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PM 19

PM 19
Standort: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum
Inv.-Nr. PM 19
Bezeichnung des Stückes: Kornmahlende Dienerin

Herkunft:

Giza, Westfriedhof: Im Serdab a der Mastaba D 20 des vp-m-onX
Erwerbung: Fundteilung 1905
Material: Kalkstein, bemalt
Maße: H. 29,5 cm; B. 11,7 cm; T. 38,6 cm
Datierung: Späte 5. Dynastie
Ende 5. Dynastie nach Martin-Pardey, CAA 1, 53ff.
Beschreibung:

Die Dienerfigur ist vollständig erhalten und weist nur eine leichte Beschädigung an der rechten Seite der Basis auf. Bei ihrer Auffindung war sie in mehrere Teile zerbrochen. Brüche gehen durch die Handgelenke, oberhalb der Ellenbögen, durch die Oberschenkel und durch die Basis hinter dem Mühlstein. Die Bemalung hat sich weitestgehend erhalten.

Erhaltungszustand: Das Objekt ist restauriert und befindet sich heute in einem guten Erhaltungszustand.

Veränderungen: Vom 28.10.1962 bis 21.3.1963 wurde die Statue von J. Strecker im Museum entsalzt. Dabei wurden die abgenommenen Bruchstücke wieder befestigt und die Bruchstellen neu verfugt und weggebrochene Teile mit Gips ergänzt. Ferner wurde an den Stellen, an denen die Farbe durch das Wässern verschwunden war, getönt und die schwarzen Farbreste an der Basis verstärkt. [pdf]
Darstellung und Text:

Die Dienerfigur einer Müllerin kniet auf einer rechteckigen Basis. Ihr Oberkörper ist durch die Bewegung des Reibsteins nach vorne gerichtet. Ihr Kopf liegt im Nacken und ihr Blick ist nach oben gewandt. Ihre Hände hat sie beide nach vorn gestreckt und hält einen länglichen Reibstein, den sie in der Mahlbewegung auf dem ovalen Mühlstein reibt. Sie trägt einen nur die Oberschenkel bedeckenden Schurz mit Gürtel, dessen Knoten hinten auf dem Rücken gebunden ist und dessen Zipfel auf den Schurz herunterragt. Zur Vermeidung des Mehlstaubes trägt sie über ihrem Haar ein Kopftuch, das die Ohren frei lässt und hinten im Nacken geknotet ist. Der Knoten selbst ist schön ausmodelliert und zeigt noch die Kopftuchenden auf jeder Seite. Der Ansatz ihres Eigenhaares ist noch durch die Koteleten vor den Ohren zu erkennen. Das Gesicht der Müllerin ist rundlich geformt, was durch die pausbackigen Wangen, die in die weiche Kinnpartie übergehen, der breiten Nase und den vollen Lippen unterstrichen wird. Die auf einer waagerechten Lidachse stehenden großen Augen sind durch reliefierte Augenlider umfasst, während die Augenbraunen nur durch sanfte Modellierung angedeutet werden. Die gerade verlaufende Mundspalte trennt die von gleicher Breite ausgeführte Ober- und Unterlippe. Als Zwischensteg wurde der Freiraum zwischen Unterschenkel und Basis stehengelassen.

Kommentar:

Die Dienerfigur wurde wie die Gruppenstatue des vp-m-onX wurde in Serdab a gefunden. Der Inhalt des Serdabs war bei der Auffindung schon nicht mehr in situ und auch nicht intakt. Die Dienerfigur war zerbrochen aber alle Teile konnten noch gefunden werden. Weiter gabe es noch die Reste von zwei weiteren Dienerfiguren (Kairo, Inv.-Nr. unbekannt) und drei Tontöpfe (Leipzig, ÄMU 2084, 2085 und Verbleib unbekannt) gefunden.

 

Technische Angaben:

Farben:
Schwarz: Basis und Verbindungsstege und geringe Reste am rechten Augenlid. Ursprünglich heute nicht mehr erhalten an den Augenbrauen.
Gelb: Körper.
Rotbraun: Iriden, Mühlstein.

Maße: Höhe der Basis: 4,2 cm, Tiefe der Figur: 32,7 cm.

Geschichte des Stückes: Die Dienerfigur wurde am Sonntag, 26. März 1905 gefunden und kam am Montag, 24. April 1905 zur Fundteilung, in der sie Wilhelm Pelizaeus zufiel. Dieser schenkte die Statue zusammen mit anderen Objekten seiner Privatsammlung 1907 die Stadt Hildesheim, die in in Erfüllung der Schenkungs-Bedingungen ein passendes Gebäude nahe dem Roemer-Museum erwirbt und es umbaut; die Kosten der Einrichtung übernimmt weitgehend Wilhelm Pelizaeus.
Zugehörige Objekte:

Funde aus Serdab a:
- Gruppenstatue des vp-m-onX (Kairo, JE 37826)
- Kopf und Knie einer Dienerfigur (jeweils Kairo, Inv.-Nr. unbekannt und in den Unterlagen ohne weiterer Beschreibung geblieben)
- Drei Tontöpfe (Leipzig, ÄMU 2084, 2085 und uninventarisiert - jeweils Kriegsverlust)

Zu den weiteren Objekten aus Mastaba D 20 vgl. den Grundeintrag zu D 20.

Bibliographie: - Grimm, Alfred, Mastabas ... = MÄU, 2, S. 30f (erw.)
- Corpus antiquitatum aegyptiacarum. Lose-Blatt-Katalog ägyptischer Altertümer. Pelizaeus Museum. Hildesheim. Lieferung 1 = Eva Martin-Pardey, Plastik des Alten Reiches. Teil 1, Mainz/Rhein 1977, S. 53-59.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 109.
- Spiekermann, Antje & Kampp-Seyfried, Friederike. Giza: Ausgrabungen im Friedhof der Cheopspyramide von Georg Steindorff. (Kleine Schriften der Ägyptischen Museums der Universität Leipzig. 6.) Leipzig (Ägyptisches Museum), 2003, S. 27-39.
Literatur: - Breasted Jr., J. H., Egyptian Servant Statues, [New York, Bollingen Foundation, 1948] (gr. 8vo, XVI + 113 p., pl.; annexe d'une page contenant un questionnaire) = Pantheon Books. The Bollingen Series XIII.
- Roth, Ann Macy, “The Meaning of Menial Labor, “Servant Statues” in Old Kingdom Serdabs”, in: JARCE 39 (2002), pp. 103–121.
Photos:
Archivalien:

Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]

S. 103: werden gefunden (bei b)
S. 103

Beim Absuchen der Oberseite der Mastaba wird schließlich bei c. der eigentliche Serdâb des S. 103 gefunden. Die eine der Deckplatten war halb zerschlagen, der Serdâb daher voll Sand. Der Inhalt war nicht mehr in situ und nicht intakt. Mitten im Serdâb lag auf dem Rücken die Gruppe des S. 103 eines  gleichnamigen Sohnes und seiner Frau. Die Köpfe waren abgebrochen aber fanden sich im Sande. Die Gruppe

S. 104: ist ca. 50 cm hoch. Der Vater steht ganz links, der Sohn in der Mitte, die Mutter rechts. Die Titel lauten: S. 104 Die Männer tragen Löckchenfrisur und Schurze S. 104 . Farben gut erhalten. L. Arm des Vaters und Nase der Muter bestoßen [Kairo]. – Ferner wurde in den Serdâb eine zerbrochene, fein gearbeitete Kornreibende Frau gefunden (alle Stücke vorhanden) sowie der hübsch bemalte Kopf einer weiteren Dienerin und das Knie einer Dienerstatue (knieend, bemalt) [Kairo].  Endlich 3 rotgestrichene Thontöpfchen S. 104  [Leipzig]  mit schwarzem,  nilschlammähnlichem Inhalt. Am Nachmittag sammelt Möller Knochen, Dittmar vermisst. Abends sind wir beide bei Weckels zum Essen .- Starker Chamasîn den ganzen Tag über.

 

S. 147: Scheinkrüge mit Henkel S. 147 u. ein anderes Scheingefäss, aus dem Brunnen in d. Vorhalle von N (Fund von 1903). Ausserdem will M. Proben von Perlen haben. 6 Statuen die zerbrochen sind, sollen nach Deutschland ziehen u. ausgelaugt werden u. dann auf Grund der Photos zur Verteilung kommen. Von dem „Gürtel“ (ceinture), der 1903 gefunden ist, spreche ich in Gegenwart E. Brugsch’s zu M. Er wird nicht beansprucht. Die 2 im Frühling 1904 gefundenen Granitfiguren erhalte ich.
Vom Museum fährt Stdff. zu Pelizaeus u. teilt mit ihm. P. erhält:
1) die sitzende Granitfigur von 1904;
2) die stehende Kksteinstatue des Mimi
3) die feine Kalksteinfigur des Zezemonch (s. 101);

S. 144) Müller aus dem Serdab
5) Bierbrauer des ZaSa
6) Müllerin aus d. Serdab des Zezemonch;
7) Gruppe der Pepi u. der beiden Schepsesre;
8) die zuerst gefundene Gruppe des Ehepaares u. der 2 Kinder
9) Thürsturz mit Reliefinschrift des
10) Mittelstück von der Scheintür des Chenu;
11) 2 Kanopen von den 4 im unteren Brunnen des Zezemonch gefundenen;
12) Alabasterne Kopfstütze
13) Opfertrog mit zerstörter Inschrift;
14) die Hälfte der Alabastersachen (mit Ausnahme der von Maspero genommenen)
aus dem Schacht in der Vorhalle von N.(1903)

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 20
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