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ÄMUL 2559

ÄMUL 2559
Standort: Ägyptisches Museum der Universität Leipzig
Inv.-Nr. 2559
Bezeichnung des Stückes: Gruppenstatue eines Ehepaares

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 201, verworfen in Grabschacht 2
Erwerbung: Fundteilung 1903
Material: Kalkstein, bemalt
Maße: H. 61,1 cm; B. 29,8 cm; T. 25,7 cm
Datierung: 5./6. Dynastie nach Porter/Moss
5./6. Dynastie nach Krauspe, Statuen, S. 53f.
Beschreibung:
Beim Auffinden der Gruppenstatue in Schacht 2 der Mastaba D 201, waren die Köpfe abgeschlagen (aber sehr wohl noch vorhanden). Teile der rechten Hand der Frau sind abgebrochen. Ebenso fehlt die linke vordere Ecke der Basis. Leichtere Bestoßungen auch an der rechten Hand des Mannes. Die Bemalung der Gruppenstatue war bei ihrer Auffindung gut erhalten. Auf der Basis ist eine Inschrift mit schwarzer Farbe aufgemalt, die aber vermutlich schon bei ihrer Auffindung 1903 so schlecht erhalten war, dass sie bereits unleserlich war.
Erhaltungszustand:
Der Erhaltungszustand der Statue entspricht weitestgehend dem Zustand von 1903. Allerdings wurde der Farbauftrag bei Reinigungsversuchen (vermutlich schon zu Beginn des 20. Jhdts.) beschädigt. Auf der Schmalseite der Rückenplatte, auf den Füßen und der Oberseite der Basis leichte graue mineralische Ablagerungen.
Darstellung und Text:
 

Die Gruppenstatue steht auf einer quadratischen Basis mit einer Rückenplatte, die etwas unter der Schulterhöhe der Frau endet. Der Mann schreitet mit dem linken Fuß vorgesetzt. Seine Arme führt er eng am Körper entlang und beide Hände hat er zur Faust geballt. In den Händen ist der sogenannte "Steinkern" ausgearbeitet. Er trägt eine kurze schwarze Löckchenperücke, einen Schurz mit Schrägfalte und einen Halskragen. Sein Gesicht ist rundlich geformt, die Lippen sind voll und der linke Mundwinkel etwas hochgezogen, was einen leicht lächelnden Eindruck hinterläßt. Die breite Nase hat einen geraden Rücken. Die reliefierten Augenlider sind schwarz gefasst und die bemalten Augenbrauen und Lidränder nur wenig erhaben modelliert. Ebenso aufgemalt sind die Iriden. Der stämmige Körperbau wird durch die Andeutung der Knochen an den Schlüssel- und Schienbeinen, sowie der Angabe der Museklpartien unterstützt. Der aufgemalte Halskragen lässt noch die Reste von blauer Farbe erkennen. Der weisse Schurz hat einen hochstehenden, plastisch ausgearbeiteten Schurzzipfel, während die Schrägfalte nur durch eine zarte Relieflinie angegeben ist. Finger- und Fussnägel sind reliefiert und farblich weiss gefasst. Die Körperfarbe des Mannes entspricht dem typischen rotbraunen Farbton für männliche Hautfarbe.
Rechts neben dem Mann steht seine Gemahlin mit geschlossenen Füßen. Sie trägt das typische knöchellange Trägerkleid und eine halblange, die Ohren bedeckende schwarze Strähnenperücke, sowie einen aufgemalten und fein reliefierten Halskragen, dessen unterster Rand tropfenförmige Perlen aufweist, ein Halsband und Arm- und Fußringen. Die Ausführung und Modellierung des Gesichtes der Frau entspricht weitestgehend der des Mannes. Auch ihrer Finger- und Zehennägel sind reliefiert und mit weisser Farbe gefasst. Ihr zierlicher modellierter Körper ist in dem für Frauen typischen gelblichen Farbton bemalt. Die Frau führt ihren rechten Arm am Körper entlang und läßt ihre Flache Hand seitlich am Oberschenkel ruhen. Mit ihrem rechten Arm umfasst sie die Schultern ihres Mannes, während ihre Hand auf der linken Schulter des Mannes ruht.
Verbindungsstege zwischen den Armen und dem Körper, sowie den Beinen und der Rückenplatte stabilisieren die Statue.
Vor den Zehen der Frau sind noch die Hilfslinien des Bildhauers auf der Basis zu erkennen.
Auf der Basis befand sich vor dem rechten Fuß des Mannes noch eine aufgemalte Inschrift (vermutlich Titel und Name des Statueninhabers), die aber so weit erodiert ist, dass eine Lesung nicht mehr möglich ist. Die Basisoberseite und die Rückenplatte waren rotbraun mit schwarzen Punkten gefasst, eine Technik die den wertvollen Rosengranit imitieren sollte.

Kommentar:
  Die Statue wurde verworfen in Schutt des fast 4 m tiefen Schachtes 2 der Mastaba D 201 gefunden. Ansonsten sind keinerlei Funde in dem Schacht erwähnt.
Die Statue wird immer wieder als Statuengruppe des cnn.w bezeichnet, jedoch muss diese Zuweisung fraglich bleiben, da die kaum lesbare Inschrift auf der Basis auch keine unterstützenden Indizien bieten kann. Gegen eine Zuweisung an cnn.w oder onX-m-Tnn.t spricht, dass die Statue verworfen im Schutt eines Grabschachtes gefunden wurde und das, was man von der Inschrift noch lesen kann keinerlei Ähnlichkeiten zu Namen und Titeln der Grabinhaber erkennen läßt.
Stilistisch am nähesten stehend ist die Statuengruppe aus der Mastaba G 1206 (Phoebe A. Hearst Museum of Anthropology, Berkeley 6.19775 - vgl. MFA Boston - A 11577_OS und A 11584 P), die allerdings vor einer höheren Rückenplatte steht und die Personen etwas mehr ineinander verschränkt sind.
Technische Angaben:

Maße:
H. des Rückenpfeilers (links): 47,5 cm; (rechts): 47,0 cm.
B. des Rückenpfeilers: 21,5 cm
H. der Basis (links): 6,5 cm; (rechts) 7,0 cm.
B. der Basis (vorn): 28,7 cm.
T. der Basis (links): 23,5 cm; (rechts) 25,7 cm.
Farben:
Schwarz (Munsell N 5.5/-2.25):
Perücke, Brauen, Lidränder, Iriden, Vorderseite der Rückenplatte, Verbindungsstege, Körperkonturen vorder Seitenfläche der Rückenplatte, Zehenzwischenräume, Punkte auf der Rückenplatte und Basisoberseite.
Rotbraun (Munsell 10 R 7/6-5/6):
Seiten und Rückseite der Rückenplatte, Basisobersiete, Inkarnat des Mannes, Steinkerne.
Gelb (Munsell 10 YR 9/1-8/8):
Inkarnat der Frau.
Blau (Munsell 5 B 8/4):
Halskragen.

Geschichte des Stückes:
Die Statue wurde bei der Grabung 1903 gefunden. Die Figur gelangte durch die Fundteilung an Steindorff und damit an das Ägyptische Museum der Universität Leipzig.
zugehörige Objekte:
  Ein im Sand bei D 201 verworfenes Opferbecken.
Ein gut erhaltener Holzsarg in Kistenform von 1,3 m Länge (geborgen, eventuell ÄMUL 3151 - aber Kriegsverlust).
Bibliographie:
  - Krauspe, Renate, Statuen und Statuetten, Mainz, 1997 = Katalog Ägyptischer Sammlungen in Leipzig, 1, S. 53f. (dort weitere bibliographische Angaben)
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 116.
Literatur:
 
   
Photos:
GGHi 615
GGHi 615 = N ÄMUL 1862

   
   
Archivalien:  

Tagebuch Steindorff 1903,
S. 90: Um 6 die Leute aufgerufen. Völz stellt sie unten an. Nach d. Frühstück kommt Umbarek atemlos herauf u. bringt eine Statue. Sie ist in dem 4. Brunnen der Mastaba des Sennu gefunden worden und zwar im Schutt verworfen.
S. 90
Eine Gruppe von Mann u. Frau, die neben einander stehen; sie, rechts von ich, legt ihm die Hand auf d. l. Schulter. Die Köpfe abgeschlagen, sonst noch in d. Farben sehr gut erhalten. Sie trägt weisses anliegendes Kleid, mit 3eckigem Halsausschnitt. Ihre Füsse stehen gleichmässig; er setzt den l. Fuss vor. Seine Arme hängen herab,
S. 91: Die Hände geballt. H. ca 0,75 m. Gute Arbeit der 4. Dyn. – Grosse Freude!
[…]


Teilungsprotokoll 1903
[Original.pdf]

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 200-214 - [pdf]
Mastaba D 201 (Querschnitte)
- [pdf]