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Mastaba D 61

Bezeichnung: D 61
Typus: Bruchsteinmastaba mit Kalksteinmantel
Namen:
Grabherr:
Jr.w-k#-Pth
(Ranke, PN I, 40,22)
Frau:
  Nfr-Htp=s
(Ranke, PN I, 198,19)
Eltern:
Kinder:
 
erwähnte Personen:
 
Titel:
Grabherr:
sHD xrty(w)-nTr wob.t
Untervorsteher der Nekropolen-Arbeiter der wob.t (Balsamierungsstätte oder Werkstatt)
Zum Titel vgl. Jones, Index OK, S. 952,3515 (auch 922, 3389).
Frau:
mjtr.t
"Dame"
Zu dem Titel siehe Jones, Index OK, 424, 1572 und Daoud, False-door, in: SAK 23 (1996), 88-96.
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 

 

Lage des Grabes: Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 59

[pdf]
[pdf]
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Ausgrabungszeitpunkt:

1906
Ausgräber: Georg Möller, Georg Steindorff, Paul Wrede
Datierung: 5.-6. Dynastie nach Porter/Moss
6. Dynastie nach Martin, CAA 1, S. 74ff.
Ende 5. Dynastie

   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:
Die 1906 von Steindorff und Möller ausgegrabene Mastaba liegt im Osten vor Mastaba D 73 und wird im Norden etwas von Mastaba D 61 überbaut, die sich ansonsten aber in ihrer Anlage an D 61 orientiert.
Mastaba D 61 hat eine Größe von ca. 5,0 m × 9,4 m. Ein L-förmiger Kultkammeranbau, der über die gesamte Länge geht erweitert im Osten die Mastaba in ihrer Breite um 2,6 m. Der Eingang in die 1,7 m breite Kultkammer erfolgt am nördlichen Ende der Mastaba. In der Kultkammer waren fünf undekorierte Scheintüren und zwei Serdabs lagen mit Sichtschlitz zur Kultkammer. Nur der Serdab in der Südwest-Ecke wurde unberaubt vorgefunden. In ihm standen die beiden Standfiguren des Grabherren und seiner Frau.
Zur Anlage gehören sechs Grabschächte.
Anbauten:
 
Kultkammer:
Der Eingang zur ursrpünglich überdeckten Kultkammer liegt im Nordosten. Im Südosten gibt es durch die ca 1,0 m dicken Mauer, deren Ummantelung fehlt ein Fenster nach außen, das sicherlich der Beleuchtung der Kammer diente. Die Kultkammer erstreckt sich im Osten über die gesamte Länge der Mastaba und hat eine Gesamtgröße von 2,6 m × 9,4 m und die begehbare Kammer hatte eine Breite von 1,9 m.
Insgesamt gibt es fünf Scheintüren. Die südliche ist komplett beschriftet und die nördliche weist Beschriftungen auf der Scheintürtafel und dem unteren Sturzbalken auf. Beide Scheintüren sind von Steindorff komplett undokumentiert geblieben - weder Photos noch Abschriften der Inschriften wurden gemacht. Im Tagebuch 1906 gibt es keinerlei Erwähnung, dass die Scheintüren beschriftet waren. Die nördliche große Scheintür ist unbeschriftet geblieben, wie auch der südlich neben ihr liegende Serdab leer vorgefunden wurde. Die beiden kleineren Scheintüren zwischen der mittleren und südlichen Scheintür waren ebenfalls undekoriert.
Der Fußboden der Kammer bestand aus festgetretenem Nilschlamm und die Ummantelung des Bruchsteinmauerwerks war abgerissen.
Serdab:
Es gibt zwei Serdab-Anlagen in der Mastaba. Der eine Serdab liegt südlich von der nördlichen Scheintür und wurde intakt aber leer vorgefunden, während der andere südlich der südlichen Scheintür liegt und intakt vorgefunden wurde. In diesem Serdab standen zwei Standfiguren des Grabherren (Jrw-k#-Pth, Hildesheim, PM 417) und seiner Frau (Nfr-Htp=s, Hildesheim, PM 418). Der nördliche Serdab hatte ein Größe von 0,8 m² und der südliche von etwa 0,7 m².
Beide Serdab-Anlagen hatten eine Apertur zur Kultkammer, jedoch war der Serdabschlitz des südlichen Serdabs mit einem Steinkeil verschlossen.
Grabschächte:
Die Mastaba D 61 hat insgesamt 6 Grabschächte, die alle im Kernbau angelegt sind.
Schacht 1: 4,5 m tief. Die Kammer ist nach Osten gerichtet und war mit Steinen verschlossen. In ihr lag eine Hockerbestattung mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten.
Schacht 2: 1,65 m tief. Auf dem Felsboden war ein Sarg aufgebaut, der mit Steinplatten abgedeckt war. Im Sarg lag ein schlecht erhaltenes, wohl weibliches Skelett in Hockerstellung mit dem Kopf nach Osten und dem Gesicht nach Süden gerichtet.
Schacht 3: Kurz unterhalb der Oberkante des Felsboden liegt nach Süden gerichtet eine kleine, unregelmäßig ausgehauene Kammer. Sie wurde leer vorgefunden.
Schacht 4: Verläuft bis auf den anstehenden Fels. Keine Kammer und auch leer vorgefunden.
Schacht 5: Ist nur von geringer Tiefe in das Bruchsteinmauerwerk der Mastaba eingelassen. Auf den Schachtgrund lagen zwei Kinderbestattungen - eine im Nordwesten und eine im Südwesten, die sich noch etwas unter die Schachtwand erstreckte.
Schacht 6: 3,5 m tief. Die darin befindliche Bestattung war zerstört.
   
Erhaltungszustand: Die Mastaba befindet sich in einem guten Erhaltungszustand. Vgl die Photos PDM_03410, 03411 und 03412 vom 11.08.2005 sowie die QTVR PDM_00788 und 06688 vom 13.01.2004 und 07.11.2006. http://www.gizapyramids.org/. Allerdings ist der Kultkammeranbau heute fast komplett abgetragen, so dass man ungehindert auf die fünf Scheintüren der Ostseite blicken kann.
   
Funde: Kultkammer:
- Südliche Scheintür (in situ verblieben - undokumentiert)
- Mittlere Scheintür (in situ verblieben - undokumentiert)

Südlicher Serdab:
- Standfigur des Jrw-k#-Pth (Hildesheim, PM 417)
- Standfigur der Nfr-Htp=s (Hildesheim, PM 418)


   
Photos:
 
Bilder der Statuen Hildesheim, PM 417 und PM 418
   
Archivalien:

Tgb. 1906 [Original.pdf] [Abschrift.pdf]

S. 23: […] Sonntag, den 4 März 1906.
Westlich von der großen Mastaba (D 60) mit dem Mantel (S. 22) kommt eine (D 61) Mastaba mit Kalksteinmantel heraus mit sekundärem Kammeranbau. Diesem fehlt der Mantel. Sonst wieder nur Sand karren.

S. 24: […] In der Kammer der westlich davor liegenden Mastaba (D 61) wird bald nach Mittag in der SW Ecke ein intakter Serdâb (x)
S. 24
freigelegt, photographiert und geöffnet. Er enthält zwei wohlerhaltene Statuen, Mann und Frau

S. 25: darstellend. Der Mann nördlich, die Frau südlich, Gesichter nach O, dem Mauerschlitz, der durch ein Steinkeil verschlossen war, zugewandt. Die Statuen sind nicht erste Kunst, aber doch ganz gut, hervorragend gut ist bei beiden die Bemalung erhalten. An der Frau sind Fehler der Bildhauer durch eingesetzten Stuck corrigiert, solche Flicken saßen an der l. Hüfte und an der r. Brust.

1) Die Statue des Mannes, Kalkstein, 63 cm hoch. Name S. 25 (ebenso auf der Scheinthür neben dem Serdâb). Stehend l. Fuß vorgesetzt. Kurze Löckchenperücke, Schurz S. 25 Halskette und Armbänder blau. Körper rotbraun, Haar, Bart, Rückenpfeiler und Plinthe schwarz. Farben gut erhalten.
2) Die Statue der Frau, stehend, 55 cm

S. 26: hoch. Name S. 26 (Titel S. 26 ) Hände angelegt. Langes weißes Gewand, bis auf die Schultern fallendes, gescheiteltes Haar. Hautfarbe gelb. Halskette und Armbänder blau. Rückenpfeiler und Plinte schwarz.
Der Fund wird noch vor Schuglschluß geborgen. – Vormittags war Hr. Bindernagel nebst Sohn bei uns zum Besuch, lädt uns zum Abend ein. Dinner im Mena House.
Mittwoch, den 7. März 1906.
Der nördl. Serdab in derselben Kammer wie voriger Fund, den wir gestern kurz vor Arbeitsschluß freigelegt und über Nacht hatten bewachen lassen, wird geöffnet – leer. War intact. Da die Scheinthür daneben ohne Inschrift ist, wird auch der Serdâb nie benutzt worden sein. […]

S. 38:


S. 44: […] D 61,2. Der ganze Schacht ist nun ca. 1,65 tief. Unten ist auf d. Fels als Boden ein rechteckiger Sarg aufgebaut u. mit Platten zugedeckt. Darin ein schlecht erhaltenes Skelett, wohl eine Frau. Der Kopf nach N., liegt auf

S. 45: einem Stein. Gesicht nach O. Hocker. […]

S. 65: […] D 61,1 Kammer nach O. Das Skelett in Unordnung, wohl von Möller früher untersucht. Es lohnt nicht, es zu bergen. Ausserdem enthält die Mastaba noch 4 Bîre, die von Wrede schon früher ausgenommen sind. […]

 

Notizen 1906: [Original.pdf]

S. 3:
D 61 1
Kammer nach O.
Skelett in Unordnung; wohl von Möller früher untersucht. Lohnt nicht zu bergen.

Ausserdem noch 4 kleine Bire von Wrede früher aufgenommen.

Notizen Paul WredeßJ, 1906: [Abschrift]

S. 3: […] D 61 Mastaba des ......... (Zeichnung von 5 Hieroglyphen) und der ...... (5 Hieroglyphen)

Randnotiz:
,,Hierzu noch Schnitt. 1 .) quer durch Serdap. 2.) längs durch Kammer

D61 ist allerseits wohlerhalten. Der eigentliche Bau hat einen Kalksteinmantel von rd. 37 cm
hohen Schichten, die je 5 cm rückspringend aufgesetzt sind. Im Westen ist-offenbar  nachträglich eine Kammer in unregelmäßigen, flach geschichteten Steinen mit senkrechten
Wandflächen, die auf der Innenseite d. Kammer mit Schlammputz versehen waren, vorgebaut
mit einer Breite von 1.65 am Fußboden. In Deckenhöhe betrug die Breite demnach mit
Rücksicht auf die Rücksprünge der Schichten des Hauptbaues 1.90  An Wölbung ist evt. zu denken. Uberdeckt war der Raum sicher, da ein Fenster erhalten; vielleicht Platten von 2.50m

S. 4: Länge. Die Kammer ist mit Tubfußboden versehen, da hier Neigung im Fels (siehe
Zeichnung). Die Ostwand des Hauptbaues (in der Kammer) zeigt fünf Scheintüren, sowie
zwei Serdapöffnungen. In dem südlichen Serdap die zwei Statuen. Der nördliche, obschon
unberührt, war leer, auch keine Holzreste darin erhalten. Vielleicht ursprünglich für die Statuen der Kinder bestimmt? Kindergräber siehe unten.
Von den Biren ist der südliche im Schnitt zu sehen. Bir II geht bis auf den Fels. Unten Sarg
50 cm tief, mit großer Platte abgedeckt. Bir III hat eine kleine unregelmäßige Kammer dicht
unter Felsoberfläche. IV geht nur bis auf den Fels. Bir V ist nur einige Schichten tief, auf dem
Grunde zwei Kindergräber, von denen das südliche etwas sich unter die Wand des Birs
erstreckt.

Manuskript Hölscher [Original pdf]
D. 61
Bl.    Lgpln.    Abb.
Photo:
2980


Die Mastaba des          und der         ist stattlich und allerseits recht gut erhalten. Im Osten ist eine Kultkammer vorgelagert. Die Mastaba hat einen Kalksteinmantel von ca 37 cm hohen Schichten, die um je 5 cm zurückspringen. Die Kultkammer, aus Bruchsteinmauerwerk bestehend, dessen ehemaliger Verputz auf der Innenwand erhalten ist, stiess gegen die geböschte Ostfront der Mastaba. Die Kammer war, wie das erhaltene Fenster lehrt, auf jeden Fall überdeckt. Man wird, ebenso wie bei D 59, an Ziegelwölbung denken, obgleich hier die Spannweite des Gewölbes wesentlich größer gewesen sein muss, nämlich 1,9 m. Der Fussboden trägt einen Estrich aus Nilschlamm.
An der Ostseite der Mastaba, innerhalb der Kammer, stehen 5 Scheintüren. Die südlichste zeigt im oberen Felde den Toten vor dem Opfertisch, an den Seitenwangen und auf dem Sturz Inschriften. Von den übrigen ist nur noch eine einzige beschrieben; auf dem Sturz steht:

Die Mastaba hat 2 kleine Serdabe. Der südliche, dessen Schlitzfenster durch einen Steinkeil verschlossen war, enthielt die Statuen des Mannes (nördl.) und der Frau (südl.) Gesichter nach Osten, dem Schlitzfenster zugekehrt.
Auch der zweite Serdab war intakt aber leer. Da auch die zugehörige Scheintür unbeschrieben ist, muß man annehmen, daß die geplante Bestattung hier nicht stattgefunden hat.


D 61 Fortsetzung

von den 6 schächten ist der südlichste (D 61,1) 4,50 m tief, hat eine Kammer nach Osten, die mit Steinen verschlossen war. Hocker, Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten.
D 62,2 nur 1,65 m tief. Unten auf dem Felsboden ein Sarg aufgebaut, mit Platten abgedeckt. Darin ein schlecht erhaltenes Skelett, weiblich, in Hockerstellung, Kopf nach Osten, Gesicht nach Süden.
D 62,3 hat dicht unter der Oberkante des Felsbodens eine kleine unregelmäßige Kammer nach Süden, leer.
D 62,4 geht nur bis auf den Fels, leer.
D 62,5 ist nur einige Schichten im Mauerwerk tief. Darin auf dem Grunde 2 Kindergräber, von denen das südliche sich etwas unter die Wand des Schachtes erstreckt.
D 62,6 ca 3,5 m tief, Bestattung zerstört.

D 61 ist älter als D 59 und D 35, gehört also an das Ende der 4. Dynastie oder an den Anfang der 5.

   
Anmerkungen: ßJ - Die privaten Notizen zur Grabung 1906 des Architekten Paul Wrede stellte seine Enkeltochter Jutta Hegemann-Wrede freundlich zur Verfügung. Von ihr stammt auch die Abschrift des in Suetterlin geschriebenen Manuskriptes. [zurück]
   
Bibliographie:

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 59f., Taf. 8.
Porter, Bertha and Rosalind B. Moss, Assisted by Ethel W. Burney, Topographical Bibliography [...], III. Memphis. Part I, S. 113.