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Vatikan, Museo Gregoriano Egizio 22775

N 1945

Standort: Vatikan, Museo Gregoriano Egizio
Inv.-Nr. 22775 (alte Inv.-Nr. 351)
Bezeichnung des Stückes: Scheintür des Jrj-n-#x.t genannt Jrj

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, verworfen westlich von Mastaba A (D 219).
Die Lokalisation des Fundplatzes, der sekundär in die Schächte S 2312 und S 2316, in der Mastaba S 2312/2400 verbrachten Objekte des Jrj kann aufgrund der Tagebucheinträge und Planskizzen als gesichert gelten.
Erwerbung: Schenkung Wilhelm Pelizaeus' an Papst Pius X. im Jahr 1904
Material: Kalkstein mit Bemalung
Maße: H. 92,0 cm; B. 65,0 cm
Datierung: Ende 5. / Anfang 6. Dynastie
Die Objekte des Jrj datieren aufgrund der Form der Scheintür mit Hohlkehle, dem Aufbau der Opferformel als auch auf die Bitte um ein „wandeln auf den heiligen Wegen“ an das Ende der 5.–Anfang der 6. Dynastie.
Beschreibung: Scheintür mit umgebendem Rundstab und Hohlkehle. Sie weist größere Beschädigungen am oberen Abschluss der Hohlkehle und am unteren Scheintüransatz auf. Der sitzende Grabherr auf dem Bildfeld wurde ausgehackt. Die Hieroglyphen waren mit blauer Farbe gefasst, die sich nur teilweise erhalten hat.
Erhaltungszustand:

Das Objekt befindet sich in der Ausstellung des Museo Gregoriano Egizio:
http://mv.vatican.va/6_DE/pages/x-Schede/MEZs/MEZs_Sala01_01_003.html

Darstellung und Text:

Auf dem Bildfeld der Scheintür sitzt der Grabherr Jrj nach rechts gewandt auf einem Stuhl mit Rinderfüßen vor einem mit Schilfblättern gefüllten Opfertisch unter dem ein Bierkrug steht. Mit der rechten Hand greift er an den Opfertisch und seine linken Arm hält er angewinkelt vor der Brust.
Auf der Scheintür folgende Inschrift:
Aufteilung
a) Htp Dj(.w) nzw Htp Dj(.w) Jnpw tpj Dw=f jmj wt nb t#-Dsr
"Ein Opfer, das der König gegeben hat und ein Opfer, das Anubis gegeben hat, der auf seinem Berg ist, der Herr der Nekropole."

b) pr.t-Xr.w t' Hnq.t jm#X.w Xr Wsjr xrj-tp nzw pr-o# Jrj
"Ein Totenopfer bestehend aus Brot und Bier für den Wohlversorgten unter Osiris, den Kammerdiener des Königs im Palast des Königs, Jrj."

c)
jm#X.w Xr Wsjr s:HD wob mr #X.t-%wfw
"Der Wohlversorgte unter Osiris, der Untervorsteher der Reinigungspriester der Pyramide „Horizont des Cheops“, Jrj-n-#X.tj."

d) Htp Dj(.w) nzw Htp Dj(.w) Jnpw Xntj zH-nTr jmj wt n z#b oD-mr Jrj
"Ein Opfer, das der König gegeben hat und ein Opfer, das Anubis gegeben hat, der vor seiner Gotteshalle ist, der (an der Spitze der) Einbalsamierer ist für den Senior Verwalter der Provinz, Jrj."

e) Xp(j)=f Hr w#j.t Dsr.t Xpp.t jm#.w Hr=s Jrj-n-#X.tj
"Er möge wandeln auf den heiligen Wegen, auf denen die Wohlversorgten gehen, Jrj-n-#X.tj."

f) jm#X.w Xr Jnpw tp(j) Dw=f Jrj
"Der wohlversorgte unter Anubis, der auf seinem Berg ist, Jrj."

g) jmy-r# nj.wt #X.t-%wfw Jrj-n-Hr
"Der Vorsteher der Pyramidenstadt „Horizont des Cheops“ Jrj-n-Hr."

h) xrj-tp nzw pr-o# Jrj
"Kammerdiener des Königs im Palast, Jrj."

i) xrj-tp nzw Jrj
"Kammerdiener des K önigs, Jrj."

j) Jrj

Kommentar:

Zu den Namen Jrj-n-#X.t genannt Jrj siehe: Ranke, PN I, 39, 24.
Der dritte Name Jrj-n-Hr ist bei Ranke nicht erwähnt.

Zu den Titeln siehe Jones, Index OK, S. 806, 2947; 788, 2874; 789,2878; 149, 578; 919, 3377.

Technische Angaben:  
Geschichte des Stückes:

Die Scheintür des Jrj-n-#X.t, genannt Jrj - (Vatican 22775) wurde westlich von Mastaba A - D 219 - vielleicht in den Schächten S 2312 und S 2316 zusammen mit noch zwei weiteren Blöcke des Jrj-n-#X.t gefunden:
Türsturz des des Jrj-n-#X.t, genannt Jrj - (Kairo, JE 57156)
Türpfosten des des Jrj-n-#X.t, genannt Jrj - (vermutlich Kairo)
Unweit südlich davon fand sich noch ein Türsturz eines Xntj.w-S n(j) pr-o# jmy-r# mD sb#-nzw NN - (Leipzig, ÄMU 3129 - teilweise Kriegsverlust )

Durch die Fundteilung 1903 gelangten Türsturz und (vermutlich auch der) Türpfosten in das Ägyptische Museum Kairo. Die Scheintür des Jrj verblieb Wilhelm Pelizaeus, der sie 1904 an die Vatikanischen Museen schenkte.
Der Türsturz des Xntj.w-S n(j) pr-o# jmy-r# mD sb#-nzw NN fiel an Steindorff und gelangte ins Ägyptische Museum der Universität Leipzig. Das Stück ist heute teilweise Kriegsverlust.

Zu der Scheintür gibt es noch einen Brief von 1927, von Wilhelm Pelizaeus an Günther Roeder ihn darum bittend, die von Orazio Marucchi (Direktor des Museo Gregoriano Egizio, Vatican) gemachte Publikation zu der Scheintür bei seinem Besuch in Rom anzumahnen [Brief Wilhelm Pelizaeus Nr. 288 - Abschrift von Bettina Schmitz - [pdf]). Als Antwort gibt es eine handschriftliche Originalübersetzung aus dem Jahr 1927 von Orazio Marucchi [pdf].

Zugehörige Objekte: s. u. Geschichte des Stückes.
Bibliographie:

- Gabrieli, Giuseppe: Per la storia dell'egittologia e scienze affini: carteggio inedito di I. Rosellini e L. M. Ungarelli / epitomato ed illustrato da Giuseppe Gabrieli. - Roma: Pontificio Istituto Biblico, 1926. (= Orientalia, 19), S. 38, Fußnote 1.
- Marucchi, Orazio: Di una stela egizia dell'Antico Impero recentemente scoperta ed ora nel Museo Vaticano. - In: DPARA (Atti della Pontificia Accademia Romana di Archeologia: ser. 1-2. Dissertazioni .- Roma: Tip. Poliglotta Vaticana; 4º): ser. 2, t. 9 (1907) 25-44, 1 Taf. [pdf]
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 117.
- Rosati, Gloria /Francesco Buranelli, Vatican Museums, Egyptians and Etruscans, Monumenti Musei e Gallerie Pontificie, 1983.

Literatur:  
Photos:  
Archivalien: Tagebuch Steindorff 1903, [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 43: […]Mittwoch, 25. März 03.
Der feinste Tag, den wir hatten. Das Haus ist fertig, und der Vorplatz in Ordnung gebracht. Als ich um 8 heraufkomme, sind im Sande westl. von der Mastaba A drei gute Stücke herausgekommen:
1) feine Scheintür eines Mannes, Namens S. 43; die eingeschnittenen Hieroglyphen sind mit blauer Farbe ausgefüllt;
2) grosser Türsturz; l. ist der Verstorbene nach rechts schreitend dargestellt; davor drei Zeilen Inschrift: das Totengebet [etc. S. 43] zu Gunsten des Verstorbenen S. 43  „der erste unter dem König Jri“.
3) eine Platte (Thürlaibung), auf der unten

[Auf der gegenüberliegenden Seite: Die Mastaba des Iri muss in der Nähe des Zesi gelegen haben.]

S. 44: der Verstorbene, wieder Jri, nach l. schreitend, dargestellt ist; darüber sein Titel mit Name S. 44  „Richter und Distriktchef Jri“.
Alle drei Stücke stammen also aus einem Grabe, dem des Jri, dem Stile nach Dyn. VI., wie das östl. Benachbarte Grab des Tesj. – Am Nachmittag kommt an der selben Stelle noch eine rechteckige Platte mit Inschrift (Hieroglyphen rot ausgeführt) hinaus; etwas korrodiert, die Figur des Verstorbenen, der l. sitzend dargestellt war, bis auf geringe Reste zerstört. Die
Inschrift enthält wieder das Totengebet zu Gunsten eines S. 44 cb#-n.
S. 44

[Auf der gegenüberliegenden Seite: Iri = westl. von A (D 219) Zesi = östl. von A]

 

S. 161: […] Nachmittag kommt Pelizaeus u. mit ihm wird nun die interne Teilung vorgenommen, die ganz glatt verläuft. Pelizaeus erhält an Hauptstücken: die Kalksteingruppe (ohne Farben), die beiden steinernen Holzfiguren, die Scheintür des Iri u. den Türsturz der Nofret (Fundj. 12). Auf mein Teil kommt die schöne Gruppe, die grössere Holzfigur des Mannes, eine Scheintürfüllung mit Flachrelief, der kleine

S. 162: Holzsarg u. die kleine Kalksteinfigur der 5. Dyn. Pelizaeus ist zufrieden u. scheint  nicht abgeneigt, die Grabung im nächsten Jahre fortzusetzen. Er erklärt sich bereit, für einen Ghafîr bis 1 Januar 10 ₤ zu geben; ebenso viel will ich für einen zweiten geben. […]

Inschriften 1905: [Original pdf]

S. 5:
S. 5

S. 6:
S. 6

S. 7:
S. 7

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Plan Junker, Giza IX, Plan I - [pdf]
Plan Junker, Giza IX, Abb. 19 - Jrj - [pdf]