pardey, Eva, Plastik des Alten Reiches. Teil 1, Mainz/Rhein, 1977 = Corpus antiquitatum aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog ägyptischer Altertümer. Pelizaeus Museum. Hildesheim. Lieferung 1. S. 1,39-1,46.
- Porter, Bertha and Rosalind B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. III. Memphis. Part I. Abû Rawâsh to Abûsîr. Oxford, 1974, S. 110.
- Rössler-Köhler, Ursula, Die rundplastische Gruppe der Frau Pepi und des Mannes Ra-Schepses. (Bemerkungen zur Ikonographie von Familiendarstellungen des Alten Reiches),in: MDAIK 45 (1989), 261-274.
- Satzinger, Helmut, "Belebte Bildnisse - die Privatstatue." in: Regine Schulz und Matthias Seidel (Hrsg.), Ägypten. Die Welt der Pharaonen, S. 96. |
Literatur: |
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Photos: |
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Archivalien: |
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Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]
S. 128: Bei der Reinigung auf D 23 kommen auf d. W.-Seite 2 nicht tiefe Schächte heraus.
In einem – jetzt als 5 bezeichnet – wird im Sande verworfen eine hübsche Kalksteinfigur gefunden. In d. Mitte eine Frau mit kurzer, in d. Mitte gescheitelter Frisur, die auf d. Schulter endigt. Mit d. Linken fasst sie den neben ihr stehenden Mann auf dessen l. Schulter, während ihre R. dessen herabhängenden Arm fasst. Ihr l. Fuss ist etwas vorgesetzt. Der Mann mit kurzer Löckchenperücke, einfachem, kurzen Schurz, der l. Fuss vorgestellt, die Arme hängen herab. Der Mann fast ebenso gross wie die Frau (50, bezw. 39 cm). R. von d. Frau steht ein Junge, der mit de L. die Frau um die Taille fasst. Er ist nackt, geschoren, an d. l. Schläfe eine Locke; sein l. Fuss vorgesetzt, der r. Arm hängt herab. Vorne am Sockel stehen Inschriften: die Frau heisst:
der Mann ist , der Junge ist . Die Gruppe ist hinten
S. 129: abgebrochen, so dass die Hinterköpfe der 3 Personen fehlen. Auch der l. Arm des Mannes ist stark beschädigt. […]
S. 146: Um ½ 3 ist St. im Museum u. macht mit Maspero die Teilung. Dem Museum fällt
zu:
1) die grosse sitzende Statue des ZaSa (mit gescheitelter Perücke):
2) die sitzende langbeinige Figur des ZaSa.
3) Kksteinfigur der Frau des ZaSa
4) die Gruppe des Zezemonch.
5) „Kuchenbäcker“ aus d. Serdab
6) Schlächter des ZaSa
7) Gänsebrater
8) abgeschnittener Kopf KKstein
9) Relief des Ptah-n;
10) Serdabschlitz mit Figuren, aus demselben Grabe
11) 4 Kanopen au dem zuletzt ausgehobenen Bîr des Zezemonch
12) 1 Obelisk von D 37;
13) Modell eines Waschgefässes, 2
S. 147: Scheinkrüge mit Henkel u. ein anderes Scheingefäss, aus dem Brunnen in d.
Vorhalle von N (Fund von 1903). Ausserdem will M. Proben von Perlen haben. 6 Statuen die zerbrochen sind, sollen nach Deutschland ziehen u. ausgelaugt werden u. dann auf Grund der Photos zur Verteilung kommen. Von dem „Gürtel“ (ceinture), der 1903 gefunden ist, spreche
ich in Gegenwart E. Brugsch’s zu M. Er wird nicht beansprucht. Die 2 im Frühling
1904 gefundenen Granitfiguren erhalte ich.
Vom Museum fährt Stdff. zu Pelizaeus u. Teilt mit ihm. P. erhält:
1) die sitzende Granitfigur von 1904;
2) die stehende Kksteinstatue des Mimi
3) die feine Kalksteinfigur des Zezemonch (s. 101);
S. 148:
4) Müller aus dem Serdab
5) Bierbrauer des ZaSa
6) Müllerin aus d. Serdab des Zezemonch;
7) Gruppe der Pepi u. der beiden Schepsesre;
8) die zuerst gefundene Gruppe des Ehepaares u. der 2 Kinder
9) Thürsturz mit Reliefinschrift des
10) Mittelstück von der Scheintür des Chenu;
11) 2 Kanopen von den 4 im unteren Brunnen des Zezemonch gefundenen;
12) Alabasterne Kopfstütze
13) Opfertrog mit zerstörter Inschrift;
14) die Hälfte der Alabastersachen (mit Ausnahme der von Maspero genommenen)
aus dem Schacht in der Vorhalle von N.(1903)
Statuen 1905: [Original.pdf] [Abschrift.pdf]
S. 9:
S. 10:
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Lageplan: |
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Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 23
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