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ÄMUL 2563

PM 19
Standort: Ägyptisches Museum der Universität Leipzig
Inv.-Nr. 2563
Bezeichnung des Stückes: Dienerfigur eines Brauereigehilfen

Herkunft:

Giza, Westfriedhof, Mastaba D 39/40, im Serdab. Vgl. Fundkontext.
Erwerbung: Fundteilung 1905
Material: Kalkstein, bemalt
Maße: H. 26,8 cm; B. 13,14 cm; T. 31,5 cm
Datierung: Ende 5. Dynastie / Anfang 6. Dynastie.
Porter/Moss: 5. Dynastie.
5. Dynastie nach Krauspe, Statuen, S. 73f.
Anhand der Statuen variiert mitunter in der Literatur eine Datierung zwischen der 4. und 6. Dynastie.
Beschreibung:

Die Dienerfigur ist vollständig erhalten und weist aber zahlreiche Bestoßungen auf.

Erhaltungszustand: Das Objekt befindet sich in einem guten Erhaltungszustand. Die Figur wurde modern in die Basis eingegipst.

Darstellung und Text:

Die Dienerfigur eines Brauereigehilfen hockt breitbeinig auf einer rechteckigen, an den Kanten abgerundeten Basis. Zwischen seinen Beinen hält er mit seiner linken inneren Fußsohle an den rechten Fuß herangedrückt einen Bierkrug. Mit seiner linken Hand greift er an die Topfseite, um diesen zu drehen und mit seiner rechten in das Gefäß hinein und zwar so dass er seine Handfläche innen um den Gefäßrand laufen lässt und den Daumen außerhalb hält. Sein rundlicher Kopf liegt ganz im Nacken und die Figur knickt durch die Streichbewegung leicht nach links ein. Das geschorene Haar ist nur durch eine dünnen Relieflinie angegeben. Die großen, mandelförmigen Augen sind durch eine Relieflinie eingefasst und stehen auf einer schräg nach links unten fallenden Lidachse. Das Gesicht ist geprägt von vollen Wangen, einem breitlippigen Mund, dessen Mundspalte auch leicht nach links unten geneigt ist und einer großen Nase, deren Nasenrücken ebenfalls leicht schräg nach links oben verläuft. Die Ohren sind stark bestoßen und wieder überaus groß. Der Diener trägt einen über die linken Schulter gezogenen Überwurf, der unter dem rechten Arm verläuft. Dieser ist auf der linken Seite offen und wird nur durch einen um den Bauch gebundenen Gürtel gehalten. Ansonsten ist der Diener nackt. Vor dem Diener liegen separat gefertigt vier Reihen mit jeweils drei Töpfen, die entweder schon fertig ausgestrichen sind oder Vorrat zum Ausstreichen bedeuten.

Kommentar:

Die Statue wurde zusammen mit 19 weiteren Statuen im bereits aufgebrochenen Serdab von Mastaba D 39/40 gefunden. Die Statuen standen nicht mehr alle in situ und weisen z.T. erhebliche Beschädigungen auf. Dazu gehören drei Sitzfiguren des Grabherrn (Leipzig, ÄMU 2561, Kairo JE 37820 und 37825), die Darstellung eines nackten Knaben (Leipzig, ÄMU 3028) und eine Sitzfigur der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Kairo, JE 37821), sowie 15 Dienerfiguren (Leipzig, ÄMU 2562, ÄMU 2563, ÄMU 2564, ÄMU 2565, ÄMU 2566, ÄMU 2569, ÄMU 2570, ÄMU 2571, ÄMU 2572; Hildesheim, PM 18, PM 20; München, SMÄK ÄS 4862; Kairo, JE 37822, 37823, und 37824).

Serdab

Der Diener trägt entgegen anderer Beschreibungen tatsächlich nur einen über eine Schulter geworfenen und um der Hüfte durch einen Gürtel gehaltenen Umhang und war ansonsten nackt. Wie dieser Umhang im Detail aussieht kann man gut an einer Dienerfigur (Träger von Bierkrügen, Kairo, JE 72140) aus Mastaba G 2088 erkennen.

Der Vorgang des Topfausstreichens gehört in die Bierproduktion und zwar konkret zu den Vorgängen zur Vorbereitung der Biertöpfe. Der Vorgang wird ägyptisch als dw sjn, wörtl. "(ein)setzen des Tons" in den Beischriften der Kulkammerdekorationen bezeichnet. Die Bierkrüge werden mit sehr feiner, magerer Tonschlämme ausgekleidet, die bewirkt, dass:
1. Durch die Nässe und Glätte der Wandung wird das Aufschäumen des Bieres und damit das Schalwerden des Produktes verhindert.
2. Die aufgetragene Tonschicht das Auslaufen des Bieres verhindert.
3. Die Schlämme könnte zur Klärung des Bieres beigetragen haben, indem es sich absetzende Trübstoffe bindet.
Mehr Informationen zu diesem Thema, vgl. Faltings, Dina, Die Keramik der Lebensmittelproduktion im Alten Reich, in: SAGA 14, Heidelberg 1989. Die Keramik der Lebensmittelproduktion im Alten Reich, in: SAGA 14, Heidelberg 1989, S. 204f.

Technische Angaben:

Maße:
Höhe der Basis, vorn: 2,7 cm.
Höhe der Basis, hinten: 4,5 cm.
Breite der Basis, vorn: 12,0 cm.
Breite der Basis, hinten: 13,9 cm.
Tiefe der Basis: 31,5 cm.

Farben:
Schwarz (Munsell N 5.5/-4.75/): Zwischenstege, Gefäßöffnungen, Basis.
Rotbraun (Munsell 10 R 8/4-6/6): Inkarnat, Gefäße.
Weiß (Munsell 10 YR 9/1-9/2): Schurz, Siebgut.

Geschichte des Stückes: Die Statue wurde zusammen mit 19 weiteren Statuen am Donnerstag, 23. März 1905 gefunden und kam noch im gleichen Jahr zur Fundteilung, in der sie Steindorff zufiel.
Zugehörige Objekte:

Eingang Kultkammer:
- Architrav (1908 im Kunsthandel gesehen - heutiger Verbleib unbekannt).
- Rundbalken (in situ verblieben).

Im Serdab:
- Sitzfigur des E#S (Leipzig, ÄMU 2561).
- Sitzfigur des E#S (Kairo JE 37820).
- Sitzfigur des E#S (Kairo JE 37825).
- Standfigur eines nackten Knaben (Leipzig, ÄMU 3028).
- Sitzfigur der Frau O(w).t-Or(.w)-wr.t (Kairo, JE 37821).
-
Dienerfigur eines Kochs (Leipzig, ÄMU 2562).
- Dienerfigur einer Mehlsieberin (Leipzig, ÄMU 2564).
- Dienerfigur einer Teig schöpfenden Dienerin (Leipzig, ÄMU 2565).
- Dienerfigur eines kornspeichernden Dieners (Leipzig, ÄMU 2566).
- Dienerfigur eines Mannes, der Waren in einen Korb packt (Leipzig, ÄMU 2569).
- Dienerfigur einer Frau mit Waschgefäß (Leipzig, ÄMU 2570).
- Fragmentarisch erhaltene Dienerfigur (Leipzig, ÄMU 2571).
- Dienerfigur einer Frau mit Waschgefäß (Leipzig, ÄMU 2572).
- Dienerfigur eines Bierbrauers, der Brotmaische durch ein Sieb streicht (Hildesheim, PM 18).
- Dienerfigur eines Müllerin (Hildesheim, PM 20).
- Dienerfigur einer Müllerin (München, SMÄK, ÄS 4862).
- Dienerfigur eines Brotbäckers (Kairo, JE 37822).
- Dienerfigur eines Schlachters (Kairo, JE 37823).
- Dienerfigur eines Gänserupfers (Kairo, JE 37824).


Schacht 1, Mastaba D 39:
- Fragment eines Opferbeckens mit Inschrift (heutiger Verbleib unbekannt - vermutlich uninventarisierter Kriegsverlust des ÄMU Leipzig).

Schacht 3, Mastaba D 39:
- Schale aus anorthositischem Gneis (Leipzig, ÄMU 2487)
- Skelett (Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 7012).

Schacht 5, Mastaba D 40:
- Skelett (Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen, Inv.-Nr. 7013).

Bibliographie: - Faltings, Dina, Die Keramik der Lebensmittelproduktion im Alten Reich, in: SAGA 14, Heidelberg 1989. Die Keramik der Lebensmittelproduktion im Alten Reich, in: SAGA 14, Heidelberg 1989, S. 160.
- Grimm, Alfred, Mastabas ... = MÄU, 2, S. 30f (erw.)
- Krauspe, Renate, Statuen und Statuetten, Mainz, 1997 = Katalog Ägyptischer Sammlungen in Leipzig, 1, S. 72.
- Porter/Moss, Memphis III,1,2. Auflage, S. 111.
- Spiekermann, Antje & Kampp-Seyfried, Friederike. Giza: Ausgrabungen im Friedhof der Cheopspyramide von Georg Steindorff. (Kleine Schriften der Ägyptischen Museums der Universität Leipzig. 6.) Leipzig (Ägyptisches Museum), 2003, S. 27-39.
Literatur: - Breasted Jr., J. H., Egyptian Servant Statues, [New York, Bollingen Foundation, 1948] (gr. 8vo, XVI + 113 p., pl.; annexe d'une page contenant un questionnaire) = Pantheon Books. The Bollingen Series XIII.
- Faltings, Dina, Die Keramik der Lebensmittelproduktion im Alten Reich, in: SAGA 14, Heidelberg 1989. Die Keramik der Lebensmittelproduktion im Alten Reich, in: SAGA 14, Heidelberg 1989, S. 156ff.
- Roth, Ann Macy, “The Meaning of Menial Labor, “Servant Statues” in Old Kingdom Serdabs”, in: JARCE 39 (2002), pp. 103–121.
Photos:
   
Archivalien:

Tgb. 1905 [Original pdf] [Abschrift pdf]
S. 95: Der Serdab ist in der Weise hergestellt, daß die Straße zwischen Mastaba D 40 S. 95 an der Ost- (und West-)Seite verschlossen und mit Steinplatten überdeckt ist. Von den 4  Deckenplatten sind die 3 Östlichen in situ, der westlichste fehlt. Vorn an der Ostwand ist ein Schlitz (b) in der Mauer. Der Serdab wird geöffnet und sofort werden die Köpfe zweier Statuen sichtbar, bald darauf erscheinen auch noch mehrere Köpfe von Dienerstatuen. Das Herausschaffen des Sandes geht schnell von Statten, ein Statuenkopf nach dem anderen erscheint, auch 3 weitere Statuen des Toten bezw. seiner Angehörigen werden herausgeholt. Bis zum
S. 95

S. 96: Schuglschluß ist der ganze Inhalt des Serdâbs, 5 Statuen und 15 Dienerfiguren, geborgen. Eine photographische Aufnahme war nicht möglich.

S. 96: Schuglschluß ist der ganze Inhalt des Serdâbs, 5 Statuen und 15 Dienerfiguren, geborgen. Eine photographische Aufnahme war nicht möglich.

No. 1 (Skizze auf S. 95) ist ca. 70 cm hoch, sitzende Statue eines Mannes, nach der Aufschrift auf der r. Seite des Sessels der S. 96 (cf. S. 92) Das Gesicht sehr derb, offenbar Porträtähnlichkeit angestrebt. Halblanges gescheiteltes Haar. Breiter Halskragen S. 96 Bemalung (blau) erhalten. Gefältelter Schurz S. 96 . Körper rotbraun, die Bemalung des Sessels soll Granit nachahmen (das Material ist Kalkstein).
No. 2 ist ca 60 cm hoch und stellt denselben Mann dar S. 96 Haltung im Wesentlichen die gleich wie bei No.1. Haar kurz, Löckchenfrisur. Arbeit besser als bei No. 1, Erhaltungszustand tadellos, Farben

S. 97:  weniger gut erhalten.
No. 3. Sitzende Statue wohl desselben Mannes (ohne Inschrift) H. ca 40 cm. Haltung wie bei vor. No. Kopf abgebrochen, aber vorhanden. Farben gut erhalten.
No. 4. Sehr plumpe sitzende Figur einer Frau. H. ca. 35 cm. Auf der r. Seite des Sessels Inschrift: S. 97 . Halskette aufgemalt.
No. 5. Zerbrochene Figur eines nackten stehenden Knaben. Von den Armen (die Hände sind angelegt) fehlen Stückchen. Nase abgestoßen. H. ca. 50 cm. Farben gut erhalten.
No. 6 – 17. zerbrochene Dienerfiguren, nicht mehr in situ.
No. 18 Mann, Bier in Krüge füllend, ca 30 cm hoch.
No. 19 Mahlende Frau, ca 36 cm hoch.

Lageplan: Plan Hölscher 1903-1906
Blaupausen Mastaba D 39/40
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