RPM
Einleitung
Mastaba
Photos
Funde
Archivalien
Plan
Literatur
Index

Mastaba D 74

Bezeichnung:

D 74

Typus: Zusammenbau mehrer Bruchsteinmastabas (tw. mit Kalksteinmantel)
Namen:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
Kinder:
 
erwähnte Personen:
Titel:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 


Lage des Grabes:

Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 74

[pdf]
[pdf]
[pdf]

Ausgrabungszeitpunkt: 1906
Ausgräber:

Georg Steindorff, Georg Möller, Paul Wrede,

Datierung: 6. Dynastie.
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:

Die trapezförmig gebaute Mastaba D 74 liegt östlich vor D 75 und nördlich von D 59 und D 60 (=G 4000). Es ist ein Komplex von mehreren aneinander gebauten Anlagen.
Ein Bauabschnitt umfasst die Grabschächte 1 und 2. Dieser hat eine Größe von 4,5 m × 2,3 m. Daran im Norden angebaut liegt ein zweiter nach Osten quergelagerter Abschnitt, der die Schächte 4 bis 7 umfasst. Dieser hat ungefähre Ausmaße von 5,8 m × 3,1 m, wobei festzustellen ist, dass der gesamte östliche Bereich nicht komplett freigelegt wurde.
Östlich vor dem ersten Bauabschnitt befindet sich noch ein weiterer Grabbau, der Schacht 3 beinhaltet und fast vollständig abgetragen war. Dieser hat eine Größe von 2,3 m × 2,0 m; jedoch ist auch hier der gesamte östlich Teil nicht komplett ausgegraben worden.

Südlich von Mastaba D 74 und nördlich von D 59 gibt es noch Strukturen einer weiteren Mastabam die jedoch so weit abgegtragen vorgefunden wurde, dass nur noch Schachtstrukturen erkennbar waren. Zu dieser Anlage gehören die Schächte a-d.

Anbauten:
Siehe oben.
Kultkammer:

Keines der Bauabschnitte lassen einen Kultbereich erkennen.

Serdab:

Kein.

Grabschächte:

Insgesamt sieben Grabschächte.
Im ersten Bauabschnitt:
Schacht 1: Hat eine nach Westen ausgerichtete Kammer. Darin lag ein zertrümmertes Skelett auf der linken Seite, kniend mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet. Die Hände lagen auf dem Schoß. Aussen am Hals befanden sich noch Leinwandreste. Im innern des Schädels und in der Brusthöhle wurde eine braune Masse gefunden, die geborgen wurde.
Schacht 2: Bis auf den anstehenden Fels reichend. Die Mündung des Schachtes war mit Lehm verkleidet. Ohne Kammer und leer vorgefunden.

Im dritten Bauabschnitt:
Schacht 3: Gut gearbeitete, nach Osten gerichtete Kammer. Darin lag ein vollständig zerstörtes Skelett mit dem Kopf nach Norden gerichtet.

Im zweiten Bauabschnitt:
Schacht 4: Eine 65 cm hohe, nach Osten gerichtete Kammer. Sie war mit guten Kalksteinen verschlossen. Darin lag ein Skelett in leicht gekrümmter Lage mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet.
Schacht 5: Bis auf den anstehenden Fels reichend. Darüber lag im Füllmauerwerk eine unregelmäßige angelegte und nach Osten gerichtete Kammer. Darin lag ein leidlich erhaltenes Skelett in gekrümmter Haltung mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten. Das Skelett konnte nicht geborgen werden.
Schacht 6: Bis auf den anstehenden Fels reichend. Ohne Kammer und leer vorgefunden. Schacht 7: Eine schmale, nach Westen gerichtete Kammer, die noch eine Verlängerung nach Norden hatte. Darin lag eine zerstörte Hockerbestattung, die vollständig mit Lehm bedeckt war. Ausrichtung mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten.

Schacht 8: Die Lage des Schachtes ist nicht auf den Plänen verzeichnet. Vermutlich gehört er aber noch zum zweiten Bauabschnitt. Er hatte eine nach Norden gerichtete Kammer, die in der östlichen Hälfte noch mit Steinen verschlossen war. Darin lag ein zerstörtes, mit leicht angezogenen Knien liegendes Skelett mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet.

Zwischen der Nordostecke von D 59 und der Südwestecke von D 74 noch vier Grabschächte von zerfallenen Mastabas:
Schacht a: In einer nach Osten liegenden Spalte lag eine zerfallene Hockerbestattung.
Schacht b: War nicht sehr tief in den Fels gehauen und wurde ohne Inhalt vorgefunden.
Schacht c-d: Nur sehr flache Gräber, die ohne Inhalt gefunden wurden.

   
Erhaltungszustand: Die Mastaba liegt heute komplett unter einer Zufahrtsstraße. Vgl. das QTVR PDM_06726 vom 07.11.2006. http://www.gizapyramids.org/.
   
Funde:

Schacht 1:
- Reste einer braunen Masse (Rückstände von Mumifizierungssubstanzen) - (Leipzig, ÄMU uninventarisierter Kriegsverlust).

Schächte 3, 4, 5, 7, 8:
- Zerstörte Skelette (in situ verblieben).

Schacht a:
- Zerstörtes Skelett (in situ verblieben).

   
Photos:
   
Archivalien:

Tagebuch 1906: [Abschrift.pdf] [Original.pdf]

S. 72: Sonnabend, 7. April 1906.
Vorm. vermisst Wrede; ich photographiere Einzelheiten. Nachmittags untersuchen wir zusammen eine Anzahl von Gräbern:
D 74, die Kalksteinverblendung erhalten.
1) Kammer nach W., Skelett zertrümmert, liegt auf d. l. Seite, knieend; Kopf nach N, Gesicht nach O. Aussen am Hals Leinwandreste. Im Innern des Schädels u. der Brusthöhle eine eigenartige braune Masse (gesammelt). Die Hände auf d. Schoss. Keine Beigaben
2) Bis zum Fels reichend; Schachtmündung mit Ziegeln. Ohne Inhalt.
3) = dem Bir einer kleinen, etwas östl. von D 74 gelegenen, mit Kalksteinplatten verblendeten, selbständigen Mastaba. Ist noch nicht geleert.
4) Kammer nach O., war mit Platten aus feinem Kalkstein versetzt. Skelett zerstört, es lag leicht gekrümmt (kein Hocker), Kopf N, Gesicht O.
5) Kammer nach O, steht auf de. Fels. Das Skelett

S. 73: liegt gekrümmt, Kopf N, Gesicht O. Es ist leidlich erhalten, aber nicht zu bergen.
6) auf dem Felsen stehend, keine Kammer. Ohne Inhalt. Der Schacht wohl unvollendet, da man beim Graben auf 7) stiess.
7) Sehr schmale Kammer nach O, sich nach N etwas verlängernd; war mit grossen Steinen versetzt. Das ganz zerstörte Skelett ein Hocker, Kopf N, Gesicht O. Es war ganz in Lehm verkleistert.
8) Kammer nach N, in der östl. Hälfte der Bîr-Wand. Skelett zerstört, lag vermutlich gestreckt, mit leicht angezogenen Knieen, Kopf nach N, Gesicht nach O. […]

S. 76: […] D 74,3, der noch gereinigt werden musste, hat eine sehr schöne Kammer
nach O. Darin eine vollständig zerstörte Leiche, Kopf nach N. […]

S. 95: […]Zwischen der NO-Ecke von D 59 und der SW-Ecke von D 74 liegt eine völlig abgetragene Mastaba mit 4 flachen Bîren:
a) Spalt nach O,
S. 95

S. 96: darin eine zerschmetterte Hockeleiche.
b) nicht tief in d. Fels eingehauen; ohne Inhalt
c) und d) sehr flache Gräber ohne Inhalt. […]

Notizen 1906: [Original.pdf]

S. 6:
D 74 1     7/4
D 74 Kalksteinverblendung erhalten.

Kammer nach W.
Skelett zertrümmert, l. Kniend, Kopf nach N, Gesicht O.
Hände auf d. Schoss.
Im Innern des Schädels u. der Brust eine eigenartige Masse (gesammelt)
Leinwandreste aussen am Halse
Keine weiteren Beigaben
Um die Beine war Verkleidung mit Nilschlamm sichtbar.

2) Oberflächen-bîr auf d. Felsen
Ohne Inhalt, Birmündung mit Tub.

3) Bîr in einer kleinen östich von D 74
Mastaba Verblendung mit Kksteinplatten.
wird noch gereinigt.

4) Kammer nach O. Mit Platte aus feinem Kkstein versetzt; Skelett zerstört
Skelett leicht gekrümmt (kein Hocker)
Kopf N, Gesicht O.

S. 7
D 74 5 Kammer nach O, auf d. Fels stehend
Hocker, Kopf N, Gesicht O.
zertrümmert, Skelett gekrümmt liegend, leidlich erhalten
(aber nicht zu bergen)

D 74 6 auf d. Felsen ohne Kammer
ohne Inhalt, wohl unvollendet, da man auf F. stiess.

D 74,7 Sehr schmale Kammer nach O., nach N etwas verlängert, war mit grossen Steinen versetzt. Ohne Inhalt.
Das ganz zerstörte Skelett ganz mit Lehm verkleistert. Kopf N., Gesicht O. Hocker

D 74,8 Kammer nach N, in d. östl. hälfte, war mit Steinen versetzt
Kopf nach N, Gesicht O.
Skelett zerstörtm vermutl. gestreckt, mit leicht angezogenen Knien.

 

Notizen Paul Wrede ßJ , 1906: [Abschrift]

S. 5 […] D 74 ist nur in seinen westlichen Teilen blosgelegt. Die Bezeichnung umfasst drei kleinere Teile, sowie einige flach in den Felsen getriebene B h ohne Übermauerung. Von letzteren ist um den einen zur Abgleichung des sich senkenden Felsens im Anschluß an D 59 nördlich an drei Seiten eine Schicht Kalksteinmauerwerk aufgern. Der Bir 1.30m in den Fels getrieben, die Kammer 60 cm hoch. Von dem Hauptteil von D 74 ist der südliche Teil mit 3
Kalksteinschichten ohne Absatz mit Böschung ummantelt, der nördliche, im Winkel
angelegte, hatte senkrechte Kalksteinwände, die jedoch zum großen Teil verlorengegangen
sind. Von den Biren reicht I 1.25 tief in den Fels, Kammerhöhe 75cm, II reicht nur bis auf den
Fels, unbenutzt. III gehört zu einer hierzu gerechneten, nur z.T. blosgelegten Mastaba, von der
zwei Kalksteinschichten voll durchreichend erhalten sind. Der Fels reicht bis 2.60 m. Die noch um 20cm vertiefte Kammer ist 1.30 hoch. IV reicht 1.60 m tief in sehr durchwachsenem
(...Wort fehlt) unregelmaßig ausgewühlt und 65 cm hoch. V ist Oberflächengrab; die Kammer
im Füllmauerwerk ausgespart 45 cm hoch. VI entspricht V, Kammer 65cm hoch und mit
Steinen zugesetzt. VII 2.0 m tief in den Felsen reichend, Kammer in lehmigem Gestein vorn
60 cm schräg nach hinten abgeflacht. Wände des Bir so schlecht im Gestein, dass sie
nachträglich noch nachgeputzt sind. Bei VI und VII zwei Schichten Kalksteinübermauerung
erhalten […]

 

Manuskript Hölscher [Original pdf]
D. 74
Bl.    Lgpln.    Abb.
Photo: 31?

ist eigentlich eine Gruppe von mehreren zusammengebauten Mastaben, deren Ostseiten von uns nicht freigelegt sind.
Von dem südlichen Teil steht die Kalksteinbekleidung 3 Schichten hoch, ohne Scheintüren. Der nördliche, dazu im Winkel angelegte Teil hatte senkrechte Wandungen, die aber fst ganz abgetragen sind. Auch hier keine Scheintüren nachgewiesen.
D 74,1 Kammer nach Westen, Skelett zertrümmert, lag auf der linken Seite, kniend Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten. Aussen am Halse Leinwandreste, im Innern des Schädels und der Brusthöhle fand sich eine eigenartige Masse, die gesammelt worden ist. Die Hände auf dem Schoß.
D 74,2 Schacht nur bis zum Fels reichend, ohne Kammer; leer.
D 74,3 gehört zu einer kleinen, östlich gelegenen, aber fast ganz abgetragenen Mastaba. Schöne Kammer nach Osten, vollständig zerstörtes Skelett, Kopf nach Norden.
D 74,4 Kammer 65 cm hoch nach Osten, war mit feinen Kalksteinen verschlossen, Skelett nicht in Hockerstellung, sondern nur leicht gekrümmt. Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten.
D 74,5 Schacht geht nur bis auf den Fels; darüber im Füllmauerwerk unregelmässige Kammer nach Osten ausgespart, Skelett gekrümmt, Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten.


D 74 Fortsetzung.

D 74,6 geht nur bis zum Fels, ohne Kammer und Inhalt.
D 74,7 schmale Kammern nach W mit Verlängerung nach Norden, war mit guten Steinen verschlossen. Hocker ganz zerstört, Kopf nach Norden, Gesicht nach OSten.

Zwischen der Nord-Ostecke von D 59 und der Süd-Westecke von D 74 finden sich 4 flache Schächte, die von abgetragenen Mastaben stammen (s. Bl.    ); a enthält eine zerfallene Hockerleiche, b-d ohne nennenswerten Inhalt.

   
Anmerkungen:

ßJ - Die privaten Notizen zur Grabung 1906 des Architekten Paul Wrede stellte seine Enkeltochter Jutta Hegemann-Wrede freundlich zur Verfügung. Von ihr stammt auch die Abschrift des in Suetterlin geschriebenen Manuskriptes. [zurück]

   
Bibliographie:

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 65f, Taf. 8.

Literatur: