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Mastaba D 106

Bezeichnung: D 106
Typus: Bruchsteinmastaba
Namen:
Grabherr:
 
Frau:
 
Eltern:
Kinder:
 
erwähnte Personen:
 
Titel:
Grabherr:

 

Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 

 

Lage des Grabes: Plan Hölscher 1903-1906
Blaupausen Mastaba D 106

Junker, Giza IX, Abb. 42
Junker, Giza IX, Plan I
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Ausgrabungszeitpunkt:
Ausgräber: 1912: Hermann Junker, Maria Junker, Karl Hadacek
1926: Hermann Junker, Maria Junker, Friedrich Koch, Karl Holey
Datierung: 2. Hälfte 5. Dynastie
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:

Die Mastaba D 106 liegt auf dem Grabungsfeld Steindorffs. Es ist unklar, ob er die Mastaba noch 1906 "angräbt". In seinem Tagebuch von 1906 ist sie nicht mehr erwähnt. Da sie aber noch in den Plan-Zeichnungen Hölschers vorkommt ist anzunehmen, dass die Mastaba eventuell von ihm bei den Nachgrabungen 1926 noch nachträglich aufgenommen wurde. Die Mastaba wird jedoch bereits vorher, während der Grabung Junkers 1912, bei der Anlage des Dammes für die Feldbahn "zufällig" gefunden. Wahrscheinlich wurde sie dabei auch von Junker dokumentiert, da er die Schreiberfigur (Wien, KHM ÄS 7442) noch im Serdab in situ vorfand.

Mastaba D 106 lehnt sich im Süden an Mastaba D 105 an. Sie hat eine Größe von 5,5 m × 4,9 m. Sie war nur noch wenige Steinschichten hoch erhalten. Im Osten erstreckt sich ein Innenhof bzw. eine Kultkammer von 4,5 m × 3,0 m, der bzw. die von 0,8 m dicken Mauern abgeschlossen wird. Der Zugang zum Hof lag im Nordosten. In der Mitte der Ostwand der Mastaba ist eine kleine unbeschriftete Scheintür verbaut. Südöstlich hinter der Scheintür lag ein Serdab, in dem noch die Granitstatue eines Schreibers (Wien, KHM ÄS 7442) in situ gefunden wurde.
Die Schachtsituation differiert nach dem Plan Hölschers in Abgleich mit den Photos Junkers (Wien, AEOS_I_5181).
Nach Hölscher gibt es vier Grabschächte und einen kleinen Serdab in der Mastaba bzw. ihrem Hof und einen fünften Grabschacht südöstlich neben dem Hof.
Bei Junker stellt sich die Situation anders dar:
Schacht 1 Hölschers entspricht Junkers Schacht 163.
Schacht 2 Hölschers entspricht Junkers Serdab.
Schacht 3 Hölschers entspricht Junkers Schacht 162.
Schacht 4 Hölschers ist auf dem Photo Wien AEOS_I_5181 erkennbar aber nicht nummeriert.
Schacht 5 Hölschers entspricht Junkers Schacht 164.
Hölschers Serdab, der östlich von Schacht 2 (Junkers Serdab) situiert ist ist bei Junker nicht existent.
Westlich neben Schacht 5 liegt ein weiterer Grabschacht, der bei Junker mit Schacht 160 gekennzeichnet ist und auf dem Plan Hölscher nicht verzeichnet ist.
Südwestlich an bzw. noch in der Ecke von Mastaba D 106 liegt ein weiterer Grabschacht, der nach Junker mit S 166 gekennzeichnet wurde und ebenfalls keine Erwähnung bei Hölscher findet.


Anbauten:
Im Osten erstreckt sich ein Innenhof bzw. eine Kultkammer von 4,5 m × 3,0 m Größe, der bzw. die von 0,8 m dicken Mauern abgeschlossen wird. Der Zugang zum Hof lag im Nordosten. Die Türgewände sind weggebrochen und entfernt worden. Nur eine Kalksteinschwelle gibt die ursprüngliche Breite von 0,6 m wieder.
Kultkammer:
Siehe Anbauten.
Serdab:
Südöstlich neben der Scheintür lag im Kernbau ein Serdab. (vgl. Photos, Wien AEOS_I_5161-5163 und AEOS_I_5262 - www.gizapyramids.org). In ihm wurde in situ aber nach Süden blickend die Granitfigur eines Schreibers gefunden (Wien, KHM ÄS 7442).
Grabschächte:

Zu der Situation der Grabschächte s.o. unter Allgemein.
Schacht 1 (S 163): 3 m tief. Am Boden gab es eine Aushöhlung nach Osten. Darin lag eine Hockerleiche (Angabe bei Hölscher unklar; da es den Vermerk gibt: Junker fragen!), die mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet lag.
Schacht 2 (Serdab bei Junker): Die Angabe bei Hölscher ist auch hier unklar. Er schreibt, das Schacht 2 noch unerledigt ist und Junker dazu noch befragt werden müsse. Schacht 2 existiert jedoch nach den Angaben Junkers nicht, da es sich bei diesem Schacht um den Serdab handelt.
Schacht 3 (S 162): 0,8 m tief. Hatte keine Kammer und wurde leer vorgefunden.
Schacht 4 (keine Nummer bei Junker zu ermitteln): 1,3 m tief. Hatte eine nach Süden gerichtete Kammer, die jedoch nur zerfallene Knochen enthielt.
Schacht 5 (S 164): Der Schacht lag im Sand südöstlich neben dem Hof. Er war nur 50 cm tief und hatte keine Kammer.
Schacht S 160: Lag westlich neben Schacht 5 (S 164). Es gibt keine weiteren Angaben dazu.
Schacht S 166: Diese lag in bzw. an der Südwestecke des Kernbaus. Auch zu diesem Schacht gibt es keine weiteren Angaben.

   
Erhaltungszustand: Die Mastaba liegt in dem Gebiet, das die ägyptische Antikenverwaltung modernisiert und restauriert hat. Ihr heutiger Erhaltungszustand ist unklar.
   
Funde: Im Serdab:
- Schreiberfigur aus Granit (KHM, Wien ÄS 7442).
Mehr Informationen zu der Schreiberfigur bei Junker, Giza IX, S. 100-102 und bei Rogge, CAA Wien, Bd. 15, 16-20. ßJ
   
Photos:
   
Archivalien:

Tagebuch Junker, Grabung 1912: [Original.pdf]

" [...]
5.2.1912: Heute bot unser Feld bei Arbeitsbeginn ein buntes Bild. Etwa
300 Mann waren erschienen und suchten bei uns Arbeit. Jeder draengte sich vor und pries seine Kraft oder stellte sich als Bruder, Vetter oder Bekannten eines unserer Arbeiter vor. Wir konnten uns die Besten auswaehlen. Doch stellten wir nur bis zur Mannschaftssterke von 130 ein, da vorlaeufig diese Zahl genuegt.
Gleich am Morgen wurde uns eine grosse Ueberraschmg zuteil.
Ich stand eben auf der Hoehe einer Mastaba um von dort die Schuttarbeiten zu dirigieren, als mir ein Vorarbeiter zuwinkte. Als ich hinzutrat sah ich, wie aus der Ecke einer Mastaba von ganz kleiner Dimension der Kopf einer Statue herausragte. Sofort grosses Geschrei bei den Leuten, sie gebaerdeten sich wie
verrueckt vor Freude, angeblich bloss ueber mein grosse Glueck hauptsaechlich aber wegen des Bakschichs, das ich ihnen versprochen hatte. Wir liessen zunaechst die Statue nur halbausgegraben in situ aufnehmen, dann ganz ausgraben und wieder aufnehmen und dann erst herausnehen . Sie war vollkomen erhalten und ist ein wahres Prachtstueck . Am Halse ist das aufgemalte Halsband noch gut in Farben erhalten, auch die Schurzbemalung ist noch erkennbar. Die Statue ist sozusagen wieder unseren Willen gefunden worden; wir wolltm der Bahn wegen zunaechst nur eien frueher aufgeworfenen Schutthuegel abtragen und die Erde nur bis zur Bahnhoehe
ebnen, als ein ein Arbeiter zufaellig auf einen grossen Stein stiess, der zu der Bedachung einer in frueherer Zeit verlezten Mastaba gehoerte und in dessen Schutz unsere Statue stand."

 

"Kairo, Pyramids, Mena-House, den 5.2.12.

An die
             aegyptische Kommission der K. Akademie d. Wissenschaften

Wien.    

der Unterzeichnete erlaubt sich, der aegyptischen Kommission der K. Akademie d. W. das Tagebuch unserer Expedition bis zum heutigen Tage einzusehen.
Eine besondere Freude ist es mir, mitteilen zu koennen, dass wir eben einen Kapital-Fund gemacht haben. Es ist eine Granitstatue ganz hervorragender Arbeit. Anbei schicke ich die ersten Aufnahmen, die natuerlich der schlechten Aufnahmebedingungen wegen keineswegs ein adaequates Bild des Fundes darstellen. Dass ich die Statue nicht ueberschaetze mag Ihnen das Urteil eines Hauptkenners sagen; Professor Schaefer, Direktor bei den K. Museen in Berlin, der uns besuchte erklaerte dass sie zu den besten Funden des Feldes gehoere und im Handel mindestens auf 25-30000 Kr. zu werten sei.

Mit dem Ausdruck der Ergebenheit

H. Junker. "

 

"Teilungs-Protokoll.

Zwischen den Unterzeichneten, Prof. Dr. H. Junker aus Wien und Herrn W. Pelizaeus aus Kairo, wurde heute, am 2. April 1912, bei den Pyramiden von Gise, gelegentlich des Schlusses der Wintergrabung 1911-12, die Teilung, der nach Abgabge des von der Vizekoeniglichen Museumsverwaltung in Cairo beanspruchten Anteils, zur Verfuegung gebliebenen Gegenstaende vorgenommen. Da es, in Anbetracht des grossen Wertes der gefundenen lebensgroßen Statue des Hm-Inw, unmoeglich war, zwei ungefaehr gleiche Teile zusammenzustellen, so wurde vereinbart, die genannte grosse Statue fuer den einen Teil, dagegen eine Schreiberstatue, eine grosse Scheintuer, sowie die uebrigen gefundenen Skulpturenfragmente und Architecturstuecke fuer den anderen Teil zu bestimmen, unter der Bedingung, dass derjenige der obengenannten Grabungsteilhaber, dem durch das Loos die grosse Statue zufaellt, die Summe von Fuenfzehntausen Kronen zu zahlen hat, welche Summe fuer die ersten Ausgaben der naechsten gemeinschaftlichen Grabung zu verwenden ist. Nachdem letzterer Betrag verausgabt sein wird, ist die Grabung auf gemeinschaftliche Kosten, wie bisher, fortzusetzen.
Die durch den mitunterzeichneten K. und K. oesterr. -ungar. Geschaeftstraeger, Herrn Grafen Hoyos vorgenommene Verloosung ergab, dass Herrn W. Pelizaeus die grosse Statue zufaellt und hat demnach derselbe der naechsten gemeinschaftlichen Grabung die obengenannte Summe von fuenfzehntausen Kronen zur Verfuegung zu stellen.
Grabungshaus neben der Chephren-Pyramide, 2. April 1912.

H. Junker    W. Pelizaeus      F. Hoyos" 

 

Notizen 1926 [Original.pdf]

S. 6
[...] Das 1926 ausgegrabene Gebiet zwischen 105 -106 im O. u dem Haushügel im W. enthält nur sehr zerstörte Mastaben. (D 104/103). [...]

 

Manuskript Hölscher [Original pdf]
D 106
Bl. Lgpln. Abb.

ist an D. 105 gebaut und ganz von demselben Typ. Eine ziemlich grosse Kultstätte davor, die offenbar nicht überdeckt gewesen ist. Scheintür ohne Inschrift. Dahinter der Serdab, der ganz erbrochen war, doch fand sich die vorzügliche Granitstatue eines Schreibers noch in situ, kaum 15 cm unter dem Gelände.
Die beiden Schächte D. 106,1 und 2 entsprechen denen von D. 105:
D. 106,1 bei 3 m Tiefe eine Höhle nach O. mit Hockerleiche (Junker fragen!), Kopf N., Gesicht nach O.
D. 106,2 noch unerledigt! Junker fragen!

D. 106,3 0,8 m tief, ohne Kammer und Inhalt
D. 106,4 1,3 m tief, Kammer nach S., Gebeine zerfallen.
D. 106,5 Schacht ohne Aufbau, nur 50 cm tief, ohne Kammer.

D 106 scheint in die Mitte der 2. Hälfte der 5. Dynastie zu gehören.

 

   
Anmerkungen: ßJ - Die Vollständige Literatur findet sich als Download im Giza-Archives-Project (www.gizapyramids.org) [zurück]
   

Bibliographie:

 

 

- Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 84f, Taf. 14.
- Jaroš-Deckert, Brigitte / Rogge, Eva, Corpus Antiquitatum Aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog Ägyptischer Altertümer. Kunsthistorisches Museum Wien. Ägyptisch-Orientalische Sammlung, Lieferung 15 = Statuen des Alten Reiches, 1993, 15,16-20.
- Junker, Hermann, Vorläufiger Bericht über die Grabung der kais. Akademie der Wissenschaften bei den Pyramiden von Gizeh, vom 22. Januar bis zum 7. April 1912, in: AnzAWW: philos.-hist. Kl. 49 (1912), S. 88, 98, Taf. Va.
- Junker, Hermann, Gîza IX. Das Mittelfeld des Westfriedhofs, Wien, R. M. Rohrer, 1950 = Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Denkschriften, 73. Band, 2. Abhandlung, S. 100-103, Abb. 42, Taf. VIIb, Plan I.
- Porter, Bertha and Rosalind B. Moss, Assisted by Ethel W. Burney, Topographical Bibliography [...], III. Memphis. Part I, S. 114.