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Mastaba Komplex D 100

Bezeichnung:

D 100 mit Ziegelkapelle ? oder "Ziegelhaus" an der Ostseite
D 99 und D 101 Anbauten an der Ostseite

Typus: Bruchsteinmastaba mit Kalksteinmantel
Namen:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
Kinder:
 
erwähnte Personen:
Titel:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 


Lage des Grabes:

Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 100

[pdf]
[pdf]
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Ausgrabungszeitpunkt: 1906
Ausgräber:

1906: Georg Steindorff, Georg Möller, Paul Wrede
1926/27: Hermann Junker


Datierung: 6. Dynastie
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:

Der Mastaba-Komplex D 100 liegt westlich von D 90 und D 95. Zu der ca. 23,6 × 10,7 m großen Anlage werden der Anbau des Ziegelhauses (oder Ziegelkapelle ?) auf der Ostseite sowie die späteren Anbauten D 99 (südlich des Ziegelhauses) und D 101 (nördlich des Ziegelhauses) gerechnet.
Die Mastaba D 100 ist insofern ungewöhnlich, da sie neben D 90 (G 1101) zu den größten Anlagen dieses Abschnittes des Westfriedhofs gehört. Ungewöhnlich ist auch der aus Ziegeln errichtet Anbau an der Ostseite, der von Steindoff als "Ziegeltempel" bezeichnet wurde. Die Bedeutung des Gebäudes ist unklar. Es könnte sich um einen Kapellenanbau handeln, der dann aber merkwürdiger weise zur Mitte des Gebäudes verschoben ist oder es handelt sich um ein nicht zeitgleich mit der Mastaba D 100 angelegtes Haus mit vier Räumen.
Die Mastaba D 100 wurde von der Grabung Steindorff 1906 nur teilweise freigelegt. Die Ausgrabungsarbeiten erstreckten sich rein auf die Ostseite der Mastaba, das "Ziegelhaus" und die Anbauten D 99 und D 101. Die Grabschächte von D 100 wurden nicht untersucht. Hermann Junker legte dann 1926/27 bei den Aufarbeitungsgrabungen auf dem "Steindorffschen Feld" dann die Mastaba komplett frei und untersuchte die Grabschächte und fand dabei einen Kalksteinsarkophag (Wien, KHM ÄOS 8008). Auf den Ziegelanbau geht er, wie auf die gesamte Anlage von Mastaba D 100 nicht ein.

Das "Ziegelhaus" an Mastaba D 100:
Das 8,2 m × 7,1 m große "Ziegelhaus" umfasst vier Räume (I-IV vgl. Plan unten). Betreten wurde das Gebäude durch einen Eingang auf der Nordseite, durch den man in Raum I gelangte. Dieser Vorraum hat eine Größe von 1,9 m × 1,0 m, durch den man durch eine Tür in der südlichen Wand in Raum II gelangen konnte. Ein weiterer Durchgang, der direkt von Raum I in Raum IV führte und auf der Westseite lag, ist vermauert worden. Raum II ist eine langrechteckige Halle von 3,9 m × 1,9 m, durch deren Tür im Süden man in den quer dahinter gelagerten Raum III gelangte. Dieser hat eine Größe von 4,1 m × 1,7 m und an seiner westlichen Seite eine 0,9 m × 1,2 m große Vertiefung. In der nördlichen Wand lag die Tür zu Raum IV, einem offenen Hof, der sich auf eine Länge von 5,4 m bzw. 7,3 m erstreckt und an seiner größten Breite 4,0 m misst. Durch die Einlagerung von Raum III in den Hofbereich entsteht eine 1,5 m breite Nische im Süden, die durch einen 1,5 m langen Mauerzug an der Nordseite aufgegriffen wurde. Über den gesamten Hofbereich von 7,3 m erstreckt sich an der Ostseite der Mastaba eine aus Kalksteinplatten, von 0,5-0,6 m Breite, angelegte Stufe. Vor dieser, noch im Bereich der nördlichen Nische lag ein unbschriftetes Opferbecken. Die Mauerdicke des Ziegelhauses beträgt 0,5 m, das entspricht in etwa einer Breite von zwei Ziegelsteinen. Die Ziegelmauern waren außen weiß verputzt. Die Räume I-III waren überdeckt, während Raum IV einen offenen bzw. einen nur in Teilbereichen überdeckten Hof darstellt.
Haus D 100

Anbau D 99:
Südlich lehnt sich an das Ziegelhaus von D 100 ein 6,5 m × 3,0 m großer Anbau, der sich an seiner Südseite wiederum an D 95 anlehnt. Der Anbau ist nach dem Ziegelhaus errichtet worden, scheint aber zu der großen Mastaba D 100 in Bezug zu stehen. Zu diesem Anbau gehört ein Grabschacht.

Anbau D 101:
Nördlich des Ziegelhauses lehnt sich ein weiterer Anbau D 101 an, der eine Größe von 3,6 m × 2,0 m hat. Dieser ist ebenfalls nach dem Ziegelhaus errichtet worden, da auch hier der weiße Verputz der Ziegelmauern hinter der Anbaufläche weitergeht. Zu diesem Anbau gehört ebenfalls ein Grabschacht. Vor der Ostseite ist ein kleines Opferbecken abgelegt worden.

Anbauten:

s.o.

Kultkammer:

Es ist unklar, ob der oben beschriebene Ziegelanbau eine angebaute Kapelle darstellt. Kapellenanbauten befinden sich typischer Weise im südlichen Teil an der Ostseite einer Mastaba. Dieses Bauprinzip gegenüber betrachtet wäre die Kapelle mehr zur Mitte der Mastaba hin verschoben. Es ist unklar warum diese Bauverschiebung geschehen ist, da der Anbau von D 99 erst nach der Anlage des Ziegelbaus erfolgt ist.
Für eine Kapelle spricht der offene Hof (Raum IV) und die Aufstellung eines Opferbeckens in dem Hof vor der Kalksteinstufe an der Ostwand.

Serdab:

Kein.

Grabschächte:

Mastaba D 100. Die Anzahl der Grabschächte ist unklar, da sie undokumentiert geblieben sind. Es ist anzunehmen, dass es neben dem im Tgb. 1926 erwähnten Südschacht zumindest noch einen Nordschacht gegeben hat.

Südschacht: Im Südschacht wurde zerschlagen ein Kalksteinsarkophag mit Griffwangen (Wien, KHM ÄS 8008) gefunden.

Anbau D 99:
Ein in den Fels geschlagener Grabschacht, mit einer nach Süden gerichteten Kammer. In ihr wurde eine Bestattung in kniender Haltung gefunden mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet.

Anbau D 101:
Ein Grabschacht mit einer nach Westen gerichteten Kammer. Darin lag ein Skelett auf dem Rücken. Unter den Schultern war ein Stein gelegt. Der rechte Arm lag ausgestreckt entlang der Wand, während die linke Hand auf einen Stein gelegt war. Der Kopf war nach Norden gerichtet und die Füße gegen die Südwand des Schachtes gestemmt.


   
Erhaltungszustand: Die Mastaba liegt heute in einem versandeten Bereich. Vgl. das vergrößerbare Satellitenbild unter http://www.gizapyramids.org/code/emuseum.asp?newpage=visualsearch.
   
Funde:

Südschacht von Mastaba D 100:
- Kalksteinsarkophag mit Griffwangen (Wien, KHM ÄOS 8008)

   
Photos:
   
   
Archivalien:

Tagebuch 1906: [Abschrift.pdf] [Original.pdf]

Mastaba D 100 und Ziegelhaus

S. 65: […] Zunächst kommt

S. 66: westlich von D 89-90 der Anfang einer grossen Mastaba (D 100) (Ostwand
heraus), deren Mauerzüge sich schon früher unter d. Schutt hatten
verfolgen lassen. Und im rechten Winkel zur SO-Ecke dieser Mastaba eine
andere oder ein Anbau, der den Eingang von N. hat (D 95). […]

S. 68: […] Die Arbeit im W. wird fortgesetzt; die nach N. sich öffnende Mastaba wird
weiter gesäubert, und auch d. Freilegung der grossen Mastaba [D 100], die
im W. unser Arbeitsfeld abschliessen soll, gearbeitet. […]

S. 75: […] Östl. von der grossen Mastaba [D 100] wird weiter Sand gekarrt. […]

S. 76: […] Der Ziegeltempel vor d. grossen Mastaba [D 100] kommt aus seinen
Mauerzügen immer klarer heraus. […]

S. 78: […] Die grosse Mastaba am W.-abschluss des Schughl wird D 100, die davor
liegende (Eingang von N) D 95 getauft.

S. 79: […] Der Ziegeltempel vor D 100 wird immer feiner. […]

S. 83: […] Die Ziegelkapelle vor D 100 ist jetzt völlig freigelegt, die Mauern stehen mannshoch.

S. 87: Sonnabend, 14. April 06.
Vormittag mit Wrede die Ziegelkapelle vor D 100 aufgemessen u. verschiedene Bîre untersucht: […]

Anbau D 99

S. 96:  […] D 99,1: grosser, schön in den Fels gehauener Schacht. Unten öffnet sich nach S. eine Kammer die mit grossen Steinen zugesetzt ist. Darin knieender Hocker, Kopf nach N, Gesicht O. Am Skelett viele eingetrocknete Gewebe (Fleisch-)reste, z.B. an Oberschenkel, an d. Hinterbacke u.a.  […]

Anbau D 101:

S. 98: […] In D 101 (nördl. v. d. Ziegelkapelle, sich an D 100 anlehnend) ein Bir.
Kammer nach O. Skelett auf. d. Rücken, unter den Schultern ein Stein. Der
r. Wand Arm? an d. Wand entlang liegend, die l. Hand auf einem Stein
aufliegend. Kopf nach N. Die Füsse gegen d. Südwand gestemmt. Skelett
geborgen […]


 

Notizen 1906: [Original.pdf]

Anbau D 99:

S. 24:
17. April
D 99,1 Kammer nach S. Mit grossen Steinen zugesetzt.
Knieender Hocker; Kopf N; Gesicht O.
Reste von Binden
Am Skelett Fleischreste z.B. von Oberschenkel, von l. Hinerbacke.

[Grosser Bir, südl. von D 100]

 

Notizen Paul Wrede ßJ , 1906: [Abschrift]

S. 13: […] D 99, 100, 101 hängen eng zusammen.  D 100 ist nur in ihrer östlichen Front mit der angebauten Kultanlage, dem Ziegeltempel, blosgelegt. Die Mastaba selbst bietet außer ihrer Größe nichts besonderes. Der Ziegeltempel enthält erstens den eigentlichen Opferraum mit einer Opferbank, die dem fallenden Gebäude entsprechend in der Mitte stufenartig abgesetzt ist.
Vor dem südlichen Teil liegt noch ein besonderer Opferstein. Die von der nördlichen
Abschlussmauer hereingezogene Wand ist wohl nur aus Gründen der symmetrischen Anlage
Aufgeführt. Zu diesem Opferraum führt der Weg durch drei Kammern. Der Eingang liegt auch hier, wie bei D 95, im Norden. Von der ersten Kammer führte eine Tür direkt in den
Opferraum, doch ist diese in voller Wandstärke zugemauert und überputzt, woraus sich
schließen lässt, dass sie schon während der Erbauung geschlossen worden ist. Im Westen der
dritten Kammer, gleich neben dem Eingang zum Hauptraum befindet sich im Boden eine
Nische, die wohl zur Aufstellung einer Stele oder Statue n gedient haben mag. Alle Räume, auch die Außenmauern, waren weiß geputzt.

S. 14: Die Frage nach der einstigen Überwölbung muß für den Hauptraum wegen der großen
Spannweite und geringen Mauerstärken verneint werden. Für die kleinen Vorkammern ist die
Möglichkeit ehemaliger Überwölbung gegeben. Damit würde im Kleinen eine Anlage
entstehen, wie sie im Großen Aufweg und Totentempel der Pyramiden darstellen.
Ob die nördlichen Eingänge bei D 95 und D 100 mit der zeitlichen Entstehung der Bauten in
Verbindung gebracht werden dürfen, ist nur nach diesen beiden nicht zu sagen.
Südlich und nördlich von dem Ziegeltempel und die Mastaba D 100 lehnen sich systematisch
D 99 und D 101. Die Symmetrie ist eine so große, dass man eine Zugehörigkeit zu D 100 annehmen muß. Wichtig erscheint, dass D 99 gegen D 95 gesetzt ist, diese Mastaba also die ältere ist. Allerdings bleibt zu erwähnen, dass D 99 u. 101 auch nach dem Ziegeltempel errichtet sind, da sich der weiße Verputz des Tempels innerhalb des Füllmauerwerks der Seitenanbauten vorfindet. (Siehe Photographien).
D 99 und 101 enthalten je einen Bir mit Kammer. Die Tiefe derselben, die Art der Verschlüsse us.w. ist aus der Zeichnung ersichtlich. Vor D 101 liegt noch ein kleiner Opferstein. [...]

 

 

Tgb. Junker, 4. Grabung 1926 [Original.pdf]

11/3 Posttag,Absendung der Briefe und Berichte nach Wien und Hildesheim.- In dem südlichen Schacht der Mastaba D 100 kommen viele Bruchstücke eines Steinsarkophags des Typs der IV. Dyn. zum Vorschein; zusammen mit den, in der Nähe gefundenen Bruchstücken, dürfte das Exemplar ziemlich zusammen kommen. [...]

 

 

Manuskript Hölscher [Original pdf]

D 99
Bl.    Lgpln.    Abb.

s. D 101.

 

D 100
Bl.    Lgpln.    Abb.
Photo:
1594 / 3042
1550 / 3043
1551 / 3044
1539 / 3032
1540 / 3033
1541 / 3034
1544 / 3037
1543 / 3036
1545 / 3038

D 100 ist eine der grössten Mastaben dieser Gegend. Die Ostkante derselben wurde von uns als Grenze unserer Grabungen festgelegt. Die eigentliche Mastaba blieb also unerledigt; nur die Ostfront der daselbst gelegene Kultbau wurde freigelegt. Letzterer stellt eine Tempelanlage im Kleinen dar und ist in unserem Grabungsfeld einzig in seiner Art. Er besteht aus einem vor der Front der Mastaba gelegenen offenen Hof und 3 ehemals offenbar überdeckten Räumen, die man durchschreiten muss, um in den Hof zu gelangen. Die von der nördlichen Abschlusswand vorspringende Zungenmauer scheint im Hinblick auf die Westwand der südlichen Kammer aus Gründen der Symmetrie errichtet zu sein. Vielleicht war der Raum östlich von der Zungenmauer mit einem Dach überdeckt, sodaß der offene Hof eine T-Form bekam. Die Kammern, die 1,60 und 1,80 m breit sind, könnten wohl Tonnengewölbe gehabt haben, wozu die Stärke der Mauern (50 cm) gerade ausgereicht haben mag. Wahrscheinlicher erscheint aber gerade Holzdecke mit Erdschüttung darauf. Die Kammern in der Reihenfolge, wie man sie durchschreitet, sind: ein kleiner Vorraum, ein breiter Raum und ein tiefer Raum, eine Raumfolge, wie sie sowohl im altägyptischen Hause als im Tempel die Regel bildet. In dem tiefen Raum ist eine Vertiefung im Fussboden, wo offenbar irgendein wichtiger Kultgegenstand aufgestellt war. Ob wir uns einen Opfertisch, eine Stele oder das Postament von Statuen (vgl. die Mastaba des Hesy in Quibell, Excavations at Saqqara, V. 1913) dort zu denken haben, konnte nicht ausgemacht werden. Im Hofe, wie überhaupt an der ganzen Mastaba, wurde keine Scheintür oder Inschrifttafel gefunden; dagegen war die Ostseite des


D 100 Fortsetzung

Kalksteinmantels der Mastaba mit Schlammmörtel abgeputzt, wie Schnitt A B es in Rekonstruktion in Resten zeigt. Vor dem Fuss dieser Wand zieht sich eine niedere Steinbank hin, die dem nach Norden fallenden Gelände entsprechend in der Mitte stufenartig abgesetzt ist. Vor der Nordhälfte dieser Opferbank steht ein kleines Opferbecken. Die Ziegelmauern sind sämtlich sauber verputzt und geweisst gewesen.
Bemerkenswert ist endlich, daß von dem Vorraum ursprünglich eine Tür westwärts führte, die aber vermauert und überputzt worden ist.

 

D 101
Bl.    Lgpln.    Abb.

Photo:
1551 / 3044
1539 / 3032
1545 / 3038

D 99 und D 101 sind symmetrisch an D 100 angelehnt und scheinen zu D 100 zugehörig zu sein. Sie sind aber erst nach der Fertigstellung des Ziegeltempels errichtet, denn der Aussenputz und der weisse Anstrich der Ziegelwände geht hinter der angebauten D 99 und 101 durch.
D 99 enthält einen schönen in den Fels gehauenen Schacht. Kammer nach Süden, darin knieender Hocker, Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten.
D 101 vor dessen Ostseite ein kleines Becken liegt, enthält einen Schacht mit Kammer nach Westen. Skelett auf dem Rücken liegend, unter den Schultern ein Stein; der rechte Arm liegt gestreckt an der Wand, die linke Hand auf einem Stein. Kopf nach Norden. Füsse gegen die Südwand gestemmt.

 

   
Anmerkungen:

ßJ Die privaten Notizen zur Grabung 1906 des Architekten Paul Wrede stellte seine Enkeltochter Jutta Hegemann-Wrede freundlich zur Verfügung. Von ihr stammt auch die Abschrift des in Suetterlin geschriebenen Manuskriptes. [zurück]

   
Bibliographie:

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 80., Taf. 13.

Literatur: