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Mastaba D 73

Bezeichnung:

D 73

Typus: Zweiteilige Mastaba:
Nördlicher Teil: Ziegelmastaba
Südlicher Teil: Bruchsteinmastaba mit Kalksteinmantel
Namen:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
Kinder:
 
erwähnte Personen:
Titel:
Grabherr:
Frau:
 
Eltern:
   
Kinder:
   
erwähnte Personen:
 


Lage des Grabes:

Plan Hölscher 1903-1906
Junker, Giza IX, Plan II
Blaupausen Mastaba D 73

[pdf]
[pdf]
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Ausgrabungszeitpunkt: 1906
Ausgräber:

Georg Steindorff, Georg Möller, Paul Wrede,

Datierung: 6. Dynastie.
   
Aufbau der Grabanlage:  
Allgemein:

Die trapezförmig gebaute Mastaba D 73 ist südlich an D 31 und an einen abgetrennten Opferhof, der zwischen D 61, D 59, D 35 und D 31 liegt, angebaut.
Sie bestand aus zwei Teilen. Der nördliche, kleinere Teil, war aus Ziegeln aufgemauert und fast ganz abgetragen, während der südliche, größere Abschnitt aus Bruchsteinen bestand und einen Kalksteinmantel hatte.
Die Maße der Mastaba liegen bei 7,1 m × 4,7 m, davon nimmt der nördliche aus Ziegeln gemauerte Teil 2,8 m × 4,5 m ein und der südliche Teil aus Bruchsteinen 4,6 × 4,7 m.
Im Norden trennt eine Ziegelmauer einen zwischen D 31, D 35, D 59 und D 61 liegenden Hof ab. Vor dem Ziegelmastaba-Teil lag eine kleine Opferplatte.
Zur Mastaba gehören insgesamt 6 Grabschächte, davon liegen zwei im nördlichen und vier im südlichen Teil.

Anbauten:
Im Norden gibt es in dem abgetrenten Hof gelegen einen 2m² großen Anbau in dem Teilweise Grabschacht 1 liegt.
Kultkammer:

Der ca. 1m breite Durchgang im Westen zwischen D 61 und D 73 wurde als Kultkammer genutzt, wie noch ein niedergelegter Opferstein beweist.

Serdab:

Im nördlichen Ziegelteil der Mastaba gab es einen ca. 1,0 m × 0,4 m großen Serdab, der jedoch leer vorgefunden wurde.

Grabschächte:

Insgesamt sechs Grabschächte.
Im nördlichen Teil:
Schacht 1: Hat einen nach Westen ausgerichtete Kammer, in der sich ein zerfallener Holzsarg mit flachem Deckel und profiliertem Rand befand (ein Stück davon im ÄMU Leipzig, uninventarisierter Kriegsverlust). In ihm stand eine hölzerne Kopfstütze mit kanneliertem Schaft, deren Fuß zerbrochen war (Leipzig, ÄMU 2496).
Schacht 4: 2,8 m tief. Hatte eine nach Westen ausgerichtet Kammer, die mit Steinen versetzt war und ganz feucht vorgefunden wurde. Darin befand sich ebenfalls ein fast komplett zerstörter Holzsarg. Eine Kopfstütze mit kanneliertem Schaft und zerfallenem Fußbrett stand im Sarg (Leipzig, ÄMU uninventarisierter Kriegsverlust). Im Sarg lag einen Hockerbestattung mit bis unter das Kinn angezogenen Knien. Der Kopf war nach Norden gerichtet und von der Kopfstütze herunter gefallen. An der Bestattung fanden sich Reste von Leinwandbinden um die Brust und auch in der Bauchhöhle wurden Leinwandpackungen gefunden.

Im südlichen Teil:
Schacht 2: 2,6 m tief mit einer 1m³ großen Kammer. An der Nordseite gab es eine 50 cm hohe und 25 cm tiefe Ausbuchtung. Die mit guten Blöcken und Mörtel verschlossene Kammer war sehr feucht. Darin lag ein kniende Hockerbestattung mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten.
S. 54
Schacht 3: 2,7 m tief mit einer 75 cm hohen Kammer. Diese war nur sehr roh in den lehmigen Fels gehauen und nach Osten gerichtet. Der Eingang war mit Bruchsteinen zugesetzt. In der Kammer befand sich ein völlig zerfallener Holzsarg. Darin stand eine Kopfstütze mit glattem Schaft (Leipzig, uninventarisierter Kriegsverlust). An dieser klebten noch Reste der Leinenbinden. Im Sarg lag eine Hockerbestattung mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach Osten. Der Körper war ebenfalls nach Osten gekrümmt. Der Schädel stammt vermutlich von einem jungen Menschen, dessen Zähne noch sehr gut erhalten waren. Der Schädel wurde geborgen (Leipzig, ÄMU - uninventarisierter Kriegsverlust)
S. 55
Schacht 5: 2,3 m tief. Eine 75 cm hohe, oval ausgeschnittene Kammer, die nach Osten gerichtet war. Darin lag ein wohlerhaltenes Skelett in Hockerstellung, um dessen Hals, Brust und Unterleib noch einige Binden gewickelt waren. Es lag mit dem Kopf nach Norden und dem Gesicht nach OSten gerichtet. Der Kopf ruhte auf einem Stein und ein zweiter Stein lag gegen den Rücken gelehnt.
S. 56
Schacht 6: Unvollendet und leer vorgefunden.

   
Erhaltungszustand: Die Mastaba wurde von der ägyptischen Antiken Verwaltung rekonstruiert. Dabei sind aber Fehler im Wiederaufbau passiert und die gesamte Mastaba-Situation im Bereich westlich von D 61 ist komplett unklar. Vgl. den Situationsvergleich um Mastaba D 61.
   
Funde:

Schacht 1:
- Reste eines Holzsarges (Leipzig, ÄMU uninventarisierter Kriegsverlust).
- Kopfstütze mit kanneliertem Schaft (Leipzig, ÄMU 2496 - Kriegsverlust).

Schacht 2:
- Skelett (vermutlich in situ verblieben).

Schacht 3:
- Zerstörter Holzsarg (vermutlich in situ verblieben).
- Kopfstütze mit glattem Schaft (Leipzig, ÄMU uninventarisierter Kriegsverlust).
- Schädel eines menschlichen Skelettes (Leipzig, ÄMU uninventarisierter Kriegsverlust).

Schacht 4:
- Zerstörter (Zedern?-)Holzsarg (vermutlich in situ verblieben).
- Kopfstütze mit kanneliertem Schaft (Leipzig, ÄMU uninventarisierter Kriegsverlust oder Leipzig, ÄMU 1494).
- Skelett mit Resten von Mumifizierung (vermutlich in situ verblieben).

Schacht 5:
- Skelett mit Resten von Mumifizierung (vermutlich in situ verblieben).

   
Photos:
   
Archivalien:

Tagebuch 1906: [Abschrift.pdf] [Original.pdf]

S. 41:
D 73,1: Kammer nach W. In ihr ein sehr morscher Holzsarg mit flachem Deckel. Zerfallen. Es scheint alsob das Unterteil aus senkrecht stehenden Brettern besteht, die durch eine Leiste mit merkwürdiger Nute verbunden sind:
S. 41

S. 42: Auf den Deckel scheinen Querleisten genagelt zu sein
S. 42
Dabei eine kanellirte Kopfstütze Leipzig 2496: Schaft und Backenstück gut erhalten, Fuss zerbrochen. Es soll versucht werden, Stücke des Sarges u. die Kopfstütze zu bergen u. mit Paraffin zu behandeln. In dem verhältnismässig langen Sarge lag die Leiche wahrscheinlich ausgestreckt, Kopf nach N. Der Schädel, der auffallend lang ist, wird geborgen. […]

S. 52: […] Der Deckel des Holzsarges aus D 82,3 wird herausgeholt u. mit Paraffin
getränkt; ebenso die Kopfstütze u. Sargteile von D 73,1. (s. S. 41). […]

S. 54: D 73,2: Kammer nach W, war mit guten Blöcken versetzt u. mit Nilschlamm verstrichen. Die Leiche liegt zur Hälfte im Sand; knieender Hocker, Kopf N, Gesicht
O. H. der Kammer 1 m; für den Kopf eine nördliche Ausbuchtung 50 cm hoch, 25 cm tief. Masse des Schachtes: 1,02 m². 2 m bis anstehendem Fels, darüber 60 cm
unregelmässiges Mauerwerk. Der Felsen sehr lehmig, daher ist viel Wasser durchgesickert.
S. 54
D 73,3: Kammer nach O (es wechseln in dieser Mastaba die Räume W u.
O.), mit Bruchsteinen versetzt. Darin ein völlig zertrümmerter Holzsarg; Kopfstütze mit glattem Schaft, an dem noch geringe Stoffreste kleben. Leiche zerfallen, nur der Schädel (wohl ein junges Individuum mit vorzüglichen

S. 55: Zähnen) gut erhalten, wird geborgen. Hocker in knieender Stellung, Leib nach O. gekrümmt, Kopf nach N. Die Kammer sehr roh in den lehmigen Felsen gearbeitet: Tiefe 1,0, Br. 1,10; Hauptrichtung leicht nach S.; H. 0,75 m. H. des Felsen 1,60, erhaltenes Mauerwerk + 2,70.

D 73,4: Kammer nach W, war mit Steinen versetzt. Der Holzsarg, aus sehr feinem Holz (Ceder?) zerstört. Kopfstütze mit kanneliertem Schaft, das Fussbrett zerfallen. Hocker, Knie unter dem Kinn; der Kopf nach N, war von d. Stütze gefallen; Schädel geborgen, Unterkiefer fehlt. Leinwandreste von d. Binden um die Brust, auch in d. Bauchhöhle dicke
Bindenkonvolute.

S. 56: Die in d. lehmigen Fels geschnittene Kammer war sehr feucht. Die Kammer im S. bündig mit d. Schacht. Masse: 60 × 1,25 cm, H. 80 cm. Schacht 90 × 90 cm; Fels steht bis 2 m; 80 cm. Mauerwerk.
D 73,5. Die oval ausgeschnittene Kammer nach O.
KAMMER 75 cm hoch
Bier 25 cm tiefer als KAMMER Über KA 0,70 FELS
ERHALTEN bis + 1,60 m Kammer nach O, oval ausgeschnitten. Darin ein wohlerhaltenes Skelett, in dessen Unterleib noch einige Binden *). Der Kopf ruht auf einem Stein, nach N.; ein zweiter Stein stützt den Rücken. Hocker (s.o)
S. 56
D 73,6 liegt über 73,4, nicht vollendet, aufgegeben.
––––––
* Auch um Hals u. Brust Binden.

 

Notizen Paul Wrede ßJ , 1906: [Abschrift]

S. 3 […] Die südwestliche Gruppe  72, 73, 59, 60, 61, 35, 75, 74
Von der zur Grabung 04 gehörigen Mastaba D 31 und dem südöstlich hierzu gehörigen Serdap reichen südlich bis an den Aufweg (D 62) die Mastabas D 72 und 73. Diese beiden Bauten sind sehr zerstört, die Mäntel fast ganz abgetragen, wohl infolge der Anlage des Zuweges zum Raherka. Bis auf die Höhe dieses (Raherka) sind sie südlich abgetragen und überpflastert. […]
D 73 besteht aus zwei Teilen. Der nördliche aus Schlammmasse, z.T. aus Ziegeln, ist in
seinem nördlichen Teile ganz verloren gegangen. Hier nur ein Bir, etwa 1 1/2 m tief im Fels,
mit Kammer erhalten. In der Kammer ein Sarg mit profilirtem Rand (Stück davon in Leipzig)
durch eine niedrige Ziegelwand (siehe Photographie) ist D 73 mit D 61 verbunden. Dadurch,
sowie durch Abgleichung der Gasse mit Tubpflaster entstand im Westen ein kleiner,
abgeschlossener Hof, in dem eine Opferplatte liegt, Östlich der Platte Reste eines Serdap ganz
in Schlammziegeln. Der südliche Teil war mit Kalksteinmantel versehen, im Westen ist eine
Schicht erhalten. Er enthält noch vier Bire, alle etwa 1.5 m tief in den Felsen getrieben.
Kammern unregelmäßig, da der Fels hier mit lehmigen Adern durchsetzt. In D73 sind mehrere Kopfstützen erhalten, jetzt in Leipzig.  […]

 

Manuskript Hölscher [Original pdf]
D. 73
Bl.    Lgpln.    Abb.
Photo: 1504/2997

besteht aus 2 Teilen. Der nördliche Teil, aus Ziegeln, ist nach Norden zu ganz abgetragen. Eine niedrige Ziegelmauer nach D 61 zu, trennt einen kleinen Opferhof von D 73 ab, in dem eine Opferplatte liegt. Dahinter Reste einen Serdabs, leer.
Der südliche Teil war wohl eine Mastaba für sich und hatte Kalksteinmantel, von dem nur auf der Westseite eine Schicht erhalten ist.
In der nördlichen Hälfte liegen zwei Schächte, D 73,1 und D 73,4.
D 73,1 hat eine Kammer nach Westen, darin einen sehr morschen Holzsarg mit flachem Deckel und profiliertem Rand 1). Der Unterteil scheint aus senkrecht stehenden Brettern gebaut zu sein. Der Deckel hatte aufgenagelte Quereisenleisten.
D 73,4 2,80 m tief. Kammer nach Westen, war mit Steinen versetzt, sehr feucht. Holzsarg sehr zerstört. Darin einer hölzerne Kopfstütze 2) mit kanneliertem Schaft, deren Fuß zerfallen war. Hocker, Kniee unter dem Kinn, Kopf nach Norden, von der Stütze gefallen. Rest von Leinwandbinden um die Brust; auch in der Bauchhöhle dicke Leinwandpackungen.
Im südlichen Teil liegen vier Schächte: D 73,2,3,5 und 6. D 73,2 2,60 m tief, Kammer 1,00 x 1,00 m gross und 1,00 m hoch. Für den Kopf ist auf der
---------------------------------------
1) Ein Stück davon im Museum zu Leipzig.
2) diese und die anderen Kopfstützen aus D 73 im Museum zu Leipzig.


D 73 Fortsetzung.

Nordseite eine Ausbuchtung von 50 cm Höhe und 25 cm Tiefe vorgesehen. Kammer sehr feucht, war mit guten Blöcken versetzt und mit Mörtel verstrichen; Knieender Hocker, Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten.
D 73,3 2,70 m tief, Kammer 0,75 hoch, sehr roh in lehmigen Fels nach Osten. Eingang mit Bruchsteinen versetzt. Darin völlig zerfallener Holzsarg. Kopfstütze mit glattem Schaft, an dem noch einige Stoffreste klebten. Skelett eines jungen Individuums mit vorzüglichen Zähnen. Schädel geborgen. Hocker in kniender Stellung, Kopf nach Norden, Gesciht nach Osten. Leib nach Osten gekrümmt.
D 73,5 2,30 m tief. Oval ausgeschnittene Kammer nach Osten, 0,75 m hoch. Wohl erhaltenes Skelett um dessen Hals und Brust einige Binden; ebenso im Unterleib. Hocker, Kopf nach Norden, Gesicht nach Osten. Der Kopf ruht auf einem Stein, eine zweiter Stein stützt den Rücken.
D 73,6 nicht vollendet, leer.


   
Anmerkungen:

ßJ - Die privaten Notizen zur Grabung 1906 des Architekten Paul Wrede stellte seine Enkeltochter Jutta Hegemann-Wrede freundlich zur Verfügung. Von ihr stammt auch die Abschrift des in Suetterlin geschriebenen Manuskriptes. [zurück]

   
Bibliographie:

Grimm, Alfred [Hrsg.], Steindorff, Georg and Uvo Hölscher, Die Mastabas westlich der Cheopspyramide (...), S. 64f, Taf. 8.

Literatur: