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ÄMUL 2465

ÄMUL 2130
Standort: Ägyptisches Museum der Universität Leipzig
Inv.-Nr. ÄMUL 2465
Bezeichnung: Statuette einer Frau (von einer Gruppenstatue)

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 44, der Rumpf wurde im nördlichen Schacht gefunden. Der Fundort des anpassenden Kopfes ist nicht bekannt
Erwerbung: Fundteilung 1905
Material: Kalkstein mit Resten von Bemalung
Maße: H. 18,0 cm, B. 8,3 cm, T. 6,3 cm
Datierung: 5./6. Dynastie
5.-6. Dynastie nach Krauspe, Statuen.
Beschreibung:
Der Rumpf der Statuette einer Frau lag verworfen im nördlichen Schacht von Mastaba D 44. Der Auffindungsort des zugehörigen Kopfes ist unbekannt. ßJ
Erhaltungszustand:
Der heutige Erhaltungszustand des Objektes ist gut.
Die Steinoberfläche ist jedoch im Gesicht besonders verwittert. Ein senkrechter Bruch verläuft entlang der rechten Schulter und des Armes und durch den Rückenpfeiler. Das der Bruch antike Meisselspuren aufweist ist davon auszugehen, dass die Abtrennung der Frauenfigur von der Gruppenstatue - vermutlich von dem neben ihr stehenden Ehemann - schon antik erfolgt ist. Ferner war der Kopf abgeschlagen und der Rest der Statuette ab etwa der Höhe des Ansatzes der Oberschenkel fehlt.
Darstellung und Text:

Das Fragment einer stehenden weiblichen Statuette stammt von einer Gruppenstatue, die vor einem schulterhohen Rückenpfeiler neben einer weiteren heute abgetrennten Figur, vermutlich die des Mannes stand. Die Frau trug vermutlich, dass heute nicht mehr erkennbare und nur durch Farbwechsel angedeutete typische Trägerkleid, das noch den Bauchnabel durchscheinen lässt. Auf dem Kopf trägt sie eine kurze, in der Mitte gescheitelte Strähnenperücke unter der an der Stirn noch das gelockt angegebene Eigenhaar hervortritt. Die Frau steht mit eng am Körper herabgeführten Armen. Die Handhaltung ist nicht mehr erkennbar, da die Hände abgebrochen sind.
Das heute sehr stark verwitterte Gesicht war durch sanfte Modellierung der Gesichtszüge wiedergegeben. Die kleinen, mandelförmigen Augen stehen auf einer leicht schräg nach links unten verlaufenden Lidachse. Die Augenlider sind durch Relieflinien angegeben, während die Augenbrauen nur durch Modellierung betont werden. Die kleine Nase hat eine gerade, jedoch nach leicht nach rechts aus der Achse verschobenen Nasenrücken. Leichte Fältchen um die Nase, durch die Verwitterung fast nicht mehr erkennbar führen zum kleinen, aus gleich breiter Ober- wie Unterlippe bestehenden Mund. Die vollen Wangen gehen fast nahtlos in das nur wenig betonte Kinn über.
Die technische Ausführung der Statue ist sorgfältig, die Haarsträhnen sind deutlich von einander getrennt und die Muskelpartien insgesamt dezent angegeben. Ob bei dem Bildnis eine gewollte Stilisierung auf das Wesentliche vorlag, wie sie bei Statuen des späten Alten Reichs vorkommt ist durch die heutigen Verwitterung des Objektes nicht mehr entscheidbar.

Kommentar:
ßJ Aufgrund der Beschreibung Steindorffs ist unklar, wann und wo der zugehörige Kopf zu dem Statuettenrumpf gefunden wurde. Die Angaben im Tagebuch von 1905 sind nicht nur unvollständig, sondern auch sehr verwirrend. Im Tgb. 1905, S. 58 gibt es folgenden Eintrag: "Im Schutt bei der Eisenbahn wird ein recht hübsches Frauenköpfchen gefunden. Es scheint zu dem Unterteil der neulich gefundenen Drei-Damen-Gruppe zu gehören." Der hier erwähnte Kopf ist heute in Hildesheim, PM 44. Die Bezeichnung "Drei-Damen-Gruppe" ist völlig verwirrend, da bis zu diesem Zeitpunkt nur folgende Statuen bzw. Statuetten gefunden wurden:
Leipzig, ÄMU 2499 - bei Mastaba D 1.
Hildesheim, PM 16 - Mastaba D 12.
Keine der hier genannten Objekte kommt als "Drei-Damen-Gruppe" in Frage.
Anzumerken bleibt nur, dass das Photo ÄMUL 2499, PM 44 und ÄMUL 2465 eine Grabungsaufnahme aus dem Jahr 1905 ist. Aufgrund der Angaben lässt sich nun nachweisen, dass Leipzig, ÄMU 2499 das fragliche bei Mastaba D 1 gefunden Köpfchen ist. Hildesheim, PM 44 ist das Köpfchen der "Drei-Damen-Gruppe" (Leipzig ÄMU 2465 kann es nicht sein, da dessen Rumpf erst Wochen später gefunden worden ist) und Leipzig, ÄMU 2465 ist ohne Nachweis im Tagebuch 1905 geblieben. Daher auch der unvollständige Eintrag von S. 137. Festzustellen bleibt auch, dass keines der drei Objekte bei der Fundteilung erwähnt wurde. Vermutlich haben "Statuettenbruchstücke" eine ähnliche Behandlung erfahren, wie die Keramik und Kleinfunde, die nicht explizit, sondern allenfalls als "Konvolut zu vernachlässigender Objekte", geteilt wurden. [zurück]
Technische Angaben:

Farbreste:
Schwarz (Munsell N. 5.5/-4.25/): Haar und Zwischenstege.
Gelb (Munsell 2.5 Y 9/6): linker Arm.

Geschichte des Stückes:
Das Objekt ist wohl 1905 zur Teilung gekommen. Aufzeichnungen darüber gibt es jedoch nicht, da weniger bedeutende Objekte bei den Teilungen wohl nicht "verhandelt" wurden bzw. unter dem allgemeinen Begrifflichkeiten, wie Kleinfunde etc. geteilt wurden, ohne explizit einzeln erwähnt zu werden.
zugehörige Objekte:

Im nördlichen Schacht:
- Opferplatte (heutiger Verbleib unbekannt - Typus A+B nach Hölzl)

Im südlichen Schacht:
- Bruchstücke eines Holzsarges (Verbleib unbekannt - eventuell in situ verblieben)
- Röhren- und Scheibenperlen von einem Halsschmuck (Leipzig, ÄMU 3764 - Kriegsverlust)
- Werkzeug - Stichel (Leipzig, ÄMU 2120)
- Werkzeug, Modell einer Axt (Leipzig, ÄMU 2135)
- Werkzeug - Meissel / Stichel (Hildesheim, PM 2720)
- Stückchen Blattgold (Verbleib unbekannt - vermutlich uninventarisierter Kriegsverlust des ÄMU Leipzig).

Bibliographie:
- Krauspe, Renate, Statuen und Statuetten, Mainz, 1997 = Katalog Ägyptischer Sammlungen in Leipzig, 1, S. 58. (dort weitere bibliographische Angaben)
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 112.
Literatur:
 
 
Photos:
 
 
Archivalien:

Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 132: […] In der Mastaba D 44, südl. vom Zezemonch, wird beim Ausheben des in Arbeit befindl. Südl. Bîr das ca 12 cm hohe Bruchstück einer Frauenstatuette aus Kalkstein gefunden.
S. 132 [...]

S. 135: […] Von Schächten warten nur noch je einer in D 33 u. D 44 der letzten Erledigung; […]

S. 137: […] Gestern ist in D 44 im Bîr der Rumpf* einer Frauenstatuette gefunden worden, auf den der früher ……… gefundene Frauenkopf passt.
[Anm. Steindorff: * Kopf ! zu Rumpf S. 132] […]


Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906
Blaupausen Mastaba D 44

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