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ÄMUL 2557

ÄMUL 2557
Standort: Ägyptisches Museum der Universität Leipzig
Inv.-Nr. 2557
Bezeichnung: Speisetischszene des Mrr.w

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 15 B; nördliche Scheintür in der Kultkammer
Erwerbung: Fundteilung 1905.
Material: Kalkstein
Maße: ÄMUL 2557: H. 38,o cm; B. 56,o cm; T. 11,0 cm. Gewicht: 39,3 kg
Datierung: 5./6. Dynastie
Kriterien nach Cherpion: 3; 10; 22; 24; 28; 46; 47 nach Cherpion 4./5. Dynastie
Beschreibung:

Das Bildfeld befand sich in der nördlichen Scheintür der Kultkammer D 15 B in situ.

Erhaltungszustand:
Das Relief hatte sehr starke Versalzungen. Dadurch ist die Oberfläche heute nach der notwendigen Festigung des Objektes zwar "salzfrei" aber doch stark angegriffen und nicht mehr so detailreich wie noch auf dem Photo oben von 1905. Vgl. die neuen Photos unten.
Darstellung und Text:

Das Bildfeld der nördlichen Scheintür des Mrr.w ist auf einer hervorspringenden rechteckigen Fläche gearbeitet, die von einem tieferen umlaufenden Rand umgeben ist. Die Speisetischszene ist sowohl in den Hieroglyphen als auch in den Darstellungen in erhabenem Relief ausgeführt. Der Verstorbene sitzt zusammen mit seiner Frau nach rechts gewandt auf einer Bank. Die Beine der Bank sind als Rinderbeine aufgearbeitet und die Füße stehen auf umgekehrten trapezförmigen Sockeln. Die Sitzfläche läuft am hinteren Ende in einer detailreich gestalteten Papyrusdolde aus und lässt kurz davor noch das nach oben gebogene Ende des Sitzkissens erkennen.
Der Verstorbene Mrr.w trägt die kurze Löckchenperücke, einen Halskragen und einen Schurz mit Gürtel. Seine linke Hand hält er zur Faust geballt angewinkelt vor der Brust. Neben ihm sitzt seine Frau Nfr.t-nzw, die eine dreiteilige Strähnenperücke, das kurze Halsband (dog-collar) kombiniert mit einem Halskragen und das typische Trägerkleid trägt. Mit ihrem linken Arm umfasst sie die linke Schulter ihres Mannes. Beide Personen tragen an ihrem rechten Handgelenk ein mehrteiliges Armband und halten die Hand ausgestreckt an den reich gefüllten Opfertisch.
Der Opfertisch steht mit seiner Tischplatte mit Standfuß auf einem Ständer. Der Tisch ist reich gefüllt mit verschiedenen Sorten Opferbroten bzw. -kuchen und auf einer kleinen daneben gestellten Ofperplatte liegt eine geschlachtete Gans. Vor dem Gesicht des Toten steht ein Waschgeschirr. Rechts vor dem Opfertisch steht der älteste Sohn des Verstorbenen Nj-sw.t-PtH und vollzieht das Räucheropfer. Der Sohn trägt ebenfalls eine kurze Löckchenperücke, die das Ohr bedeckt lässt und einen Galaschurz mit Gürtel. In seiner linken Hand hält er über den Opfertisch ein Räuchergefäß mit Griff, dass mit brennendem Weihrauch gefüllt ist. Mit seiner rechten Hand hebt er den für die Räucherung durchlöcherten Deckel an seinem Knauf schräg an, so dass der aufsteigende Rauch, angedeutet durch vier schräge Striche, besser zu den Verstorbenen gelangen kann. Hinter ihm stehen in einer Reihe übereinander dargestellt vermutlich noch weitere Söhne des Verstorbenen.
Oben steht nackt dargestellt mit dem rechten Finger am Mund $nm.w-onX und darunter ebenfalls nackt dargestellt aber seinen rechten Arm angewinkelt vor der Brust haltend sein Sohn Cpss.
Auf dem umlaufenden Rand steht über der Speisetischdarstellung die Opferformel und am rechten Rand die Namen der Töchter in versenkt eingetieften Hieroglyphen.
Am rechten Bildrand stehen übereinander, jedoch in erhabenem Relief gearbeitet, die Töchter des Verstorbenen.
Oben steht %t.tj (Lesung des Namens unsicher). Sie trägt die dreiteilige Strähnenperücke, das typische Trägerkleid und an beiden Armen Armbänder. Ihren rechten Arm hält sie mit der flachen Hand angewinkelt vor der Brust. Unter ihr steht nackt dargestellt in gleicher Haltung nur mir einer kurzen Haarfrisur die Tochter Mrj.t.
Undekoriert geblieben sind der linke und untere Bildrand.
Die Ausführung des Reliefs ist sehr detailreich und prägnant, was heute jedocha aufgrund der starken Versalzung kaum mehr zu erkennen ist.

Auf dem oberen Bildrand.
Htp D(j).w nzw Htp D(j).w Jnpw Xntj zH-nTr qrs.t=f m zmj.t jmn.tt nb jm#X.w Xr nTr-o# jmy-r# pr-jno.wt Mrr.w
Ein Opfer, das der König gegeben hat und ein Opfer, das Anubis gegeben hat, der vor seiner Gotteshalle ist und ein Begräbnis für ihn in der westlichen Nekropole für den Wohlversorgten unter dem großen Gott, den Vorsteher der Weberinnen, Mrr.w.

Auf dem rechten Bildrand:
jm#X(.w) %t.tj
Wohlversorgte %t.tj
z#.t=f Mrj.t
Seine Tochter Mrj.t

Auf der Speisetischszene, über dem Grabherrenpaar.
jmy-r# pr-jno.wt Mrr.w Xm.t=f Nfr.t-nzw
Vorsteher der Weberinnen, Mrr.w, seine Frau Nfr.t-nzw.

Auf der Speisetischszene, über dem weihräuchernden Sohn.
z#=f sms.w Nj-swt-PtH
Sein ältester Sohn Nj-swt-PtH

Auf der Speisetischszene, über dem oberen nackten Knaben.
$nm.w-onX

Auf der Speisetischszene, über dem unteren nackten Knaben.
Cpss

Unter dem Opfertisch:
X# tA X# Hnq.t X# Ss X# mnX.t
1000 an Brot, 1000 an
Bier, 1000 an Alabastergefäßen, 1000 an Leinen

Kommentar:

Zu den Namen:
Mrr.w vgl. Ranke, PN I, 162,26.
Nfr.t-nzw vgl. Ranke, PN I, 202,14.
Nj-swt-PtH vgl. Ranke, PN I, 173,11.
$nm.w-onX vgl. Ranke, PN I, 275,8.
Cpss vgl. Ranke, PN I, 326,17.
Lesung unsicher: ob %t.tj ?
Name nicht bei Ranke belegt
Mrj.t

Ranke, PN I, 159,29.

Zum Titel:
"Vorsteher der Weberinnen" siehe Jones, Index OK, S. 58, 276 und Fischer, Varia, S. 71, n. 21.

Zur Weihrauchopferszene:
Bei der Weihrauchopferszene handelt es sich um ein Weihrauchgefäß mit Haltegriff und durchlöchertem Deckel mit Knauf bzw. Henkel. Solche Weihrauchgefäße und auch ihre Deckel finden sich, wenn dort auch ohne Benutzungsspuren im Grabschatz der Otp-Hr=s (G 7000x). Reisner, Giza Necropolis Volume II - vgl. dort z.B. das Gefäß des Typus G-LIIc (Fj. 34-4-42 = Kairo, JE 67638) auf fig. 76 und 78.

Technische Angaben:

Auf dem Bildfeld haben sich keine Spuren von Bemalung erhalten.

Geschichte des Stückes:
Das Bildfeld der nördlichen Scheintür wurde am 08. Februar 1905 gefunden und am 06. März 1905 geborgen. Es kam noch im gleichen Jahr zur Fundteilung.
zugehörige Objekte:

- Bildfeld der südlichen Scheintür des Nj-swt-PtH (Kairo, JE 37831).
- Beschrifteter Serdabschlitz des Mrr.w (Kairo, JE 37829).

Bibliographie:
Krauspe, Renate, Ägyptisches Museum der Karl-Marx-Universität Leipzig, Leipzig, Direktorat für Forschung der Karl-Marx-Universität, 1987, S. 29 Nr. 35.
Literatur:
Ogdon, Jorge R., The Bell Shaped Censers in the Old Kingdom, VA 1 (1985), 131-142.
Reisner, George Andrew, The tomb of Hetep-heres the Mother of Cheops. A Study of Egyptian Civilization in the Old Kingdom, Completed and Revised by William Stevenson Smith, Cambridge. Massachusetts, Harvard University Press, 1955 = A History of the Giza Necropolis Volume II.

 
Photos:

 
Archivalien:

Tagebuch Steindorff 1905 [Original.pdf] [Abschrift.pdf]

S. 14: […] Mittwoch, den 8 Februar 1905
Regen und Wind seit dem frühen Morgen. Im Schugl A wird ein spätes an D 15 nördlich angebautes Grab D 15 B eines mit minderwertigen Reliefs aufgedeckt. Gegen Mittag kommt der Serdâb anscheinend völlig intakt zu Tage. Furchtbares Unwetter. Wiederaufnahme der Arbeit nach der Mittagspause

S. 15: unmöglich. Bei dem Serdâb Derdir Abderrahman und Moh. Etman als Wache eingesetzt. Unsere Zelte, die dem Wind voll exponiert sind werden durch 10 Saîdis bewacht, trotzdem reißen mehrere Stricke. […]

S. 16: […] Der Serdab des Mereru wird geöffnet in meinem Beisein, er war sicher intakt, trotzdem innen nicht gefunden, nicht einmal den Staub von vermodertem Holz. […]

S. 49: […] Donnerstag, den 2. März 1905
Arbeit an denselben Stellen wie gestern. Am Grabe desS. 49   [D 15 B] (S. 14) „stürzt“ ein Relief herab.

S. 58: […] Montag 6. März
Aufruf der Leute ¾ 7h.
Im Schutt bei der Eisenbahn wird ein recht hübsches Frauenköpfchen gefunden. Es scheint zu dem Unterteil der neulich gefundenen Drei-Damen-Gruppe zu gehören. – Der Türsturz der angebauten Mastaba des Mereru (D 15) wird geborgen; sehr hübsches Stück. […]

 

Fundjournal 1905 [Original.pdf]


No. 1: Thürsturz aus dem Grabe des No. 1 Dargestellt der Tote und seine Frau vorm Opfertisch. Vor ihnen, räuchernd, hinter diesem 2 Söhne und zwei Töchter.
Kalkstein 54 × 37 cm. Tgb. S. 58.



Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 15 - [pdf]