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Hildesheim, PM 419

PM 419
Standort: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum
Inv.-Nr. PM 419
Bezeichnung des Stückes: Sitzfigur des ZbH.n=f

Herkunft:

Giza, Westfriedhof: Im Serdab der Mastaba D 80 A des ZbH.n=f
Erwerbung: Fundteilung 1906
Material: Kalkstein, bemalt
Maße: H. 60,7 cm; B. 20,3 cm; T. 34,0 cm
Datierung: 6. Dynastie
Anfang 6. Dynastie nach Martin-Pardey, CAA 1, 91-98.
Beschreibung:

Die Sitzfigur des ZbH.n=f wurde im Serdab von Mastaba D 80 A gefunden. Die Statue stand südlich (Nr. 1) vor der Standfigur seiner Frau Vntt (Nr. 2). Dahinter stand zwischen beiden Figuren die Standfigur des Ro-m#o.t (Nr. 3)
S. 98

Erhaltungszustand:

Die Statue des ZbH.n=f ist vollständig erhalten. Lediglich der Daumen der rechten Hand ist abgebrochen. Das muss jedoch nach Bergung der Statue bzw. beim Transport passiert sein, denn auf den alten Grabungsphoto besitzt die Statue noch eine Daumenspitze. (Vgl. N-ÄMUL 3025). Die Statue befindet sich heute in einem guten Erhaltungszustand; jedoch ist vom ursprünglichen Farbauftrag kaum mehr etwas erhalten.

Veränderungen: Vgl. Protokoll Strecker vom 28.04.1968. [pdf]

Darstellung und Text:

ZbH.n=f sitzt auf einem quaderförmigen, recht hohen und undekorierten Sitzblock mit rechteckiger Basis. Er trägt eine kurze, die Ohren bedeckende Löckchenperücke, einen Galaschurz mit Gürtel und Knoten. Auf den Grabungsphotos ist zu erkennen, dass der Platz für einen kleinen Halskragen in der Bemalung ausgespart war.
ZbH.n=f sitzt mit stehender rechter Faust und liegender linker Hand auf den Oberschenkeln. Die Nägel an Händen und Füßen sowie die Nagelringe sind durch sorgfältige Relieflinien ausgeführt. Der Körper ist fein modelliert und zeigt besonders an den Beinen und am Oberkörper die herausgearbeiteten Muskeln. Das Gesicht ist wie der Rest der Körpers sorgfältig ausgearbeitet. Die mandelförmigen Augen stehen auf einer waagerecht verlaufenden Lidachse. Die Augenlider sind durch schmale Relieflinien eingefasst. Die Augenbrauen sanft aus dem Stein herausgearbeitet ohne direkt mit Relieflinien eingefasst worden zu sein. Der gerade verlaufende Nasenrücken geht in die kleine, rundlich gearbeitete Nase über. Das gut ausgearbeitete Philtrum betont die Mundspalte, die leicht schräg nach links verläuft und die gleich breite Ober- von der Unterlippe trennt. Die Nasolabialfalten verlaufen bis zu den Mundwinkeln und erzeugen so den Eindruck eines leichten Lächelns. Das Kinn ist durch scharfe Relieflinien akzentuiert worden. Das Gesicht erscheint durch die nur wenig akzentuierten Wangen, dem lächelnden Mund und das hervorgehobene Kinn voll und jugendlich. Der Oberkörper wirkt muskulös, obwohl die einzelnen Muskelpartien nur sanft hervorgehoben werden. Die Herausarbeitung der Beinmuskulatur und der Knochen betonen den kräftigen, fasst sportlich wirkenden Eindruck der Statue. Die starke Herausbildung der Unterarmknochen am linken Arm führt dazu dass der Arm ungelenk, fasst verdreht wirkt. Zwischen Oberkörper und den Armen sowie den Beinen und dem Sitz sind die Zwischenräume als Verbindungsstege stehen gelassen.
Basis
Neben den Füßen stehen in versenkten Hieroglyphen die Titel des Verstorbenen:
Neben dem linken Fuß:
jry-Xt nzw
"Beauftragter für die Angelegenheiten des Königs"
Neben dem rechten Fuß:

s:HD n Hmwt(yw)
"Untervorsteher der Handwerker"

Vor den Füßen steht der Name des Verstorbenen:
ZbH.n=f


Kommentar:

Zu den Titeln siehe Jones, Index OK, S. 327,1206; 945,3485 und 946,3487.
Zum Namen vgl. Ranke, PN I, 295,28

Technische Angaben:

Farben:
Schwarz: Perücke, Basis und Verbindungsstege, zwischen den Beinen.
Rotbraun: An den Füßen.
Rot: Lippen
Ausgespart: Halskragen


Maße:
H. der Basis: 6,0-7,2 cm.
H. des Sitzes vorn: 25,7 cm.
H. des Sitzes hinten: 26,3-27,2 cm.
T. des Sitzes: 25,7 cm.

Geschichte des Stückes: Die Sitzfigur des ZbH-n=f wurde zusammen mit der Standfigur seiner Frau Vntt und der Standfigur seines Sohnes? Ro-m#o.t am Dienstag, 20. März 1906 gefunden und kam am Donnerstag, 12. April 1906 zur Fundteilung mit dem Service des Antiquités, der nur die Statue der Vntt beanspruchte. Bei der nachfolgenden Fundteilung mit Steindorff fielen die beiden übrigen Statuen an Wilhelm Pelizaeus. Dieser schenkte die Statuen zusammen mit anderen Objekten seiner Privatsammlung 1907 der Stadt Hildesheim, die in in Erfüllung der Schenkungs-Bedingungen ein passendes Gebäude nahe dem Roemer-Museum erwirbt und es umbaut; die Kosten der Einrichtung übernahm weitgehend Wilhelm Pelizaeus.
Zugehörige Objekte:

Im Serdab von D 80 A:
- Standfigur des Ro-m#o.t (Hildesheim, PM 420).
- Standfigur der Vntt (Kairo, JE 38361).

Vor dem Serdab von D 80 A:
- Bruchstücke eines Gefäßständers (Leipzig, ÄMU 1458 - Kriegsverlust).

Zwischen Serdab und der nördlichen Scheintür von D 80 A:
- Rote Wandgraffiti (in situ verblieben).

Schacht 1,g:
- Gefäß (Leipzig, ÄMU 2092).
- Schale mit abgesetztem Rand (Leipzig, ÄMU 2087).
- Feuersteinmesser (Leipzig, ÄMU 7808).

Bibliographie: Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 71 (erw.).
- Corpus antiquitatum aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog ägyptischer Altertümer. Pelizaeus Museum. Hildesheim. Lieferung 1 = Eva Martin-Pardey, Plastik des Alten Reiches. Teil 1, Mainz/Rhein 1977, S. 91-98.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 113.
Literatur:  
Photos:
BFM_1360890
BFM 1.360.890
=
N-ÄMUL 3026
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BFM 1.360.896
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N-ÄMUL 3027
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BFM 1.360.898
=
N-ÄMUL 3025
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N-ÄMUL 3029
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N-ÄMUL 3030
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GGHi 616
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BFM 1.361.081
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GGHi 617
GGHi 660
GGHi 660
=
N-ÄMUL 3025
Bilder der Statuen Hildesheim, PM 419 und PM 420
Archivalien:

Tgb. 1906 [Original.pdf] [Abschrift.pdf]

S. 35: […] Kurz vor Schuglschluß kommt eine Pfeilerstellung heraus (D 80). Besuch von Mace, der sich unsere Statuen ansehen will. Ferner Capt. Blachett, Mr. Parsons, Miss Stokes und Amtsrichter Feist in der Grabung. 2 Kafrawis, die sich, anscheinend zum ausbaldowern in der Grabung herumtrieben, werden von Abu’l Hasan und Senussi tüchtig durchgewalkt.
Dienstag, den 20. März 1906.
Bald nach Arbeitsbeginn wird südlich vor der Mastaba mit der Pfeilerstellung ein Serdab *) freigelegt. Der Schlitz war mit Nilschlamm verschmiert (photographiert) *) zu D 80 gehörig.
S. 35
B Bîr
F Tinestrich mit weißer Farbe
P Pfeilerstellung
x Scheinthür
S Serdâb
y rote Aufschrift

S. 36: Er wird geöffnet, enthält 3 wohlerhaltene Statuen.
S. 36
1) Sitzenden Statue des S. 36 bemalt. Farben nur teilweise erhalten. Löckchenfrisur. r. Hand geballt, l. ausgestreckt. Schurz S. 36 Sessel und Plinthe schwarz. H. 60 cm. Kalkstein.

2) Stehende Statue der S. 36. Hinterkopf antik beschädigt. Haar und Rückenpfeiler schwarz bemalt. Sonst fehlen die Farben. H. 63 cm. K.
3) Statue des S .36, stehend, bemalt. Schurz S. 36 gelb. Haar (Löckchenfrisur) schwarz ebenso Rückenpfeiler und Plinthe.  Körper rotbraun. K. H. 52 cm.
Alle 3 Statuen sind nicht schlecht, 3 ist am besten. Vor dem Serdâb werden die Bruchstücke eines schönen Untersetzers gefunden, ca. 1 m hoch. Kommt ziemlich vollständig zusammen.
S. 36

S. 84: […] Donnerstag 12. April 1906.
Ruhetag. Früh in die Stadt gefahren. Ins Museum. Mit Quibell nach den fehlenden Holzsachen der 1. Kampagne gesucht. Der Holzsarg steht im Vorzimmer von Brugsch, die Frauenfigur nicht aufgefunden. Mit Maspero nach Photographien die Teilung vorgenommen. Ich lege ihm Photos der 5 Statuen (Fundjournal 3.4.8.9.10) und des Reliefs von der Scheintüre S. 84 (Fundj, 5) vor. Er nimmt nur die Statue der S. 84, allerdings das beste Stück. Mit Wrede bei Rubensohn geluncht. Dann in den Chan el-Chalîli. Bei Habîb Kupfersachen u. im Goldarbeiterbazar Ringe u. silberne Schmuckstücke gekauft.
Abendessen bei Schuller. Um 8 nach den Pyramiden zurück.

Lageplan:

Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 80

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