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PM 3114

PM 3114
Standort: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum
Inv.-Nr. PM 3114
Bezeichnung: Sarg

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, aus Mastaba D 96/97, Schacht S 4570
Erwerbung: Grabung Junker 1927
Fundteilung 1927
Material: Sykomorenholz (laut Inv.-Buch Zedernholz)ßJ
Maße: L. 155,0 cm; H. 75 cm; B. 57,0 cm
Datierung: 6. Dynastie
Beschreibung:
Bei der Auffindung des Sarges am 5. März 1927 wurde diese ungeöffnet und intakt vorgefunden.
Erhaltungszustand:
Der Sarg befindet sich heute in einem guten Erhaltungszustand. Er hat zur Festigung eine Metallklammerung erhalten.
Darstellung und Text:

Der Sarg entspricht dem undekorierten Typus des Holzsarges mit gewölbten Deckel (qrs.t-Deckel). Am Sargdeckel befanden sich bei der Entdeckung noch die Griffe, von denen nur der südöstliche abgebrochen war.
Junker, Giza IX, S. 122f.:
"Der Sarg ist ein schweres, plumpes Stück; aber der Tischler, der ihn gezimmert hat, war in seiner Art ein Meister. Er hatte nur schadhafte Bohlen des knorrigen, astreichen und schwer zu bearbeitenden Sykomorenholzes zur Verfügung und mußte sie so herrichten, daß ihre Mängel verdeckt wurden. Das tat er in der üblichen Weise, bei der die schlechten Stellen bis zu dem gesunden Holze ausgestemmt und dann durch genau einpassende
gute Stücke gefüllt wurden. Diese Flicken wurden mit einem Holzstift oder mit mehreren befestigt, vereinzelt
aber auch ohne Stiftung eingepaßt. Selbstverständlich suchte man die bessere Seite der Bretter für die Außenwände aus, aber das Holz war so schlecht, daß sich Ausbesserungen auch hier nicht ganz vermeiden ließen. Das bunteste Bild bildet die Innenseite des Deckels; sie allein weist schon 25 Flicken aller Formen auf, ovale, linsenförmige, keulenförmige, trapezförmige, wie es eben die schadhafte Stelle verlangte. Heute springt das Flickwerk sofort ins Auge, aber wir müssen die Schrumpfungen des Holzes während der rund 4500 Jahre in Betracht ziehen. Als der Sarg frisch aus der Werkstätte kam, hatte er ein ganz anderes Aussehen,
wie aus untadeligen Brettern gearbeitet; denn wenn sich bei den Flickstücken noch Ritzen zeigten, so
verschmierte man sie sorgfältig mit Kitt; der aber verschwand beim Einschrumpfen des Holzes allzuleicht,
und was noch an Resten vorhanden war, mußte beim Transport abbröckeln. So fanden wir beispielsweise bei unserem Sarg die ausgestemmten Rillen zwischen den Dubellöchern noch mit weißlichem Kitt verschmiert, heute aber ist davon keine Spur mehr zu gewahren.
Die Konstruktion des Unterteils weist keine Abweichung von der üblichen Art der Zusammensetzung auf. Die Bohlen, von denen je zwei die. Längsseiten und die südliche Schmalseite, drei die nördliche bilden, sind auf Gehrung geschnitten, die oben durch Laschen am Ende der Längsbretter verdeckt wird; aber auch unten geht die Gehrung nicht bis zur unteren Kante durch, auch hier schiebt sich eine Lasche der Längsbretter bis zur Außenfläche der Schmalseiten vor, in einer entsprechenden Abarbeitung der Querbretter liegend. Die die paarweisen Dübellöcher verbindenden Rillen sind in einer Biegung geführt. Die Dübel, teils rund, teils eckig, waren zum großen Teil noch fest geblieben, und ihre Köpfe lagen in einer Flucht mit den Außenseiten.
Der gewölbte Deckel erforderte eine etwas verwickelte Arbeit. Er besteht aus zwei besonders schweren Bohlen, deren Profilje einen halben Bogen zeigt. Es war wohl nicht leicht, passende Holzklötze dafür zu finden, was die vielen Flicken gerade bei ihm erklärt. Die geraden Backenstücke wurden in der oben S. 91 beschriebenen Weise mit
den Schmalseiten der langen Bohlen des Deckels verzahnt und an den auf Gehrung geschnittenen Ecken zusammengestiftet. Eine weitere Festigung erhielt der Deckel durch zwei starke, auf der Innenseite angebrachte Holzrippen, die der Wölbung angepaßt und mit zahlreichen Dübeln festgestiftet wurden Photo Museum. An den Schmalseiten des Deckels sind je zwei Handgriffe angebracht, deren konische Form beim Zufassen und Tragen ein Ausgleiten aus den Händen verhindern sollte."

Im Sarg lag ein, als weiblich bestimmtes, Skelett: Junker, Giza, S. 122:
"Auf dem Sargboden lag die Leiche einer Frau, die Arme abgebogen, die Hände in der Höhe des Gesichtes, die Knie angezogen. Für eine Strecklage war der Sarg zu kurz; das ist aber nicht so zu verstehen, daß die Bestattungsart durch die geringen Maße bedingt war, man hat vielmehr den Sarg kleiner angefertigt, weil man die Verstorbene nicht in der Strecklage beizusetzen gedachte. In dem späten Alten Reich, aus dem unsere Mastaba
nach Art und Lage stammt, war die Hockerbestattung wieder stark verbreitet, wie zahlreiche Beispiele des Westabschnittes zeigen; siehe auch oben bei D 103."

Kommentar:

ßJ - Die Angaben zur Holzart sind widersprüchlich. Das Inventarbuch bezeichnet das Holz als "syrisches Zedernholz", während Junker es in seiner Publikation Giza IX als Sykomorenholz angibt. Eine moderne Holzartenbestimmung ist an dem Sarg nicht durchgeführt worden, so dass die Richtigkeit der Angaben nicht zu überprüfen ist. [zurück]

Technische Angaben:




Geschichte des Stückes:
Der Sarg wurde am 5. März 1927 bei der Grabung gefunden. Er ist bei der Fundteilung am 12. März 1927 an das Pelizaeus Museum Hildesheim gefallen. Vgl. Teilungserklärung von 1927 [pdf].
zugehörige Objekte:

Schacht S 4570, im Sarg gelegen:
- Skelett (Hildesheim, PM 3114_2).

Bibliographie:
- Giza am Fuß der großen Pyramiden. Begleitbuch zur Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, 16. April - 21. August 2011, [Hrsg.] Katja Lembke, Bettina Schmitz, Hildesheim 2011, S. 136, Kat.-Nr. 001.
- Junker, Hermann, Gîza IX. Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in Wien auf gemeinsame Kosten mit Dr. Wilhelm Pelizaeus unternommenen Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reiches bei den Pyramiden von Gîza. Band IX. Das Mittelfeld des Westfriedhofs, Wien, R. M. Rohrer, 1950 = Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Denkschriften, 73. Band, 2. Abhandlung, S. 121-123, Abb. 54 und Plan II.
- Junker, Hermann, Vorläufiger Bericht über die vierte Grabung bei den Pyramiden von Gizeh. Vienna: Akademie der Wissenschaft, 1927, S. 156. (erw.)
- Giza am Fuß der großen Pyramiden. Begleitbuch zur Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, 16. April - 21. August 2011, [Hrsg.] Katja Lembke, Bettina Schmitz, Hildesheim 2011, S. 136, Kat.-Nr. 001.
Literatur:
- Junker, Hermann, Giza VII, S. 50ff.
- Donadoni Roveri, Anna Maria, I sarcofagi egizi dalle origine alla fine dell'Antico Regno, Roma, Istituto di Studi del Vicino Oriente - Università, 1969 = Università di Roma - Istituto di Studi del Vicino Oriente. Serie archeologica 16
- Taylor, John H., Egyptian Coffins, Princes Risborough, Shire Publications Ltd., 1989 = Shire Egyptology, 11.

 
Photos:
 
Archivalien:

Tagebuch Junker, Grabung 1927 (Bericht X) [Original.pdf]

[...]
5.3. Die Mannschaft ist fast ausschliesslich mit Aufräumungsarbeiten auf dem Grabungsfeld beschäftigt. Die Schächte sind nunmehr alle ausgehoben. Dabei machten wir gerade am letzten Arbeitstag noch einen schönen Fund. In einem Schachte in dem Zwickel nördlich von unserem Hause stand hinter der verschlossenen Kammerwand ein gut erhaltener Holzsarg mit gewölbtem Deckel. Die Bohlen sind sehr stark und haben fast nicht gelitten, sodass wir hoffen, das Stück unversehrt heben zu können. H. J. fuhr am Morgen zu Generaldirektor Lacau und lud ihn zur Besichtigung der Grabung und Teilung der Funde ein.
Er stellte in Aussicht, nächsten Dienstag zu uns zu kommen. […]

 

Lageplan:

Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Junker, Giza IX, Abb. 45

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