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Mastaba D 4

Bezeichnung:   D 4
Typus:   Doppelmastaba
Bruchsteinmastaba mit Kalksteinmantel
Namen:
 
Grabherr:
  W#S-PtH
Ranke, PN I, 74,10.
%nw
Ranke, PN I, 270,4.
Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
 
erwähnte Personen:
 
Titel:    
Grabherr:
jry-X.t nzw, s:HD Hm-k# O(w).t-Or(.w)

Beauftragter für die Angelegenheiten des Königs, Untervorsteher der Ka-Priester der Hathor.

Zu den Titeln vgl. Jones, Index OK, 327,1206; 937,3459.

Hm-nTr O(w).t-Or(.w), jry-xrj-o-msw-nzw, jry-X.t nzw

Gottesdiener der Hathor, Zugehöriger zu den Gehilfen der Königskinderm, Beauftragter für die Angelegenheiten des Königs.

Zu den Titeln vgl. Jones, Index OK, 540, 2012; 335, 1233; 327,1206.

Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 

 

Lage des Grabes:   Plan Hölscher 1903-1906
Blaupausen Mastaba D 4
[pdf]
[pdf]
Ausgrabungszeitpunkt:   1905
Ausgräber:   Georg Möller
Datierung:   5.-6. Dynastie nach Porter/Moss.
6. Dynastie nach Martin, CAA 3, 4-7.
 
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:
 

Die Mastaba D 4 ist eine Doppelmastaba in fast T-förmiger Anlage. In nord-südlicher Ausdehnung ist der Bau 9,3 m lang und in ost-westlicher Richtung an seiner längsten Stelle 8,1 m. Im Süden besitzt die Mastaba eine L-förmige Kultkammer, dessen Eingangsarchitrav den Grabherren als W#S-PtH ausweist, während eine weitere Kultkammer im Osten einem Mann Namens %nw gewidmet ist. Die Mastaba weist insgesamt sieben Grabschächte auf - einen großen in der östlichen Erweiterung der Mastaba mit der Kultkammer des %nw und sechs weitere im Nord-südlich gerichteten Hauptbau des W#s-PtH mit dessen L-förmiger Kultkammer. Im Nördlichen Teil der Mastaba befindet sich an der östlichen Außenwand eine Scheintür, deren unterer Teil noch in situ ist und deren Bildfeld (Hildesheim, PM 4) im Sand gefunden wurde.

Im Süden schließen an die Südwand des Mastabateils des %nw weitere kleinere Gräber an, die aber bei der Grabung 1905 nicht näher untersucht wurden. Alles Mastabas aus Bruchsteinmauerwerk. Die direkt anschließende Mastaba hatte eine Scheintür auf der Ostseite und einen Grabschacht mit nach Westen gerichteter Kammer. Darin eine Hockerbestattung mit Kopf nach Norden und Gesicht nach Osten.

Anbauten:
  Keine. Die Mastaba besitzt einen einheitlichen Bruchsteinkern mit Kalksteinverkleidung, so dass sich kaum ausmachen lässt, dass es sich bei der Anlage von Grabschacht 1 und der Kultkammer des %nw um einen Anbau handeln könnte.
Kultkammer:
 

Kultkammer des W#S-Pth:
Die im Süden gelegene Kultkammer ist L-förmig angelegt. Die Türlaibungen sind mit Darstellungen versehen, die aber schon bei der Auffindung verwittert waren. Es liegen keine Aufzeichnung der Türlaibungs-Darstellungen vor.
Die Kultkammer ist im Innern ca. 1 m breit und der Zugang im Westen der Mastaba durch die Türlaibungen auf ca. 0,5 m verengt. In ihrer Ost-West-Achse ist die Kammer ca. 3 m lang und in der Nord-Süd-Achse noch ca. 2,9 m. An der Westwand ist am nördlichen Ende eine rohe Scheintür (vermutlich in situ verblieben) mit Namen und Titel des Verstorbenen angebracht.

Kultkammer des %nw:
Die einfache Kultkammer ist im Osten der Mastaba angelegt und ist durch einen Zugang im Norden, vom Mastaba-Hof her begehbar. Der Kultraum ist 1 m breit und hat einen kleinen 0,4 m × 1 m breiten Vorraum, dem dann der durch Türlaibungen auf 0,5 m breite Zugang zur Kultkammer folgt. Die Kultkammer selbst ist 2,5 m × 1 m breit. Der verwitterte, mit Namen des %nw beschriftete Türsturz (Verbleib unbekannt, Inschriften 1905, S. 35) lag lose im Sand. Auf der westlichen Türlaibung eine Darstellung des Verstorbenen mit seiner Frau aus dem Grab herausschreitend. Vor dem Paar der kleiner dargestellt Sohn, der an den Würdenstab des Vaters fasst. Darunter eine Reihe von vier Männern. Auf der östlichen Türlaibung die gleiche Darstellung nur in der unteren Reihe eine Darstellung von fünf Frauen. Alle Darstellungen stark verwittert und ansonsten undokumentiert.
Auf der Westseite der Kultkammer zwei Scheintüren. Neben der südlichen Scheintür ein angefangenes Relief mit der Darstellung des Ehepaares vor einem Opfertisch. Daneben stand die Opferliste, von der zwei Fragmente herabgestürzt waren und im Sand lagen. Ein wohl zugehöriges Opferbecken von 0,4 m × 0,25 m mit einer runden und zwei rechteckigen Vertiefungen lag verworfen außerhalb der Kultkammer (Verbleib unbekannt, nicht weiter dokumentiert).
Auf der Südwand waren die Darstellungen von Schlächtereiszenen und einem Register mit Töpfen auf einem Tisch nur in roter Vorzeichenfarbe ausgeführt und nur noch schlecht erkennbar.
Die Ostseite der Kultkammer zeigt keinerlei Reste mehr von Dekoration.

Serdab:
  Kein.
Grabschächte:
 

Insgesamt 7 Grabschächte:
Schacht 1: 5 m tief. Mit einer Kammer nach Westen. Leer vorgefunden.
Schacht 2: Keine Beschreibung im Tagebuch oder Manuskript Hölscher - werden als größtenteils beraubt beschrieben. Schacht mit Kammer nach Norden.
Schacht 3: S. u. Schacht 2. Schacht mit kleiner Nisch nach Norden.
Schacht 4: S. u. Schacht 2. Schacht mit Kammer nach OSten.
Schacht 5: 3 m tief. Mit einer nach Westen gerichteten Kammer. Darin ein aus dem Felsboden geschlagener Sarg. Der noch in situ befindliche Sargdeckel bestand aus einer rohen Kalksteinplatte. Im Sarg ein Skelett mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten.
Schacht 6: S. u. Schacht 2. Schacht ohne Kammer.
Schacht 7: S. u. Schacht 2. Schacht mit kleiner Kammer nach Westen

Laut Tagebuch Elliot Smith, der die Skelette der deutsche Grabung untersucht hat folgender Befund: [pdf]

D. 4. b
sutures of skull closed
on upper carious molar            bent up
femur 43

D. 4. c
old man with closed sutures
badly carious teeth       many missing

In einem Brief Elliot Smith, an den Anatomen August Froriep, Tübingen: [pdf]

D. 4. b
contracted burial.
sutures of cranium closed
             
D. 4. c.
sutures closed

   
Erhaltungszustand:  

Der Erhaltungszustand der Mastaba ist verhältnismäßig gut.

 
Funde:  

Zu W#s-PtH gehörig:
- Scheintür - vermutlich in situ verblieben - Kurzinformation.

Zu %nw gehörig:
- Türsturz der Scheintür an der Ostseite des nördlichen Abschnitts der Mastaba - Verbleib unbekannt (Inschriften 1905, S. 35 - s. a. unter Hildesheim, PM 4).
- Scheintür an der Ostseite des nördlichen Abschnitts der Mastaba - unter Teil in situ (Inschriften 1905, S. 35), Bildfeld (Hildesheim, PM 4).
- Opferliste - vermutlich in situ verblieben heute fehlend (Inschriften 1905, S. 36-39).
- Opferbecken - Verbleib unbekannt.


 
Photos:  
N 1417

N 1439_1
N-ÄMUL 1439_1

 
Archivalien:  

Tagebuch 1905: [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 12: […] Östlich der Ziegelmastaba D 2 wird eine Kalksteinmastaba D 4 mit roher Scheintür ausgegraben. Der Tote heißt: S. 12.

S. 13: […] Im Schugl A ein weiterer meskiner Bir (Skelett mit angezogenen Knieen, ohne Sarg) im Schugl B weiter westlich von der Mastaba D 4 des S .13 (Planskizze folgt morgen, wenn wir die Mastabas im Einzelnen klarer frei haben). In einer von N zugänglichen
Kammer 2 große Fragmente einer Opferliste gefunden, sie lagen in der Kammer lose im Schutt. An der S-Wand der Kammer rot aufgemalte Darstellungen (Schlachtscene).

S. 16: […] Im Schugl B Mastaba D 4 mit Eingang von W. her(!) in der Laibung sehr gestörte Darstellung des Verstorbenen. An die Mastaba im O. angelehnt späterer Anbau, daran Scheintür eines S .16. Oberteil der Scheinthür lag lose im Sand. Unterteil in situ. Sehr verwitterter zerbrochener Architravbalken mit denselben Namen. Dicht dabei lose im Sand gefunden. […]

S. 18: […] In der Mastaba (D 4) mit Eingang von W. wird der Grabschacht ausgehoben. Unten Sargkasten (Kopf nach N. Gesicht nach O.) aus
dem Fels gehauen, darauf roher Deckel aus Kalkstein.

S. 19: […] Die in der vorhergehenden Woche freigelegten Mastabas und die Lage zueinander
auf der folgenden Skizze Hrn Dittmars verzeichnet:
S .19

S. 30:
S. 30

Tgb. Elliot Smith, 1905 – Boston, MFA [pdf]

German excavation

D. 4. b
sutures of skull closed
on upper carious molar            bent up
femur 43

D. 4. c
old man with closed sutures
badly carious teeth       many missing

Brief Elliot Smiths, an den Anatomen August Froriep, Tübingen: [pdf]

D. 4. b
contracted burial.
sutures of cranium closed
             
D. 4. c.
sutures closed


Inschriften 1905: [Original_pdf]

S. 35:
S .35

S. 36:
S. 36

S. 37:
S. 37

S. 38:
S. 38

S. 39:
S. 39


Manuskript Hölscher [Original pdf]
D. 4
Bl . Lgpln . Abb .
Photo:
[1130/1464]
[1105/1439]
[1119/1856]
1069/1417

D. 4 besteht aus 3 jedoch einheitlich hergestellten Bauteilen: zuerst einem östlichen Teil mit Kultkammer, die von N. aus zugägngig ist, sodann einem kleinen Anbau im Norden mit Scheintür, endlich dem Hauptteil mit Kultkammer, die von W. aus zugägngig ist.
Trotz dieser komplizierten Anlage ist die Mastaba relativ klein, Kalksteinmantel. Ausführung ziemlich unordentlich.
Die östliche Kultkammer: der Sturz über der Eingangstür verwittert, lag lose im Sande. Er enthielt den Namen des .......... Auf den Türleibungen, die aus weissem Kalkstein bestehen, Reliefdarstellungen, westlich: der Tote und seine Frau aus dem Grabe schreitend, vor ihnen kleiner Sohn, den Stab des Vaters fassend. Darunter vier Männer in kleinerem Masstabe - alles stark verwittert. Oestlich: Dieselbe Darstellung, jedoch unten
5 Frauen. Auf der Westseite der Kammer zwei Scheintüren.
Neben der südlichen ein angefangenes Relief: Mann und Frau vor dem Opfertisch, daneben stand die Opferliste, von der 2 Stücke herabgestürzt
in der Kammer lagen. Der zugehörige Opferstein (40 × 25 cm) gross mit einer runden und zwei rechteckigen Vertiefungen darin, wurde ausserhalb der Kultkammer verworfen gefunden.
Auf der S. Wand waren Darstellungen mit roter Farbe vorgezeichnet: unten Schlächterdarstellungen, darüber Töpfe auf einem Tische stehend, sehr undeutlich

NB! Ist das wirklich der Sturz der Eingangstür gewesen? Photos!

- D. 4 Fortsetzung

geworden. Auf der Ostseite wurden keine Gemäldespuren nachgewiesen.
Hinter dieser Kultkammer leigt ein einziger Schacht (D 4,1) 5 m tief; Kammer nach W.; leer.
Der nördliche Anbau von D 4 hat eine stattliche Scheintür, deren Oberteil lose im Sande, das Unterteil in situ gefunden wurde.
Die Türleibungen
des westlichen Einganges ebenfalls mit Reliefs bedeckt, denen des nördlichen Einganges entsprechend, doch sehr schlecht erhalten. Scheintür unbeschrieben, ebenso die Wände der Kultkammer ohne Darstellungen. Nirgendwo ein Serdab. Von den Schächten, die grösstenteils ausgeraubt waren, ist erwähnenswert nur
D 4,5 3 m tief; Kammer nach W.; Sarg im Felsboden ausgehauen; Sargdeckel, aus einer rohen Kalksteinplatte bestehend, lag darauf. Darin knieendes Skelett, Kopf nach N., Gesicht nach O.

Nach S. schließt sich an D 4 ein Anbau, der nicht näher untersucht worden ist. Bruchsteinmauerwerk. Darin ein Schacht, ziemlich untief. Kammer nach W., Hocker, Kopf nach N., Gesicht nach O.
Nach S.O. folgen noch ein paar armselige Anbauten ohne weiteres Interesse.

NB! die Himmelsrichtungen S und s.u. sind immer auszuschreiben


 
Anmerkungen:  

Die Fundbeschreibungen der Skelette in den Beschreibungen Smiths weichen voneinander ab. Ferner ist auch nicht mehr zu klären welches Skelett, welchem Schacht zuzuordnen ist, das Skelett aus Smiths 4 b könnte die Bestattung aus Schacht 5 sein.

 

 
Bibliographie:  

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 16., Taf. 1.
Porter / Moss, Band III, 1, Memphis, S. 109.