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ÄMUL 3028

ÄMUL 3028
Standort: Ägyptisches Museum der Universität Leipzig
Inv.-Nr. 3028
Bezeichnung des Stückes: Standfigur eines nackten Knaben

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 39/40, im Serdab. Vgl. Fundkontext.
Erwerbung: Fundteilung 1905
Material: Kalkstein mit Bemalung
Maße: H. 46,8 cm; B. 11,3 cm; T. 12,6 cm
Datierung: Ende 5. Dynastie / Anfang 6. Dynastie.
Porter/Moss: 5. Dynastie.
Anhand der Statuen variiert mitunter in der Literatur eine Datierung zwischen der 4. und 6. Dynastie.
Beschreibung:
Die Statue war bei der Auffindung bereits in fünf Teile zerbrochen und wies große Abschlagungen an beiden Unterarmen und im Gesicht auf sowie zahlreiche Bestoßungen an der Basis, den Beinen, dem Kopf und den Ohren. Die Farben waren teilweise abgerieben, sind jedoch insgesamt gut erhalten
Erhaltungszustand:
Der heutige Erhaltungszustand entspricht weitestgehend dem Zustand bei der Auffindung.
Darstellung und Text:
 

Die stehende Figur eines nackten Knaben steht auf einer rechteckigen Basis mit geschlossenen Beinen vor einem bis knapp unter die Hüfte reichenden Rückenpfeiler. Seine Arme führt er entlang des Körpers und seine Hände liegen flach an den Oberschenkel an. Der Körperbau ist entgegen der Sitzfiguren des E#S feingliedriger und graziler und die Muskelpartien sind lediglich angedeutet, so dass beim Betrachter der knabenhafte Eindruck entsteht. Die Füße erscheinen im Vergleich zur Gesamtstatue wiederum recht groß und blockhaft. Auch die Finger und Zehennägel sind nur andeutungsweise herausmodelliert.
Der Kopf nickt leicht nach links ein. Der Knabe trägt eine Kurzhaarfrisur, die durch eine Relieflinie angedeutet wurde und die großen, gut modellierten Ohren frei lässt. Das Gesicht wiederum ist rundlich, fast noch ein wenig pausbäckig.Die Augenbrauen sind weich herausmodelliert und fassen die mandelförmigen Augen ein, die entsprechend der Kopfneigung ebenfalls auf einer leicht nach links unten verschobenen Lidachse stehen. Die Nase ist abgeschlagen und lässt nur noch einen rechten Nasenflügel erkennen. Die große Mundspalte wird durch gleich große Ober- und Unterlippe geprägt. Kleine Fältchen um die Mundwinkel erwecken den Eindruck eines leichten Lächelns. Der Knabe trägt einen Halskragen, dessen Farben jedoch komplett verschwunden sind.

Kommentar:
  Die Statue wurde zusammen mit 19 weiteren Statuen im bereits aufgebrochenen Serdab von Mastaba D 39/40 gefunden. Die Statuen standen nicht mehr alle in situ und weisen z.T. erhebliche Beschädigungen auf. Dazu gehören drei Sitzfiguren des Grabherrn (Leipzig, ÄMU 2561, Kairo JE 37820 und 37825), die Darstellung eines nackten Knaben (Leipzig, ÄMU 3028) und eine Sitzfigur der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Kairo, JE 37821), sowie 15 Dienerfiguren (Leipzig, ÄMU 2562, ÄMU 2563, ÄMU 2564, ÄMU 2565, ÄMU 2566, ÄMU 2569, ÄMU 2570, ÄMU 2571, ÄMU 2572; Hildesheim, PM 18, PM 20; München, SMÄK ÄS 4862; Kairo, JE 37822, 37823, und 37824).

Serdab
Technische Angaben:

Maße:
Höhe des Rückenpfeilers: 22,5 cm.
Breite des Rückenpfeilers: 5,7 cm.
Höhe der Basis: 3,0 cm.
Breite der Basis: 7,1 cm.
Tiefe der Basis: 12,6 cm

Farben:
Schwarz (Munsell N 5.5/-4/): Haare, Augen, Zehenzwischenräume, Verbindungsstege, Basisoberseite und an der Rückseite des Rückenpfeilers.
Rotbraun (Munsell 10 R 7/8-5/6): Inkarnat, Verbindungstege.

Geschichte des Stückes:
Die Statue wurde zusammen mit 19 weiteren Statuen am Donnerstag, 23. März 1905 gefunden und kam noch im gleichen Jahr zur Fundteilung, bei der sie Steindorff zufiel.
zugehörige Objekte:
  Eingang Kultkammer:
- Architrav (1908 im Kunsthandel gesehen - heutiger Verbleib unbekannt).
- Rundbalken (in situ verblieben).

Im Serdab:
- Sitzfigur des E#S (Kairo JE 37820).
- Sitzfigur des E#S (Kairo JE 37825).
- Sitzfigur des E#S (Leipzig, ÄMU 2561).
- Sitzfigur der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Kairo, JE 37821).
-
Dienerfigur eines Kochs (Leipzig, ÄMU 2562).
- Dienerfigur eines Topfausstreichers (Leipzig, ÄMU 2563).
- Dienerfigur einer Mehlsieberin (Leipzig, ÄMU 2564).
- Dienerfigur eines Bierschöpfers (Leipzig, ÄMU 2565).
- Dienerfigur eines kornspeichernden Dieners (Leipzig, ÄMU 2566).
- Dienerfigur eines Mannes, der Waren in einen Korb packt (Leipzig, ÄMU 2569).
- Dienerfigur einer Frau mit Waschgefäß (Leipzig, ÄMU 2570).
- Fragmentarisch erhaltene Dienerfigur (Leipzig, ÄMU 2571).
- Dienerfigur einer Frau mit Waschgefäß (Leipzig, ÄMU 2572).
- Dienerfigur eines Bierbrauers, der Brotmaische durch ein Sieb streicht (Hildesheim, PM 18).
- Dienerfigur eines Müllerin (Hildesheim, PM 20).
- Dienerfigur einer Müllerin (München, SMÄK ÄS 4862).
- Dienerfigur eines Brotbäckers (Kairo, JE 37822).
- Dienerfigur eines Schlachters (Kairo, JE 37823).

- Dienerfigur eines Gänserupfers (Kairo, JE 37824).

Schacht 1, Mastaba D 39:
- Fragment eines Opferbeckens mit Inschrift (heutiger Verbleib unbekannt - vermutlich uninventarisierter Kriegsverlust des ÄMU Leipzig).

Schacht 3, Mastaba D 39:
- Schale aus anorthositischem Gneis (Leipzig, ÄMU 2487)
- Skelett (Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 7012).

Schacht 5, Mastaba D 40:
- Skelett (Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 7013).
Bibliographie:
  - Krauspe, Renate, Statuen und Statuetten, Mainz, 1997 = Katalog Ägyptischer Sammlungen in Leipzig, 1, S. 50f.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 111.
Literatur:
- Fitzenreiter, Martin, Statue und Kult - Eine Studie der funerären Praxis an nichtköniglichen Grabanlagen der Residenz im Alten Reich, in IBAES III, Berlin 2003.
   
Photos:
 
   
Archivalien:  

Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]
S. 95: Der Serdab ist in der Weise hergestellt, daß die Straße zwischen Mastaba D 40 S. 95 an der Ost- (und West-)Seite verschlossen und mit Steinplatten überdeckt ist. Von den 4  Deckenplatten sind die 3 Östlichen in situ, der westlichste fehlt. Vorn an der Ostwand ist ein Schlitz (b) in der Mauer. Der Serdab wird geöffnet und sofort werden die Köpfe zweier Statuen sichtbar, bald darauf erscheinen auch noch mehrere Köpfe von Dienerstatuen. Das Herausschaffen des Sandes geht schnell von Statten, ein Statuenkopf nach dem anderen erscheint, auch 3 weitere Statuen des Toten bezw. seiner Angehörigen werden herausgeholt. Bis zum
S. 95

S. 96: Schuglschluß ist der ganze Inhalt des Serdâbs, 5 Statuen und 15 Dienerfiguren, geborgen. Eine photographische Aufnahme war nicht möglich.

S. 96: Schuglschluß ist der ganze Inhalt des Serdâbs, 5 Statuen und 15 Dienerfiguren, geborgen. Eine photographische Aufnahme war nicht möglich.

No. 1 (Skizze auf S. 95) ist ca. 70 cm hoch, sitzende Statue eines Mannes, nach der Aufschrift auf der r. Seite des Sessels der S. 96 (cf. S. 92) Das Gesicht sehr derb, offenbar Porträtähnlichkeit angestrebt. Halblanges gescheiteltes Haar. Breiter Halskragen S. 96 Bemalung (blau) erhalten. Gefältelter Schurz S. 96 . Körper rotbraun, die Bemalung des Sessels soll Granit nachahmen (das Material ist Kalkstein).
No. 2 ist ca 60 cm hoch und stellt denselben Mann dar S. 96 Haltung im Wesentlichen die gleich wie bei No.1. Haar kurz, Löckchenfrisur. Arbeit besser als bei No. 1, Erhaltungszustand tadellos, Farben

S. 97:  weniger gut erhalten.
No. 3. Sitzende Statue wohl desselben Mannes (ohne Inschrift) H. ca 40 cm. Haltung wie bei vor. No. Kopf abgebrochen, aber vorhanden. Farben gut erhalten.
No. 4. Sehr plumpe sitzende Figur einer Frau. H. ca. 35 cm. Auf der r. Seite des Sessels Inschrift: S. 97 . Halskette aufgemalt.
No. 5. Zerbrochene Figur eines nackten stehenden Knaben. Von den Armen (die Hände sind angelegt) fehlen Stückchen. Nase abgestoßen. H. ca. 50 cm. Farben gut erhalten.
No. 6 – 17. zerbrochene Dienerfiguren, nicht mehr in situ.
No. 18 Mann, Bier in Krüge füllend, ca 30 cm hoch.
No. 19 Mahlende Frau, ca 36 cm hoch.

S. 146: Um ½ 3 ist St. im Museum u. macht mit Maspero die Teilung. Dem Museum fällt zu:
1) die grosse sitzende Statue des ZaSa (mit gescheitelter Perücke):
2) die sitzende langbeinige Figur des ZaSa.
3) Kksteinfigur der Frau des ZaSa
4) die Gruppe des Zezemonch.
5) „Kuchenbäcker“ aus d. Serdab
6) Schlächter des ZaSa
7) Gänsebrater
8) abgeschnittener Kopf KKstein
9) Relief des Ptah-n;
10) Serdabschlitz mit Figuren, aus demselben Grabe
11) 4 Kanopen au dem zuletzt ausgehobenen Bîr des Zezemonch
12) 1 Obelisk von D 37;
13) Modell eines Waschgefässes, 2

S. 147: […] Vom Museum fährt Stdff. zu Pelizaeus u. Teilt mit ihm. P. erhält:
1) die sitzende Granitfigur von 1904;
2) die stehende Kksteinstatue des Mimi
3) die feine Kalksteinfigur des Zezemonch (s. 101);

S. 148:
4) Müller aus dem Serdab
5) Bierbrauer des ZaSa
6) Müllerin aus d. Serdab des Zezemonch;
7) Gruppe der Pepi u. der beiden Schepsesre;
8) die zuerst gefundene Gruppe des Ehepaares u. der 2 Kinder
9) Thürsturz mit Reliefinschrift des
10) Mittelstück von der Scheintür des Chenu;
11) 2 Kanopen von den 4 im unteren Brunnen des Zezemonch gefundenen;
12) Alabasterne Kopfstütze
13) Opfertrog mit zerstörter Inschrift;
14) die Hälfte der Alabastersachen (mit Ausnahme der von Maspero genommenen) aus dem Schacht in der Vorhalle von N.(1903)

S. 149: Ausserdem wird P. noch einen Anteil von den 6 nach Deutschland mitgenommenen Dienerfiguren bekommen. […]

 

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906 - [pdf]
Blaupausen Mastaba D 39/40 - [pdf]