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Mastaba D 75

Bezeichnung:

D 75

Typus: Zusammenbau mehrer Bruchsteinmastabas (tw. mit Kalksteinmantel)
Namen:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
Kinder:
 
erwähnte Personen:
Titel:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 


Lage des Grabes:

Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 75

[pdf]
[pdf]
[pdf]

Ausgrabungszeitpunkt: 1906
Ausgräber:

Georg Steindorff, Georg Möller, Paul Wrede,

Datierung: 6. Dynastie.
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:

Die Mastabagruppe besteht aus vier Baustufen:
Die früheste ist die leicht trapezförmig verlaufende Kernmastaba von 5,2 bzw. 5,0 m × 6,2 m Größe, deren Kalksteinmantel z.T. noch erhalten ist. Die Mastaba ist nördlich an D 35 angebaut. Im Südosten hat sie eine Scheintür als Kultstelle. Zu diesem Kernbau gehören vier Grabschächte (1, 2, 4 u. 5).
An diesen Kernbau setzt sich im Norden ein Erweiterungsbau von 5,0 m × 3,1 bzw. 3,4 m an, der keine Kultstelle hat, aber noch Reste seiner Ummantelung erkennen ließ. Zu der zweiten Bauphase gehören zwei Grabschächte (3 u. 6).
Eine kleine, östlich vor dem Kernbau und seiner Erweiterung liegende, Mastaba von 3,0 m 4,9 m Größe mit zwei Grabschächten (8 u. 9) sowie ein, durch zwei Kalksteinplatten markierten, "Opferhof" im Südosten, wird durch einen Verbindungsbau, der sich östlich
über die gesamte Länge der beiden anderen Mastababauten erstreckt in den Komplex miteinbezogen. Dieser Verbindungsbaue hat eine Größe von 1,6 m × 9,3 mZu ihm gehört nur ein, direkt die Scheintürplatte der Kultstelle der Kernmastaba nutzend, Grabschacht (7) .

Die Gesamtgröße des Mastabakomplexes beträgt 8,0 bzw. 9,6 m × 9,5 m. Durch die vorgenommenen Anbauten ist aus einer anfangs kleinen Mastaba ein in späterer Zeit recht ansehnlicher Komplex geworden.

Anbauten:
Siehe oben.
Kultkammer:

Eine undekorierte Scheintür im Südosten des Kernbau bestimmte die Kultstelle. Diese wurde jedoch durch die späteren Erweiterungen als Grabschachtwand mit Steinen zugesetzt und verbaut.
Zu der kleinen, erst durch einen Verbindungsbau in dem Komplex miteinbezogenen Mastaba gehört ein kleiner "Opferhof", der durch zwei im Abstand von 1,5 m aufgestellte Kalksteinplatten markiert wird.

Serdab:

Kein.

Grabschächte:

Insgesamt neun Grabschächte.
Im Kernbau:
Schacht 1: 3 m tief und bis auf den anstehenden Fels reichend. Wurde ohne Inhalt vorgefunden.
Schacht 2: 1,5 m tief und ebenfalls ohne Inhalt.
Schacht 4: Hatte zwei nach Süden gerichtete Kammern. Die obere, die eine Größe von 1,5 m × 0,5 m × 0,7 m hatte, war im Bau noch nicht abgeschlossen und wohl unbenutzt.
Die untere Kammer war mit Steinen verschlossen. In ihr wurde eine Hockerbestattung mit hochgezogenen Knien, dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet gefunden.
Schacht 5: Hatte eine Tiefe von 4,75 m und eine nach Westen gerichtete Kammer, die mit Steinen verschlossen war. Darin lag ein kniend, mit angezogenen Unterschenkeln bestattetes Skelett. Der Kopf lag nach Norden, das Gesicht nach Osten gerichtet.

Im Erweiterungsbau:
Schacht 3: Auf dem Schachtgrund lag eine, mit drei Steinplatten abgedeckte Bestattung. Hockerleiche mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten. Der Schädel wurde geborgen.
Schacht 6: Reicht bis auf den Fels, war jedoch ohne Inhalt.

In der kleinen östlich gelegenen Mastaba:
Schacht 8: Auf dem Schachtgrund gab es eine ausgeschlagene und mit Steinen verschlossene Aushöhlung in Südwestlicher Richtung. Darin lag eine kniende Hockerbestattung, die auf (in?) Lehm gebettet war mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet. Vor dem Kopf befand sich eine kleine Tonschale (Leipzig, ÄMU 2086).
Schacht 9: Eine 60 cm hohe, nach Südewesten gerichtet Kammer. Diese war weiß verputzt. In ihr lag ein schlecht erhaltenes Skelett auf dem Rücken mit dem Kopf nach Norden.

Im Verbindungsbau:
Schacht 7: Liegt vor der Scheintür des Kernbaus und verdeckt diese mit flachen Steinplatten. Der Schacht reicht nur bis auf den anstehenden Fels. Die nach Norden gerichtete Kammer hat eine Höhe von 75 cm und war mit Steinen verschlossen. In ihr lag ein kniendes, gut erhaltenes Skelett mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten gerichtet. Beim Kopf lag eine zerbrochene, rote Tonschale (Leipzig, ÄMU 2088). Diese könnte in dem beschädigten Zustand beigegeben worden sein, da die fehlenden Teile nicht mehr auffindbar waren.

   
Erhaltungszustand: Die Mastaba befindet sich in einem guten Erhaltungszustand. Vgl. das QTVR PDM_06726 vom 07.11.2006. http://www.gizapyramids.org/.
   
Funde:

Schacht 3:
- Schädel - (Leipzig, ÄMU uninventarisierter Kriegsverlust).

Schacht 7:
- Zerbrochene, rote Tonschale (Leipzig, ÄMU 2088) .

Schacht 8:
- Tonschale (Leipzig, ÄMU 2086).

   
Photos:
   
Archivalien:

Tagebuch 1906: [Abschrift.pdf] [Original.pdf]

S. 73: […] D 75 Mastaba mit 9 Schächten:
1) auf dem Fels aufsitzend, 3 m tief; ohne Kammer; im Bîr kein Inhalt mehr gefunden.
2) auf dem Fels aufsitzend, 1,50 m tief. Ohne Inhalt.
3) auf dem Grunde des Schacht ein mit 3 Kksteinplatten überdecktes Begräbnis. Darin ein Hockerskelett, Kopf N, Gesicht O. Der Schädel wird

S. 74: geborgen, das übrige zertrümmert.
4) 2 Kammern nach S.; die obere ist angefangen u. scheint nicht benutzt zu sein [sie setzt an bei 1,50 m, ist 0,70 hoch, 0,50 tief]. Die untere Kammer mit kleinen Bruchsteinen versetzt; in der SW-Ecke liegt ein Hocker, mit hoch angezogenen Knieen; Kopf N, Gesicht O.
5) Kammer nach W, war mit grossen Steinen zugesetzt. Darin ein knieendes Skelett mit angezogenen Unterschenkeln, Kopf N, Gesicht O., Schädel zerschlagen.
S. 74
6) Schacht auf dem Fels aufstossend. Kein Inhalt.
7) Kammer nach N, war fest mit Bruchsteinen versetzt. Darin ein knieendes, gut erhaltenes Skelett, das geborgen wird. Beim Kopf eine zerbrochene rote Schale; sie ist zerbrochen
S. 74

S. 75: und unvollständig. Trotz genauen Suchens werden die fehlenden Stücke
nicht gefunden.
8) unten ein nach W. geschlagenes Loch, das mit Bruchsteinen versetzt war. Die Leiche
auf Lehm gebettet, Kopf N, Gesicht O. Vor dem Kopf eine rote Tonschale ––>
S. 75
9) Kl. Kammer nach W. Darin ein schlecht erhaltenes knieendes Skelett, auf d. Rücken
liegend. Kopf nach N.


Notizen 1906: [Original.pdf]

S. 8:
D 75 hat 9 Bire

D 75,7 Kammer nach N, fest mit Bruchsteinen versetzt.
Skelett knieend, geborgen
Unter dem Kopf (urspr. wohl davor) eine zerbrochene rote Tonschale, die fehlenden Teile trotz genauen suchens nicht gefunden.

D 75,8 Loch nach W. geschlagen, war mit Bruchsteinen versetzt.
Rote Tonschale vor d. Kopf
Leiche auf Lehm gebetten
Kopf nach N, Gesicht nach O
cf. W's Skizze

D 75,9 Kl. Kammer nach W.
Skelett knieend, auf dem Rücken liegend.
Kopf nach N
Skelett schlecht erhalten

S. 9
D 75,6 Bir auf d. Fels aufstossend
ohne Inhalt

D 75,5 Kammer nach W, mit grossen Steinen zugesetzt.
Knieend, mit angezogenen Unterschenkeln
Kopf nach N, Gesicht nach O
Schädel zerschlagen (cf W.'s Skizze)

D 75,4 2 Kammern nach S.
Obere Kammer angefangen nicht benutzt
setzt an bei 150, 70 cm hoch, 50 cm tief.
Untere Kammer mit kl. Bruchsteinen versetzt.
Vollständiger Hocker, Kopf N; Gesicht O in der SW-Ecke liegend.

S. 10
D 75,1 auf dem Gebel aufsitzend, 3 m tief
ohne Inhalt, keine Kammer

D 75,2 auf dem Gebel aufsitzend; 1,50 tief
ohne Inhalt

D 75,3 Grab auf d. Grunde des Bîr, mit 3 Platten verdeckt.
In d. Vertiefung Skelett, Hocker.
Kopf N, Gesicht O.
Kopf geborgen, das übrige zu zertrümmert.

 

Notizen Paul Wrede ßJ , 1906: [Abschrift]

S. 5 […] D 75 ist ein lehrreiches Beispiel wie spätere Grabanlagen an vorhandene
angelehnt mit geringen Mitteln neue ergaben. D 75 besteht zunächst aus zwei älteren Teilen,
dem westlichen und südöstlichen. An letzteren wurde zunächst angebaut und endlich ein
Verbindungsbau mit dem restlichen Teile geschaffen. Diese Sachlage ist durch die noch in
situ erhaltenen Mantelreste, die auch in der Zeichnung betont sind, erwiesen. Der südöstliche
Teil hatte eine Scheintür. Diese ist, um für den vorgelagerten Bir glatte Wandungen zu
erzielen, mit flachen Steinplatten zugesetzt worden, welch letztere wiederum durch die
Kalksteine der Birübermauerung festgehalten worden sind. Von dem Kalksteinmantel ist nicht
viel erhalten. Im Westen ist eine kleine Opferstätte durch zwei Steinblöcke abgegrenzt. Von
den Biren gehen I und II bis auf den Fels. III hat in der Mitte Sargvertiefung; Übermauerung
ist auf 1.30 m erhalten. IV enthält zwei Bestattungen. Der Boden des Birs liegt 4.30 unter
Felsoberkante, die untere 1.10 hohe Kammer reicht noch 50 cm tiefer; die obere Bestattung
besteht aus einer 50 cm tiefen 70 cm hohen Nische, die 2.20 m über dem Boden des Bir liegt.
V liegt im höchsten erhaltenen Teil der Mastaba. Die Übermauerung ist 2.00 m., die Felstiefe
2.75 m. Die Kammerhöhe beträgt 70 cm. VI ist ein bis auf den Felsen reichender Bir. VII ist
jenes vorerwähnte Grab, das gegen die Scheintür gesetzt ist. Es ist ein Oberflächengrab. In der Kammer sieht man die Schichten des ursprünglichen Baus. Kammerhöhe 75 cm. Darüber
Deckplatten. Die Birummauerung, soweit dieselbe erhalten, betragt bei 5 Schichten 1.10 m.
Der in den Photographien sichtbare Sturz der Scheintür ist 43cm hoch. VIII ist
Oberflächengrab, doch sorgfältig gemauert und weiß verputzt. Die Kammer ist 60 cm hoch;
vom Bir sind 3 Schichten von zusammen 1.25 m Höhe erhalten.

 

Manuskript Hölscher [Original pdf]
D. 75
Bl.    Lgpln.    Abb.
Photo:
31
Panorama III

besteht aus 4 Teilen, zunächst zwei älteren, dem südwestlichen und dem östlichen Teil; an ersteren wurde dann nach Norden angebaut und endlich wurden die bestehenden Teile durch einen östlichen Verbindungsbau zusammen geschlossen. (Wenn) Von der Kalksteinbekleidung der Mastaba ist nicht viel erhalten. Eine Scheintür ist nur noch vor dem südwestlichen Teil vorhanden. Im Osten ist eine kleine Kultstätte durch 2 aufgerichtete Steinblöcke begrenzt.
D 75,1 reicht nur bis zum Felsboden, 3 m tief, ohne Inhalt.
D 75,2 desgl. 1,50 m tief.
D 75,3 Auf dem Grunde des Schachtes eine mit 3 Platten überdecktes Begräbnis; Hocker, Kppf nach Norden, Gesicht nach Osten, Schädel geborgen.
D 75,4 2 Kammern nach Süden, die obere scheint nur angefangen, aber nicht benutzt zu sein; 1,50.050.070 m; Die untere war mit Steinen verschlossen, darin ein Hocker mit hochgezogenen Knieen. Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten.
D 75,5 4,75 m tief, Kammer nach Westen, war mit grossen Steinen zugesetzt. Darin ein knieendes Skelett mit angezogenen Unterschenkeln. Kopf nach Norden, zerfallen. Gesicht nach Osten.
D 75,6 nur bis auf den Felsen reichend, ohne Inhalt.
D 75,7 liegt vor der Scheintür des südwestlichen Teiles. Die Scheintür war mit flachen Steinplatten verkleidet. Schacht nur bis auf den Fels, Kammer (75 cm


D 75 Fortsetzung.

hoch) nach Norden, fest mit Steinen verschlossen. Darin ein kniendes gut erhaltenes Skelett, Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten. Beim Kopf liegt eine zerbrochene rote Tonschale. Sie scheint in zerbrochenem und unvollständigem Zustande ins Grab gelegt worden zu sein, denn die fehlenden Stücke wurden in der Kammer trotz genauen Suchens nicht gefunden.
D 75,8 Unten eine nach Süd-West geschlagene Höhle, die mit Bruchsteinen versetzt war. Darin knieender Hocker, auf Lehm gebettet; Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten. Vor dem Kopf eine kleine Tonschale.
D 75,9 wie D 75,8 jedoch sorgfältiger hergestellt und weiss verputzt. Kammer (60 cm hoch) nach Nord-Westen, darin ein schlecht erhaltenes Skelett auf dem Rücken liegend, Kopf nach Norden.

   
Anmerkungen:

ßJ - Die privaten Notizen zur Grabung 1906 des Architekten Paul Wrede stellte seine Enkeltochter Jutta Hegemann-Wrede freundlich zur Verfügung. Von ihr stammt auch die Abschrift des in Suetterlin geschriebenen Manuskriptes. [zurück]

   
Bibliographie:

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 66f, Taf. 8.

Literatur: