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Hildesheim, PM 420

PM 420
Standort: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum
Inv.-Nr. PM 420
Bezeichnung des Stückes: Standfigur des Ro-m#o.t

Herkunft:

Giza, Westfriedhof: Im Serdab der Mastaba D 80 A des ZbH.n=f
Erwerbung: Fundteilung 1906
Material: Kalkstein, bemalt
Maße: H. 52,3 cm; B. 14,4 cm; T. 19,6 cm
Datierung: 6. Dynastie
Ende 5. / Anfang 6. Dynastie nach Martin-Pardey, CAA 1, 99-104.
Beschreibung:

Die Standfigur des Ro-m#o.t wurde im Serdab von Mastaba D 80 A gefunden. Die Statue (Nr. 3) stand mittig hinter den beiden Statuen des ZbH.n=f (Nr. 1) und seiner Frau Vntt (Nr. 2).
S. 98

Erhaltungszustand:

Die Statue des Ro-m#o.t ist bis auf geringe Beschädigungen an der Basisvorderseite, an Nase und Mund vollständig erhalten. Der Farbauftrag ist gut erhalten, jedoch wurde bei Restaurierungsmaßnahmen "nachgebessert".

Veränderungen: Vgl. Protokoll Strecker vom 11.05.1956 [sic - 1966]. [pdf]

Darstellung und Text:

Ro-m#o.t steht mit dem vorgesetzen linken Bein auf einer rechteckigen Basis vor einem brusthohen Rückenpfeiler. Er trägt eine kurze, die Ohren bedeckende Löckchenperücke und den plissierten Galaschurz mit Gürtelknoten. Seine Hände hält er zur Faust geballt gerade entlang des Körpers herab. In seinen Fäusten ist der Steinkern erkennbar. Der Körper des Ro-m#o.t wirkt durch die sehnig gestalteten Arme und Beine schlank und grazil. Der Oberkörper ist gut akzentuiert ohne jedoch einzelne Muskelpartien zu sehr zu betonen. Der kreisrunde Bauchnabel wird durch zwei Relieflinien eingefasst. Das Gesicht wirkt rundlich, da es durch die kurze Löckchenperücke und die sanft modellierten Wangen und einem leicht betonten Kinn, gebildet wird. Die Augen stehen auf einer geraden Lidachse. Ober und Unterlid sind durch eine doppelte Relieflinie eingefasst; ebenso die Augenbrauen. Die kleine Nase hat einen kurzen gerade verlaufenden Nasenrücken. Die Mundspalte verläuft leicht schräg nach links und trennt die gleich breite Ober- von der Unterlippe. Die Einfassung des kleinen Mundes durch die leicht betonte Nasolabialfalten und die schräg verlaufende Mundspalte erzeugen auch bei dieser Statue den Eindruck eines leichten Lächelns.
Der Galaschurz ist sehr sorgfältig ausreliefiert worden - die einzelnen plissierten Falten verlaufen in Längsrichtung und gratförmig. Der Gürtel wird durch einen sorgfältig herausgearbeiteten Knoten gehalten. Der Schurzzipfel ist durch eine doppelte umlaufende Relieflinie angegeben und mit waagerechten Linien im Innern abgesetzt. Die Finger- und Zehennägel sind durch Relieflinien eingefasst und die Nagelhaut ist angegeben.
Vor dem rechten Fuß steht in versenkten Hieroglyphen der Name des Verstorbenen: Ro-m#o.t
Basis

Kommentar:

Zum Namen vgl. Ranke, PN I, 145,5.

Technische Angaben:

Farben:
Schwarz: Perücke, Rückenpfeiler, Basis und Verbindungsstege.
Rotbraun: Gesicht, Körper, Augenbrauen, Steinkern.
helleres Rot bzw. Rotbraun: Schurz


Maße:
H. der Basis (vorn): 3,2-4,0 cm.
H. der Rückenplatte: 38,5 cm.
B. der Rückenplatte (oben) 6,3 cm.
B. der Rückenplatte (unten) 5,4 cm.
B. der Basis (vorn): 12,0 cm.
B. der Basis (hinten): 12,3 cm.
T. der Basis (links): 18,2 cm
T. der Basis (rechts): 18,8 cm

Geschichte des Stückes: Die Standfigur des Ro-m#o.t wurde zusammen mit der Sitzfigur des Zbh.n=f und der Standfigur der Frau Vntt am Dienstag, 20. März 1906 gefunden und kam am Donnerstag, 12. April 1906 zur Fundteilung mit dem Service des Antiquités, der nur die Statue der Vntt beanspruchte. Bei der nachfolgenden Fundteilung mit Steindorff fielen die beiden übrigen Statuen an Wilhelm Pelizaeus. Dieser schenkte die Statuen zusammen mit anderen Objekten seiner Privatsammlung 1907 der Stadt Hildesheim, die in in Erfüllung der Schenkungs-Bedingungen ein passendes Gebäude nahe dem Roemer-Museum erwirbt und es umbaut; die Kosten der Einrichtung übernahm weitgehend Wilhelm Pelizaeus.
Zugehörige Objekte:

Im Serdab von D 80 A:
- Sitzfigur des ZbH.n=f (Hildesheim, PM 419).
- Standfigur der Vntt (Kairo, JE 38361).

Vor dem Serdab von D 80 A:
- Bruchstücke eines Gefäßständers (Leipzig, ÄMU 1458 - Kriegsverlust).

Zwischen Serdab und der nördlichen Scheintür von D 80 A:
- Rote Wandgraffiti (in situ verblieben).

Schacht 1,g:
- Gefäß (Leipzig, ÄMU 2092).
- Schale mit abgesetztem Rand (Leipzig, ÄMU 2087).
- Feuersteinmesser (Leipzig, ÄMU 7808).

Bibliographie: Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 71 (erw.).
- Corpus antiquitatum aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog ägyptischer Altertümer. Pelizaeus Museum. Hildesheim. Lieferung 1 = Eva Martin-Pardey, Plastik des Alten Reiches. Teil 1, Mainz/Rhein 1977, S. 99-104.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 113.
Literatur:  
Photos:
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Bilder der Statuen Hildesheim, PM 419 und PM 420
Archivalien:

Tgb. 1906 [Original.pdf] [Abschrift.pdf]

S. 35: […] Kurz vor Schuglschluß kommt eine Pfeilerstellung heraus (D 80). Besuch von Mace, der sich unsere Statuen ansehen will. Ferner Capt. Blachett, Mr. Parsons, Miss Stokes und Amtsrichter Feist in der Grabung. 2 Kafrawis, die sich, anscheinend zum ausbaldowern in der Grabung herumtrieben, werden von Abu’l Hasan und Senussi tüchtig durchgewalkt.
Dienstag, den 20. März 1906.
Bald nach Arbeitsbeginn wird südlich vor der Mastaba mit der Pfeilerstellung ein Serdab *) freigelegt. Der Schlitz war mit Nilschlamm verschmiert (photographiert) *) zu D 80 gehörig.
S. 35
B Bîr
F Tinestrich mit weißer Farbe
P Pfeilerstellung
x Scheinthür
S Serdâb
y rote Aufschrift

S. 36: Er wird geöffnet, enthält 3 wohlerhaltene Statuen.
S. 36
1) Sitzenden Statue des S. 36 bemalt. Farben nur teilweise erhalten. Löckchenfrisur. r. Hand geballt, l. ausgestreckt. Schurz S. 36 Sessel und Plinthe schwarz. H. 60 cm. Kalkstein.

2) Stehende Statue der S. 36. Hinterkopf antik beschädigt. Haar und Rückenpfeiler schwarz bemalt. Sonst fehlen die Farben. H. 63 cm. K.
3) Statue des S .36, stehend, bemalt. Schurz S. 36 gelb. Haar (Löckchenfrisur) schwarz ebenso Rückenpfeiler und Plinthe.  Körper rotbraun. K. H. 52 cm.
Alle 3 Statuen sind nicht schlecht, 3 ist am besten. Vor dem Serdâb werden die Bruchstücke eines schönen Untersetzers gefunden, ca. 1 m hoch. Kommt ziemlich vollständig zusammen.
S. 36

S. 84: […] Donnerstag 12. April 1906.
Ruhetag. Früh in die Stadt gefahren. Ins Museum. Mit Quibell nach den fehlenden Holzsachen der 1. Kampagne gesucht. Der Holzsarg steht im Vorzimmer von Brugsch, die Frauenfigur nicht aufgefunden. Mit Maspero nach Photographien die Teilung vorgenommen. Ich lege ihm Photos der 5 Statuen (Fundjournal 3.4.8.9.10) und des Reliefs von der Scheintüre S. 84 (Fundj, 5) vor. Er nimmt nur die Statue der S. 84, allerdings das beste Stück. Mit Wrede bei Rubensohn geluncht. Dann in den Chan el-Chalîli. Bei Habîb Kupfersachen u. im Goldarbeiterbazar Ringe u. silberne Schmuckstücke gekauft.
Abendessen bei Schuller. Um 8 nach den Pyramiden zurück.

Lageplan:

Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 80

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